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Westdeutsche Zeitung: Zuwanderung = von Eberhard Fehre

Geschrieben am 13-09-2007

Düsseldorf (ots) - Vorm Schwarzen Mann, das haben schon
Generationen von Kindern gelernt, darf man sich fürchten. Und wenn
der gleich 20 millionenfach über die Grenzen der Europäischen Union
geholt werden soll, dann stellt sich schnell reflexhafte Abwehr ein.
Doch die nackte Zahl signalisiert eine Dramatik, die in der Realität
keine Entsprechung finden wird. Europa zieht Einwanderung an, und
dafür sollten wir dankbar sein. Und 20 Millionen in einem Zeitrahmen
von zwölf Jahren sprengen keineswegs das, was der Kontinent in den
vergangen Jahrzehnten ohnehin verkraftet hat.
Wir haben Zuwanderung, es hat sie immer gegeben, und es wird sie, das
zeigen die Bilder von den Kanaren oder aus dem Mittelmeer, weiter
geben. Es ist nicht unmoralisch oder gar unmenschlich, wenn wir
diesen Zuzug zu steuern versuchen. Eine "Blue Card", wie jetzt von
EU-Kommissar Frattini vorgeschlagen, kann dazu ein Mittel sein. Ziel
ist, an die Stelle einer ungeordneten Zuwanderung in unsere
Sozialsysteme eine kontrollierte Einwanderung in die sich selbst
tragende Arbeitswelt zu setzen. Das bedeutet natürlich Selektion
nicht nach humanitären, sondern nach Nützlichkeitserwägungen. Wir
sollten uns also nicht selbst belügen und glauben, die armen Teufel,
die mit ihren Nussschalen zu Tausenden übers Meer kommen, stellten
sich künftig brav bei Herrn Frattini an, um eine "Blue Card" zu
erbitten. Sie sind zwar nach unseren Maßstäben "unqualifiziert",
aber nicht blöd.
Ob aber Brüssel der richtige Ort ist, Kriterien und Zahlen
festzulegen, darf bezweifelt werden. Sinnvoll wird dies nur auf
nationaler Ebene unter Berücksichtigung der konkreten Lage auf dem
Arbeitsmarkt möglich sein. Zuwanderung braucht auch gesellschaftliche
Akzeptanz. Die immer wieder beschworene "Qualifizierungsoffensive"
darf kein leeres Versprechen bleiben: Wer wird einen 49-jährigen
arbeitslosen Ingenieur qualifizieren, wenn er einen 28-jährigen
Afrikaner zum Nulltarif frisch von der Uni bekommt? Wir brauchen -
aus wirtschaftlichen Gründen - Zuwanderung. Wir dürfen aber
diejenigen nicht alleinlassen, die millionenfach aus dem
Arbeitsprozess herausgefallen sind. Nicht nur aus moralischen
Gründen. Denn es geht dabei auch und vor allem um die Stabilität
unseres Gemeinwesens.

Originaltext: Westdeutsche Zeitung
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Telefon: 0211/ 8382-2358
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