Stuttgarter Zeitung: Gewaltforscher Heitmeyer: Ein Viertel der Bevölkerung hat rechtspopulistisches Potenzial
Geschrieben am 21-04-2006 |
Stuttgart (ots) - Die Tat von Potsdam ist keine Einzeltat. Fremdenfeindliche Gewalt hat sich in Deutschland auf hohem Niveau eingependelt, und sie wächst in einigen Bundesländern. "Potsdam ist überall", sagt der Gewaltforscher Wilhelm Heitmeyer im Interview mit der Stuttgarter Zeitung. Untersuchungen hätten gezeigt, dass sich die Abwertung von Fremden gerade "in den mittleren sozialen Schichten und in der politischen Mitte deutlich verstärkt haben", sagte der Professor der Universität Bielefeld. "Wir erleben seit Jahren eine soziale Spaltung in dieser Gesellschaft, jetzt geraten auch die mittleren Schichten in Bedrängnis, dort geht besonders seit Hartz IV die Angst um." Untersuchungen zeigten dass bei einem Viertel der Bevölkerung "rechtspopulistisches Potenzial" bestehe. Die Politik sollte sich nach Ansicht Heitmeyers fragen, ob es sinnvoll ist, Mittel im Bereich der Gewaltprävention zu kürzen. Sie sollte auch nichts beschönigen. Wolfgang Schäubles jüngste Äußerungen, auch blonde, blauäugige Menschen würden Opfer von Gewalttaten, zum Teil von Personen fremder Herkunft, sei "ein fataler Aufrechnungsversuch."
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