WAZ: Fachkräfte aus dem Ausland Blau? Grün? Schwarz-Rot-Gold - Leitartikel von Katrin Teschner
Geschrieben am 13-09-2007 |
Essen (ots) - Erst war es Schröders "Green Card", nun soll Frattinis "Blue Card" kommen. Da Fachkräfte in vielen Ländern Europas fehlen, will der EU-Kommissar kluge Köpfe aus dem Ausland locken. Einwanderung nach Europa soll schneller, leichter, unbürokratischer werden. Das ist höchste Zeit.
Schon jetzt suchen besonders exportstarke Branchen händeringend gutes Personal. Die Bevölkerung wird immer älter, zu wenig junge Leute entscheiden sich für ein technisches Studium. Das kommt Deutschland teuer zu stehen - bis zu ein Prozent des Bruttoinlandsprodukts kostet der Fachkräftemangel. Mehr als 20 Milliarden Euro in diesem Jahr, hat das Institut der deutschen Wirtschaft errechnet.
Über Details der "Blue Card" mag man streiten, aber der Grundsatz ist richtig: Damit Europa im Wettlauf um die besten Leute nicht noch mehr ins Hintertreffen gerät, muss es seine Hürden für gut ausgebildete Arbeitskräfte senken. Denn Maschinenbauer, Ingenieure und Informatiker wandern lieber in die Länder aus, die sie mit offenen Armen empfangen, allen voran die USA. Es ist auch vernünftig, dass Europa die Zuwanderung einheitlich regelt. Sonst ziehen sich die Mitgliedstaaten ihre Spitzenkräfte gegenseitig ab - den Schaden hätten Länder wie die Bundesrepublik, die es den Einwanderern schwer machen.
Gleichzeitig dürfen sich Politik und Wirtschaft hierzulande aber nicht aus der Verantwortung stehlen. Mit Fachkräften aus dem Ausland können wir allenfalls Löcher stopfen, nicht aber Probleme lösen, die hausgemacht sind. Unternehmen müssen wieder mehr in Ausbildung investieren. Die Regierung muss mit dem Bekenntnis zur Priorität Bildung endlich ernst machen. Kinder aus Arbeiterfamilien sind an Universitäten unterrepräsentiert; die Einführung von Studiengebühren hat die Hürden für sozial Schwache zusätzlich erhöht. Gleichzeitig sollten sich die Universitäten öffnen für qualifizierte Berufstätige ohne klassisches Abitur. Und sie müssen etwas gegen die dramatischen Abbrecherquoten tun.
Aber vor allem müssen wir umdenken: Ein höherer Altersschnitt bedeutet ja nicht zwangsläufig, dass Arbeitskräfte fehlen. Viele Betriebe suchen Ingenieure frisch von der Uni. Dabei gibt es Tausende ältere, gut ausgebildete Facharbeiter, die keine Stelle finden. Werden sie weitergebildet, könnten Engpässe beseitigt werden. So begrüßenswert es ist, wenn sich das blaue Europa der Sache mit annimmt - die Hauptverantwortung liegt weiter da, wo schwarz-rot-gold geflaggt wird.
Originaltext: Westdeutsche Allgemeine Zeitung Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/55903 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_55903.rss2
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