Westdeutsche Zeitung: Türkei: Präsidentenwahl von Eberhard Fehre
Geschrieben am 28-08-2007 |
Düsseldorf (ots) - Am Anfang stand eine Staatskrise, ausgelöst durch die Putschdrohung des Militärs. Am Ende steht die Wahl Abdullah Güls zum türkischen Präsidenten, unspektakulär und geschäftsmäßig, wie es die Verfassung eines halbwegs demokratischen Landes nun einmal vorsieht. Dazwischen lag eine vorgezogene Parlamentswahl, deren Ergebnis keinen Zweifel mehr an der Legitimität der gemäßigt islamischen Führung der Türkei zulässt. Und die Töne der Militärs deutlich kleinlauter werden ließ. Selbst das Kopftuch von Frau Gül, von einer selbsternannten Elite zur Staatsaffäre stilisiert, taugte am Ende wohl nur noch im Ausland für den diabolischen Schauer, den der "Kulturkämpfer" nun einmal für sein Tagwerk braucht. Es ist eine Ironie der Geschichte, dass die Türkei mit den bekennenden Moslems Gül und Erdogan eine Führung gefunden hat, die ihr Land unter Mitnahme großer Bevölkerungsteile im traditionell armen Anatolien tatsächlich auf den Weg in die Moderne geführt hat, von der die kemalistischen Nationalisten zwar fahnenschwingend schwadronierten. Die sie selbst aber fürchteten, weil sie nicht zu Unrecht glaubten, dabei ihre Deutungshoheit über Politik und Wirtschaft zu verlieren.
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