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Rheinische Post: Respekt vor dem Domfenster - Von BERTRAM MÜLLER

Geschrieben am 30-08-2007

Düsseldorf (ots) - Im Umgang mit den Künsten, vor allem den
modernen, tun sich die Kirchen oft schwer. Kunst in der Kirche soll
etwas anderes sein als die bloße Übermittlung einer (frohen)
Botschaft; sie soll sich dieser Botschaft zugleich unterordnen. Kunst
in der Kirche ist keine freie Kunst.

Wie weit sich Kunst in sakralem Umfeld über den christlichen
Zusammenhang erheben darf, darum geht es offenbar auch im Streit um
das Fenster, das der weltweit angesehene Künstler Gerhard Richter für
den Kölner Dom schuf. Hervorgegangen ist es aus Richters
Farbfeldmalerei; einer Malerei, deren Thema der Zufall ist. "Jede
Farbe verträgt sich mit jeder anderen", so behauptet er provozierend.
Zufall aber ist das Gegenteil göttlicher Vorsehung.

Was auch immer Kardinal Meisner meint, wenn er feststellt, das
Fenster passe nicht in den Dom: Selbst wenn er es dem Bereich des
Islam zuordnet, wird seine Kritik sich insgeheim doch auf den
Vorbehalt gründen, dass der Künstler allem Glauben skeptisch
gegenübersteht. In der Tat gehört Gerhard Richter keiner
Glaubensgemeinschaft an, ja er versteht sich als Agnostiker. Doch
zugleich kreist sein Werk unübersehbar um die "letzten Fragen".
Richter wirft diese Fragen in seinem Fenster auf, ohne selbst
Antworten darauf geben zu können. Diese Ehrlichkeit ist ihm hoch
anzurechnen.

Originaltext: Rheinische Post
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Rheinische Post
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