Lausitzer Rundschau: Präsidentschaftswahlen in der Türkei
Geschrieben am 19-08-2007 |
Cottbus (ots) - Die Wahl von Abdullah Gül zum Präsidenten der Türkei ist im Rahmen der geltenden Verfassung des Landes nicht mehr aufzuhalten. Nur ein Putsch der Armee könnte den Aufstieg des engen Vertrauten von Ministerpräsident Recep Ergdogan und frommen Muslime noch verhindern. Der kluge Schachzug von Erdogan, sich durch Neuwahlen bestätigen zu lassen, hat den Massenprotesten gegen Gül die Spitze genommen. Erdogan, Gül und deren islamisch-konservative Regierungspartei, die AKP, haben ein demokratisches Mandat. Und mit der Wahl von Gül könnte in der Türkei auch eine Ära zu Ende gehen. Das Land stand seit der Auflösung des osmanischen Reiches und den großen Reformen des Kemal Atatürk in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts unter der Vormundschaft der Generäle. Deren bestimmender Einfluss auf die Politik wurde zu Recht mit einer Erziehungsdiktatur verglichen. Erst Erdogan, der so ganz gegen ihre Traditionen steht, gelang der Schritt in die Unabhängigkeit. Paradoxerweise hat ausgerechnet die islamistische AKP in wenigen Jahren die Türkei dem Westen viel näher gebracht als es all die vielen Vorgängerregierungen vermochten. Das Land ist auf dem Weg zu einem Rechtsstaat, die große kurdische Minderheit kann anfangen, sich auch legal zu organisieren und die Schatten der Vergangenheit, insbesondere der Völkermord an den Armeniern, werden immer offener benannt. Möglich aber wurde dies alles, weil die Türkei Jahre eines stetigen wirtschaftlichen Aufschwungs erlebt hat. Wie krisenfest das Bekenntnis der Islamisten zur Demokratie tatsächlich ist, weiß heute keiner. Und die zunehmende Bedrohung religiöser Minderheiten gibt Anlass zur Sorge. Aber es gibt keine Alternative zum Respekt vor der Entscheidung der Mehrheit der Türken. Es gibt nur die Hoffnung, dass die neu bestimmten Freiheiten des Landes über das Glaubensbekenntnis zum Islam hinaus ein Klima der Toleranz und der Gewaltfreiheit fördern, das letztlich allen Türken, den gläubigen Muslimen, den wenigen Christen und Juden, aber auch den Gottlosen die Selbstbestimmung ermöglicht. Erdogan und Gül jedenfalls haben dies versprochen und sich bislang auch daran gehalten.
Originaltext: Lausitzer Rundschau Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/47069 Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_47069.rss2
Pressekontakt: Rückfragen bitte an: Lausitzer Rundschau Telefon: 0355/481231 Fax: 0355/481247 lr@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
87647
weitere Artikel:
- Lausitzer Rundschau: Mehr Steuergelder für Parteien Cottbus (ots) - Mit der staatlichen Finanzierung der Parteien verhält es sich genauso wie mit der Bezahlung der Bundestagsabgeordneten: Es gibt keine transparenten Regeln. Jeder zusätzliche Griff ins Steuersäckel ist daher zwangsläufig mit dem Vorwurf der Selbstbedienung verbunden. Dass Parteien zum Rechtsstaat gehören wie die Luft zum Atmen, sollte eigentlich jeder demokratisch gesinnte Zeitgenosse verstehen. Auch, dass für eine Parteiendemokratie Geld erforderlich ist. Allerdings dürfen Union und SPD nicht das politische Augenmaß verlieren. mehr...
- Weser-Kurier: Der "Weser-Kurier" (Bremen) kommentiert in seiner Ausgabe vom 20. August die Aufregung um eine erhöhte staatliche Parteienfinanzierung: Bremen (ots) - Popeliger Populismus Von Joerg Helge Wagner Von der "Bild am Sonntag" über den eher liberalen Bund der Steuerzahler und die Grünen bis hin zum linken Erwerbslosen-Forum ist man sich ungewohnt einig - kann es da überhaupt noch einen Zweifel an der Berechtigung dieser scharfen Kritik geben? Ja, es kann - es muss sogar. Denn das Gezeter darüber, dass die Fraktionen von Union und SPD das Gesetz ändern wollen, um für die Parteien höhere staatliche Zuschüsse zu erreichen, ist in hohem Maße hysterisch, populistisch, verlogen. Was mehr...
- Rheinische Post: Eine Entführung mitten in Kabul Düsseldorf (ots) - Von Godehard Uhlemann Die Entführung der deutschen Helferin geschah nicht irgendwo in den unwirtlichen Regionen Afghanistans, wo Reisen mit hohem Sicherheitsrisiko und Lebensgefahr behaftet sind. Sie geschah mitten in Afghanistans Hauptstadt Kabul. Das ist ein schrill klingendes Alarmsignal. Die Stadt war nie ein Hort von sicherem und unbeschwertem Leben. Auch in der Vergangenheit hatte es dort Anschläge und Gewalttaten gegeben. Erstaunlich ist aber, dass die Geiselnahme so unbehelligt stattfinden konnte. Die Täter mehr...
- Rheinische Post: Geld für Parteien Düsseldorf (ots) - Von Gregor Mayntz Die Parteien sind für das Funktionieren der deutschen Nachkriegs-Demokratie unverzichtbar. Und natürlich sollten die inneren Strukturen und Entscheidungsfindungen so demokratisch wie möglich gestaltet sein. Das alles kostet Geld. Deshalb nimmt es die Öffentlichkeit in der Regel hin, dass unter dem Stichwort "Wahlkampfkostenerstattung" mitunter deutlich mehr staatliche Mittel fließen, als der Wahlkampf tatsächlich gekostet hat. Es lässt sich auch noch nachvollziehen, dass die Parteienfinanzierung mehr...
- Rheinische Post: Steinbrück, forsch Düsseldorf (ots) - Von Thomas Seim Der Finanzminister scheut keinen Konflikt. Auch nicht den, seinen Parteifreunden Heulsusen-Charakter zu bescheinigen. Die Zahlen geben ihm Recht: Steinbrück ist der einzige SPD-Amtsträger der Regierung, der messbares Profil gewonnen hat, und zwar im schwierigen Finanzministerium und nicht im beliebten Auswärtigen Amt. Ihm ist dies nicht gelungen mit Weinerlichkeit. Nicht mit dem Mief der Kleinbürger-SPD oder mit Leiden an Verantwortung. Oder Kanzlerin-Schelte. Steinbrück tut, was er für richtig hält: mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|