LVZ: Steinbrück sucht politische Rückendeckung für Reichensteuer und Kürzungen der Pendlerpauschale / Schneider hält Reichenabgabe und ungekürzte Fernpendler-Pauschale für "nicht verhandelbar"
Geschrieben am 26-04-2006 |
Leipzig (ots) - Als "unerlässlich für die SPD" hat deren Haushaltsexperte im Bundestag, Carsten Schneider, die Einführung einer so genannten "Reichensteuer" bezeichnet. Gegenüber der "Leipziger Volkszeitung" (Mittwoch-Ausgabe) meinte Schneider: "Wenn das Finanzministerium keine saubere Abgrenzung zwischen privaten und gewerblichen Einkommen hinbekommt, müssen eben auch die gewerblichen Einkommen mit in die Zusatz-Steuer einbezogen werden". Geplant ist ein dreiprozentiger Aufschlag auf die Einkommenssteuer für Jahreseinkommen von mehr als 250 000 Euro (bei Verheirateten 500 000 Euro). Die Unterscheidung war auf Druck der Union in den Koalitionsvertrag aufgenommen worden.
Das Bundesfinanzministerium hat auf verfassungsrechtliche Probleme bei der Abgrenzung zwischen privaten und gewerblichen Einkommen hingewiesen. Minister Peer Steinbrück (SPD) will, Informationen der Zeitung zufolge, dem Koalitionsgipfel am 1. Mai einen Doppelschlag aus "Reichensteuer" plus Unternehmenssteuerreform vorschlagen. Mit der geplanten Unternehmenssteuerreform fiele die "typisch deutsche Unterscheidung" zwischen Unternehmen- und Unternehmer-Gewinnen weit gehend weg. Damit könnte sich auch die Unterscheidung zwischen privaten und gewerblichen Einkommen erübrigen.
Bei der Umsetzung des Koalitionsplans zur Pendlerpauschale räumen die Verfassungsexperten im Finanzministerium "Abgrenzungs-Probleme" ein, man könne aus systematischen Gründen nicht die Entfernungspauschale bis 20 Kilometer wegfallen lassen und sie ab 21 Kilometer wieder voll wirken lassen. Eine pauschale Kürzung der Pendlerpauschale, die besonders die Fernpendler treffen würde, brächte aber politischen Ärger, das räumt man im Finanzministerium ein. Also wird Steinbrück für den Koalitionsgipfel einen Alternativ-Vorschlag zur Abstimmung stellen, um sich "politische Rückendeckung zu holen", wie versichert wird: Entweder eine generelle Kürzung der Pendlerpauschale oder Korrekturen bei den Werbungskosten. Wichtig für den Minister sei, dass das veranschlagte Einsparvolumen von 500 Millionen Euro 2007 und einer Milliarde Euro 2008 erreicht werde.
SPD-Haushaltsexperte Carsten Schneider erteilte einer generellen Kürzung der Pendlerpauschale bereits eine klare Absage: "Der Wegfall der Pendlerpauschale für die ersten 20 Kilometer ist sozial vertretbar. Aber eine generelle Kürzung würde gerade die ostdeutschen Fernpendler, die jeden Tag ihre Mobilität beweisen, eklatant bestrafen. Das Ergebnis wäre ein noch größerer Bevölkerungsschwund, als er schon jetzt zu verzeichnen ist." Das könne keiner wollen. "Die Pauschalkürzung ist nicht verhandelbar, da wird und muss es eine andere Lösung geben, die die Fernpendler schützt", verlangte Schneider.
Originaltext: Leipziger Volkszeitung Digitale Pressemappe: http://presseportal.de/story.htx?firmaid=6351 Pressemappe via RSS : feed://presseportal.de/rss/pm_6351.rss2
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