LVZ: Die Leipziger Volkszeitung zum Integrationsgipfel -
Geschrieben am 12-07-2007 |
Leipzig (ots) - Von André Böhmer. Sie waren plump und skandalös im Ton. In der Sache allerdings haben die Erpressungsversuche der vier türkischen Verbände im Vorfeld des Integrationsgipfels doch etwas bewirkt. Erstens kamen sie genau zum richtigen Zeitpunkt, um ein spannendes Thema nachhaltig in den Fokus der Öffentlichkeit zu rücken. Und zweitens ist damit der Regierung unmissverständlich klar gemacht worden, dass ein Konzept mit konkreten Forderungen an Zuwanderer von vielen Ausländern noch immer als Bedrohung, statt als Chance für eine echte Integration wahrgenommen wird. Deshalb ist es schon als Erfolg zu werten, dass sich die Kanzlerin davon nicht beirren ließ und das Treffen allen Boykott-Aufrufen zum Trotz abgehalten hat. Angela Merkels Reaktion auf die Forderungen der vier türkischen Migrantenverbände ist deutlich - und taktisch geschickt. Einer Bundesregierung stellt man keine Ultimaten. Erst recht nicht, wenn sie sich gegen parlamentarisch verabschiedete Gesetze richten. Alles andere hieße, das Fundament der Demokratie auszuhebeln. Doch wer es ernst meint, könne sich immer noch an der Umsetzung des nationalen Integrationsplans beteiligen. Die Tür bleibt also offen, falls es sich doch einige anders überlegen. Der Ball liegt jetzt im Feld der Verweigerer. Es wird sich zeigen, wie weit das Integrationsverständnis ausländischer und in diesem Fall speziell türkischer Interessenverbände in Deutschland geht. Zwischen dem eisernen Festhalten an der religiös-kulturellen Identität fernab von Gesetzen und Traditionen des Gastgeberlandes und einem Leben im mitteleuropäischen Wertekanon ist es ein weites Feld. Nachdem besonders unter der rot-grünen Bundesregierung viel Wert auf die Rechte von Zuwanderern gelegt wurde - mit den bekannten Folgen wie Parallelgesellschaften, Zwangsverheiratungen und Ehrenmorden - wird es nun höchste Zeit, dass auch Pflichten festgelegt werden. Ein erfolgreicher Integrationsprozess beruht auf dem Geben und Nehmen beider Seiten und der Einsicht, dass auch alle davon profitieren können. Das Erlernen der deutschen Sprache sollte in diesem Zusammenhang eigentlich eine Selbstverständlichkeit sein. Weil sich diese simple Erkenntnis allerdings noch überall durchsetzen muss, macht es Sinn, per Gesetz bei einigen Nationalitäten darauf zu pochen. Dass die Forderungen nach Sprachkursen vor allen an türkischstämmige Einwanderer gerichtet werden, ist keine Schikane gegenüber Familien, die ihre Nachzügler aus Ostanatolien nach Deutschland lotsen wollen. Die Regelung soll unter anderem junge Frauen vor der Zwangsverheiratung schützen. Andere Länder, denen dieser archaische Brauch fremd ist, müssen folglich auch nicht davor geschützt werden. Das Klagen der türkischen Verbände über diese angebliche ethnische Diskriminierung klingt deshalb mehr als scheinheilig.
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