Allg. Zeitung Mainz: Eine Frage der Einstellung (zu Pflege)
Geschrieben am 04-09-2007 |
Mainz (ots) - Mehr Kontrollen, schnellere Einstufungen durch den medizinischen Dienst - endlich scheint Bewegung in das Thema Pflege zu kommen. Die verheerenden Berichte der vergangenen Woche haben die Politiker aufgeschreckt. Dabei weiß jeder, der Angehörige oder Bekannte in einem Heim hat und sich dort regelmäßig umsieht, dass einiges im Argen liegt. Gewiss gibt es viele positive Ansätze und die veröffentlichten Beispiele sind Extremfälle, die nicht verallgemeinert werden sollten. Trotzdem - von Würde im Alter ist leider allzu oft kaum etwas zu spüren. Dabei ist dem Personal zumeist kein Vorwurf zu machen. Wer mit der Uhr in der Hand und dem Dokumentationsbogen unter dem Arm versuchen soll, eine Station von immer häufiger ausschließlich Schwerstpflegebedürftigen und dementen Senioren ethischen Ansprüchen entsprechend zu führen, stößt schnell an Grenzen. Die notwendige Zuwendung bleibt auf der Strecke, oft reicht es nicht einmal zu "satt und sauber". Die angekündigten Kontrollen - ob nun von einer eigenen Behörde oder anders organisiert - sind eine Verbesserung. Letztlich aber werden auch sie nicht helfen, wenn sich die Einstellung der Gesellschaft zum Alter nicht ändert. Solange Altenpfleger schlechter bezahlt werden als Automechaniker, die Gesellschaft Pflege zumeist nur als finanzielle Belastung wahrnimmt, bleiben Beruhigungspillen statt Zuwendung bestimmend für den letzten Lebensabschnitt. Dabei sollten selbst in Zeiten des Jugendwahns Politiker nie vergessen: Auch sie werden irgendwann einmal alt.
Originaltext: Allgemeine Zeitung Mainz Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/65597 Pressemappe via RSS : feed://www.presseportal.de/rss/pm_65597.rss2
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