Gemeinsame Pressemitteilung der Techniker Krankenkasse und des Hamburger Apothekervereins: Mit mehr Transparenz gegen illegale Medikamentenimporte
Geschrieben am 28-09-2007 |
Hamburg/Düsseldorf (ots) - Illegale Importe von Krebsmedikamenten ließen sich leichter aufdecken, wenn das Abrechnungssystem zwischen Apotheken und Krankenkassen nur geringfügig verändert würde. Darauf wiesen die Techniker Krankenkasse (TK) und der Hamburger Apothekerverein heute auf dem Deutschen Apothekertag in Düsseldorf hin. Sie fordern mehr Transparenz, um die Herkunft und Abrechnung der eingesetzten Arzneimittel besser überprüfen zu können.
Gegen rund 100 Apotheken in Deutschland ermittelt zurzeit die Staatsanwaltschaft Mannheim, nachdem die Ermittler der Techniker Krankenkasse bundesweit Strafanzeigen gestellt hatten. Der Verdacht: In Deutschland nicht zugelassene Krebsmedikamente sind im großen Stil illegal ins Land gebracht und in Form von Apotheken-Zubereitungen verarbeitet worden. Rund 300 Apotheken verfügen in Deutschland über die Möglichkeit, solche Krebsmedikamente (so genannte Zytostatika) auf diese Weise zuzubereiten. Weder der verordnende Arzt noch der Patient können aufgrund der Verarbeitung erkennen, ob es sich um ein legales oder ein illegal importiertes Präparat handelt. Auch die Krankenkassen können nachträglich nicht prüfen, was verabreicht wurde, da es nur eine einheitliche Abrechnungsposition für die Zubereitungen gibt. Aus diesen so genannten Sonderpharmazentralnummern ist nicht ersichtlich, woher die eingesetzten Arzneimittel stammen und wie sie zusammengesetzt sind.
"Ich plädiere dafür, ab sofort auch bei Zubereitungen die Pharmazentralnummern der tatsächlich verwendeten Präparate und die Anteile der verwendeten Inhaltsstoffe auf das Rezept aufzubringen", sagte Dr. Jörn Graue heute in Düsseldorf. Der Vorsitzende des Hamburger Apothekervereins setzt sich dafür ein, diese Veränderungen bundesweit schnell umzusetzen, um Falschabrechnungen und Betrug zu verhindern, und appelliert an die Apotheker: "Bis entsprechende Vereinbarungen zwischen den Apothekerverbänden und den Krankenkassen abgeschlossen sind, sollte dies handschriftlich auf dem Rezept erfolgen", so Graue.
"Wenn die Kennzeichen für die einzelnen Bestandteile angegeben werden, können wir betrügerische Machenschaften damit aufdecken und auch beweisen", betont Frank Keller, Leiter der TK-Ermittlungsgruppe Abrechnungsmanipulation. Sein zehnköpfiges Team hat sich darauf spezialisiert, Abrechnungsdaten systematisch auszuwerten und Auffälligkeiten an das Tageslicht zu bringen. Rund 2,6 Millionen Rezepte werden jeden Monat allein mit der TK abgerechnet. Jedes enthält Abrechnungsdaten wie Zeitpunkt, Menge und die siebenstellige Pharmazentralnummer. "Diese Transparenz brauchen wir auch für Arzneimittelzubereitungen, um illegale Importe künftig aufdecken zu können", sagt Keller.
Zum Hintergrund:
Nach Untersuchungen der TK-Ermittlungsgruppe Abrechnungsmanipulation und entsprechenden Strafanzeigen ermittelt die Staatsanwaltschaft Mannheim gegen zwei Pharmahändler und rund 100 Apotheker aus dem gesamten Bundesgebiet wegen des Verdachts des Betrugs, der Beihilfe zum Betrug und des Verstoßes gegen das Arzneimittelgesetz. Nach den bisherigen Ermittlungen des LKA Baden-Württemberg besteht der Verdacht, dass im Wesentlichen zwei Hauptbeschuldigte den Vertrieb von weder in Deutschland noch in Europa zugelassenen Arzneimitteln an deutsche Apotheker organisiert haben. Nach einer Pressemitteilung der Staatsanwaltschaft Mannheim vom 13. September 2007 handelt es sich bei den Medikamenten um meist in der Krebstherapie verwendete Zytostatika, die zum Teil in einzelnen EU-Staaten national zugelassen sind und teilweise aus außer-europäischen Ländern stammen. Diese Arzneimittel seien deutlich billiger als hier zugelassene Arzneimittel gewesen. In den Vertrieb dieser Arzneimittel seien unter anderem Firmen von der Isle of Man und aus Dänemark eingebunden gewesen. Bei den deutschen Apothekern besteht der Verdacht, dass sie die günstig importierten Arzneimittel wie in Deutschland beziehungsweise Europa zugelassene Arzneimittel zu den höheren deutschen Preisen mit den Krankenkassen abgerechnet haben, so die Staatsanwaltschaft.
Weitere Informationen zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft: http://www.lka-bw.de/download/presse2007/13-09-Pharmaermittlungen.pdf
Originaltext: TK Techniker Krankenkasse Digitale Pressemappe: http://www.presseportal.de/pm/6910 Pressemappe via RSS : http://www.presseportal.de/rss/pm_6910.rss2
Pressekontakt:
Techniker Krankenkasse, Hermann Bärenfänger Tel.: 040 - 6909 - 2058, Fax 040 - 6909 - 1353, E-Mail: pressestelle@tk-online.de
Hamburger Apothekerverein e.V., Dr. Jörn Graue Tel.: 040 - 448 04 80, Fax: 040 - 44 38 68, E-Mail: info@apothekerverband-hamburg.de
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