Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Sinkewitz
Geschrieben am 18-07-2007 |
Bielefeld (ots) - Überrascht? Nein, nicht wirklich. Denn es musste ja damit gerechnet werden: Diese Tour de France wird ihren Dopingfall zwischen die Speichen bekommen. Früher oder später. Entsetzt? Schon eher. Über die Tatsache, dass trotz aller Mahnungen und Warnungen, trotz erhöhter Kontrollen und massiver Strafandrohungen wieder mal mindestens ein Fahrer sehr wahrscheinlich so dumm und dreist gewesen ist, verbotene Substanzen zu nehmen. Patrik Sinkewitz wurde am 8. Juni positiv getestet, und das ist für den verseuchten Radsport höchst negativ. Enttäuscht? Aber sicher. Zumindest die Verantwortlichen seines Rennstalles müssten es sein. Ausgerechnet erneut ein Fahrer ihres Teams, das sich als besonders sauber darstellte. Es ist ja auch anzuerkennen, dass sie bei T-Mobile viel getan haben, um endlich mal eine junge, unbelastete Mannschaft an den Tour-Start zu bringen. Aber in dieses geschönte Bild passte nie die Weiterbeschäftigung ihres Sport-Direktors. Rolf Aldag hätte nach seinem Doping-Geständnis entlassen werden müssen. Die Quittung: Jetzt prüft T-Mobile sogar die radikale Rad-Entsorgung. Verärgert? Und wie! Hier dürften die Herren Günter Struve, Programmdirektor der ARD, und Nikolaus Brender, Chefredakteur des ZDF, sofort mit einem ganz lauten »Ja« antworten. Sie hatten sich trotz drohender Doping-Enthüllungen für die Übertragungen von der Tour entschieden. Allerdings nur auf Bewährung: Wenn etwas passiert, dann wird abgeschaltet. Aber, welche Freude, es schalteten immer mehr Zuschauer ein. Je steiler es in die Berge ging, desto höher kletterte auch die Quote. Verlogen? Vielleicht. Denn es waren vor allem ARD und ZDF, die diese Tour über Jahre wie ein Heldenstück servierten. Als Sponsor hockte vor allem die ARD sogar mit auf dem Sattel, Jan Ullrich erhielt dicke Privat-Verträge. Das Thema Doping kam in den Berichten höchst selten vor. Inzwischen ist alles anders. Jetzt spielen sie sich wie die öffentlich-rechtlichen Oberkontrolleure auf. Versagt? Haben fast alle. Natürlich in erster Linie die verantwortungslosen Medizinmänner, die die Behandlung durchführten. Dann selbstverständlich die leichtsinnigen Fahrer, die schluckten und sich spritzen ließen. Die skrupellosen Rennstall-Leiter, die diese »Betreuung« forderten oder zumindest zuließen. Und schließlich die internationalen und nationalen Fach-Verbände, die viel zu wenig für die Aufklärung getan haben. Aber die meisten Medien tragen ebenfalls eine Mitschuld. Nicht allein ARD und ZDF. Auch diese Zeitung, die einst Jan Ullrich feierte - wie viele andere Blätter. Obwohl schon damals der Verdacht immer mitfuhr: Ist der Junge wirklich sauber? Und jetzt? Die Tour abschaffen? Die letzte Luft aus den Reifen lassen? Wobei längst klar ist: Es sind nicht nur die Radfahrer, die betrügen. Die knallharte Konsequenz wäre die Einstellung der Berichterstattung über jede Art von »Sp(r)itzensport«. Wer will das? Wer wagt das?
Originaltext: Westfalen-Blatt Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=66306 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_66306.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Westfalen-Blatt Nachrichtenleiter Andreas Kolesch Telefon: 0521 - 585261
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
82464
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Doping und Tour de France Halle (ots) - Ist dieser Boykott auch glaubwürdig? Jahrelang haben gerade ARD und ZDF eine Nähe zu diesem Radsport-Sommerfest entwickelt, die nicht gerade dazu beigetragen hat, das Thema Doping ausreichend zu thematisieren. Die Tour hatte Quote - und ARD und ZDF platzierten in der ersten Reihe. Irgendwie ahnten alle, dass kein Mensch nur mit Spaghetti und Müsliriegel versorgt drei Wochen lang 3.000 Kilometer durch Frankreich radeln kann. Gestört hat das niemanden - auch ARD und ZDF nicht. Nein, die Rolle der Moralapostel ist fehlbesetzt. mehr...
- Aachener Zeitung: Kommentar zu Tour de France und Doping: Abserviert. Ein Sport-Fall. Die gedopte Ellenbogengesellschaft auf Tour Aachen (ots) - Von Bernd Mathieu / "Ich? Wieso ich? Davon weiß ich nichts." Patrik Sinkewitz Die entscheidende Schwachstelle dieses seit Jahren stattfindenden Radsport-Betrugs ist die Scheinheiligkeit - der Teams, der Fahrer, der Medien, der Sportfans. Patrik Sinkewitz: Da schallt laut die aktuellste Ohrfeige für den Mini-Rest an Glaubwürdigkeit. Na ja: Warten wir die B-Probe ab. Aber ob alles gut wird? Der Radsport wird gnadenlos von den Akteuren selber abserviert und ist doch nur ein Spiegelbild einer internationalen Ellenbogengesellschaft, mehr...
- Lausitzer Rundschau: ARD und ZDF steigen vorläufig aus der Tour-Berichterstattung aus Geplatzte Illusionen Cottbus (ots) - Patrik Sinkewitz wurde gestern in Hamburg operiert. Nach seinem schweren Sturz bei der Tour de France ist dem Radprofi vom Team T-Mobile zu wünschen, dass er möglichst schnell gesund wird. Die alten Wunden, die Sinkewitz mit dem positiven Dopingtest wieder aufgerissen hat, werden dagegen nicht so schnell verheilen. Sein erhöhter Testosteronwert ist ein weiterer Tiefschlag für den Radsport, der mit seinen Anti-Doping-Bemühungen verzweifelt um ein neues Image kämpft. Die Illusionen, dass dieser Kampf in absehbarer Zeit mehr...
- Lausitzer Rundschau: Verschärftes Strafrecht für Jugendliche Das letzte Mittel Cottbus (ots) - Die deutsche Justiz ist nicht dafür bekannt, mit jugendlichen Straftätern besonders hart ins Gericht zu gehen. Das ist im Prinzip auch gut so. Denn was ein Heranwachsender an Gesetzesverletzungen begeht, bleibt seriösen Untersuchungen zufolge oft nur eine persönliche Episode. Allerdings gibt es auch Extremfälle. Wer als Jugendlicher zum Beispiel jemanden quält und tötet und auch im Strafvollzug keinerlei Bereitschaft zur Mitwirkung an Therapiemaßnahmen zeigt, der ist zumindest anfällig für Wiederholungstaten, wenn er aus mehr...
- Rheinische Post: Präsidialkanzlerin im Heldenglanz Düsseldorf (ots) - Von Sven Gösmann Der Duisburger Politikprofessor Karl-Rudolf Korte hat der Kanzlerin einen Tort angetan und gleichzeitig einen großen Gefallen gewährt. Stunden vor Angela Merkels Sommer-Pressekonferenz verbreiteten die Nachrichtenagenturen Kortes Einschätzung, Merkel habe sich "internationalen Heldenglanz" erworben. Dieser Begriff oder gar seine Steigerungsform "Heldenstatus" begegneten der Kanzlerin daraufhin wiederholte Male in ihrer Fragerunde mit der Hauptstadt-Presse. Man stelle sich vor, was Merkels Vorgänger mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|