Rheinische Post: Der Dom von heute
Geschrieben am 26-08-2007 |
Düsseldorf (ots) - Von Lothar Schröder
Der Kölner Dom, diese große Kathedrale am Rhein, ist im 21. Jahrhundert angekommen: mit dem fast 20 Meter hohen Glasfenster von Gerhard Richter und einer ganz neuen, spannenden Sakralsprache. Abstrakt ist sie in ihren vielen tausend kleinen Farbquadraten, eine Absage an die vertraute Ikonographie und zugleich so vielschichtig, wie es moderner Kunst eingeschrieben ist. Neben all den schönen, zauberhaften Lichtspielen des neuen Fensters erregt vor allem dies: Im gotischen Dom trifft das Mittelalter auf die Gegenwart, treffen christlicher Ausdruck von einst auf die Sinn- und Symbolsuche von heute. Dieser Rahmen ist erstaunlich stimmig, er umfasst jene große Tradition, die jeden, der sich ihr unterordnet, relativiert. Der große Gerhard Richter ist mit seiner Arbeit im Dom plötzlich nicht mehr der bedeutendste Künstler der Gegenwart, weil sein imposantes Kunst- und Lebenswerk ohne den Dom so nicht bestehen könnte, nicht ohne das Licht, nicht ohne den Glauben. Der Dom ist kein Museum. Alle Kunst, die er beherbergt, ist seinem Dach verpflichtet. Aber sie macht Kirche auch lebendig und offen für den Dialog mit der Gegenwart. Auch in diesem Sinne ist Gerhard Richters Werk epochal.
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