Allg. Zeitung Mainz: Zorn im Zaum halten (zur Bahn)
Geschrieben am 08-08-2007 |
Mainz (ots) - Zumindest heute werden alle Züge in dieser Republik fahren, weil das Nürnberger Arbeitsgericht mit seiner einstweiligen Verfügung gestern sozusagen die Notbremse gezogen hat. Morgen werden die Richter ihre Anordnung überprüfen, man darf auf ihr Urteil gespannt sein. Dessen ungeachtet muss aber klar sein, dass die Lösung des Konflikts nicht vor den Schranken eines Gerichts gefunden werden kann und darf. Hierzulande herrscht Tarifautonomie und zwar auf der Basis sozialer Partnerschaft. Das nimmt beide Seiten in die Pflicht, jede Möglichkeit auszuschöpfen, um miteinander ins Reine zu kommen. Klappt das partout nicht, muss ein Vermittler her, der klar macht, dass der Kompromiss das Ziel zu sein hat und nicht der Kampf, mit der Absicht, den Kontrahenten niederzuringen. Die Tarifautonomie ist also ein hohes Gut, das sollten beide Seiten gut bedenken und ihren Zorn im Zaum halten. Für Bahnchef Mehdorn steht indes noch etwas ganz anderes auf dem Spiel, denn er soll den Konzern demnächst an die Börse bringen. Dafür hat er das Unternehmen mit harter Hand umgebaut und mühsam in schwarze Zahlen geführt. Es ist damit für Anleger durchaus attraktiv geworden. Unterläge er im Streit mit seinen Lokführern, wäre das alles für die Katz gewesen. Die Bilanz würde durch hohe Tarifabschlüsse extrem stark belastet und, noch weit schlimmer, der Konzern stünde dann im Ruf, durch vergleichsweise kleine Interessengruppen extrem beeinflussbar zu sein. Es geht also keineswegs nur um ausreichende Versorgung der Nation mit Transportkapazitäten und eine gerechte Entlohnung für verantwortungsvolle Arbeit, es geht auch und vor allem um die Zukunft der Bahn als wettbewerbsfähiges Unternehmen.
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