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WAZ: Rauchverbot für Jugendliche: Die Gesetze und der Geruch des Verlierers - Leitartikel von Achim Beer

Geschrieben am 30-08-2007

Essen (ots) - Was Jugendliche wollen: erwachsen werden und das so
schnell wie möglich. Deshalb freuen sie sich auf den Führerschein,
deshalb trinken sie Alkohol. Und deshalb erliegen sie so leicht dem
Reiz der Zigarette. Aus diesem Grund hat sich der Gesetzgeber das
Recht herausgenommen, zwischen jugendlichen und erwachsenen Rauchern
einen feinen Unterschied zu machen.

Was steht in dem Gesetz, das am Samstag in Kraft tritt? Dass nun
in weiten Bereichen des öffentlichen Lebens das Rauchen verboten
wird, weil es die Gesundheit Unbeteiligter gefährdet. Darum heißt es
auch nicht "Anti-Raucher-Gesetz", sondern hört auf den scheinbar
umständlichen Namen "Gesetz zum Schutz vor den Folgen des
Passivrauchens". Die Neuregelungen stützen sich auf medizinische
Erkenntnisse über die Schädlichkeit des Passivrauchens und
entsprechen ganz dem Geist des Grundgesetzes: "Jeder hat das Recht
auf die freie Entfaltung seiner Persönlichkeit, soweit er nicht die
Rechte anderer verletzt."
Artikel 2, Absatz 1 GG.

In dem neuen Gesetz steht aber auch, dass die Altersbegrenzung
für den Zigarettenkauf und für das Rauchen in der Öffentlichkeit von
16 auf 18 Jahre angehoben wird. Dies ist nun keine Maßnahme zum
Schutz von Unbeteiligten auf dem Bahnsteig mehr. Hier geht es um die
Gesundheit der jungen Raucher selbst. Und dafür werden der freien
Entfaltung der Persönlichkeit ein paar Grenzen gesetzt, ganz
unabhängig von der Frage, ob nun die Rechte von Dritten berührt sind
oder nicht. Viele Jugendliche werden das als empörenden Angriff auf
ihre persönliche Freiheit empfinden. Geschenkt. Sie dürfen ja auch
nur eingeschränkt wählen oder Auto fahren. Wer wollte ihnen da das
Recht auf Selbstzerstörung zugestehen?

Erwachsene Raucher beanspruchen dieses merkwürdige Recht für sich
und wollen es sich nicht nehmen lassen. Deshalb ist es sinnvoll, bei
den Jugendlichen anzusetzen. Greift das Gesetz, dann sind sie die
erwachsenen Nichtraucher von morgen. Kritiker werden einwenden: "Das
steht ja alles nur auf dem Papier." Und dann rechnen sie aus,
wieviele Ordnungsbeamte man bräuchte, um allen Jugendlichen auf der
Straße die Kippe wegzunehmen. Oder den Zigarettenverkauf in den
Trinkhallen zu überwachen. Aber ist das ein Argument gegen das neue
Gesetz? In den vergangenen Jahren haben wir erlebt, wie der Staat mit
Rauch- und Werbeverboten und immer höherer Tabaksteuer die Raucher in
die Defensive gedrängt hat. Mehr noch als der Tabakgestank umhüllt
sie bereits der Geruch des Verlierers. Was, wenn nicht das, kann
Jugendlichen den Griff zur Zigarette verleiden?

Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903
Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2

Pressekontakt:
Rückfragen bitte an:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: (0201) 804-8975
zentralredaktion@waz.de


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