Westdeutsche Zeitung: Pflege = von Wibke Busch
Geschrieben am 31-08-2007 |
Düsseldorf (ots) - Sie sind unterernährt und wundgelegen, leiden an Flüssigkeitsmangel und erhalten einen Katheter, weil niemand Zeit hat, sie zur Toilette zu begleiten: Der zweite Bericht zur Qualität der Pflege legt deutlich offen, dass viele Pflegebedürftige in Deutschland weiter unter katastrophalen Zuständen leiden müssen auch wenn es Verbesserungen in den vergangenen Jahren gab. Der erste Artikel des Grundgesetzes, wonach die Würde des Menschen unantastbar ist, wird für die Betroffenen hinter den Heim- und Wohnungstüren faktisch außer Kraft gesetzt. Aus dem Bericht müssen daher Konsequenzen gezogen werden. Dazu gehören weitere Verbesserungen der Rahmenbedingungen beispielsweise das Pflegepersonal von vielen unsinnigen bürokratischen Regeln zu befreien, damit es mehr Zeit für seine eigentliche Aufgabe hat, die Pflege der Betroffenen. Der Bericht macht allerdings auch deutlich, dass gute Pflege bereits heute in Deutschland möglich ist. Gegen "Schwarze Schafe" unter Heimen und Pflegediensten, von denen der Medizinische Dienst spricht, helfen bessere Kontrollen und mehr Transparenz. Dazu muss einerseits die Kontrolldichte deutlich erhöht werden. Wie sollen Missstände auffallen, wenn einige Heime nur alle fünf Jahre überprüft werden? Und die Kontrollen dort dürfen nur noch unangemeldet erfolgen. Nordrhein-Westfalen will diesen Weg mit dem Landesheimgesetz gehen, das bis 2009 geschaffen werden soll. Die Forderung des Medizinischen Dienstes, Ergebnisse der Prüfungen in verständlicher Sprache zu veröffentlichen, ist ebenfalls richtig: Damit erhalten Betroffene und Angehörige Hilfe an die Hand, um das richtige Heim und den richtigen Pflegedienst auszuwählen. Zugleich wird der Wettbewerb unter den Einrichtungen und damit der Druck erhöht, die Qualität zu sichern. Eine gute Pflege braucht nicht zuletzt eine Gesellschaft, die das Thema nicht weiterhin als unangenehm zur Seite drängt, sondern es zu einer der wichtigen Herausforderungen erklärt. Eine alternde Gesellschaft darf sich eben nicht nur um Kinderkrippen und den Fachkräftemangel sorgen damit die Würde des Menschen auch im Alter unantastbar bleibt.
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