FZ: "Anstandsfrist wahren" - Kommentar der "Fuldaer Zeitung" (Samstagausgabe, 30. Oktober 2010) zum Wechsel von Roland Koch zum Baukonzern Bilfinger-Berger.
Geschrieben am 29-10-2010 |
Fulda (ots) - Nein, das viele Geld, das Roland Koch jetzt bekommen
wird, ist nicht das Verwerfliche an dem Wechsel des ehemaligen
hessischen Ministerpräsidenten zum Baukonzern Bilfinger-Berger. Auch
wenn die Opposition in Wiesbaden schäumt und vom "Lockruf des Geldes"
spricht: Dieser Punkt ist in der Debatte um Koch nicht entscheidend
und lässt sich mit dem - wie so oft in derartigen Fällen wohlfeilen -
Vorwurf der "Neiddebatte" ohnehin rasch aus dem Weg räumen. Nein, die
Millionen seien Koch gegönnt - wenn er sie denn tatsächlich verdient
und den neuen Job gut macht. Daran scheinen indes Zweifel zu
bestehen: Die Börse ist da ehrlicher als die Schönredner in den
Vorstandsetagen: Der Aktienkurs rauschte nach Bekanntgabe der
Personalie in den Keller, offenbar trauen die Anleger dem Braten
nicht so recht. Zwar hat der blitzgescheite Koch zur Genüge
Führungsqualitäten bewiesen, hat die Landesregierung und seine
Hessen-CDU mit fester Hand geleitet, hat sich über sein juristisches
Fachwissen hinaus auch umfangreiche Kompetenzen in der Ökonomie
angeeignet - aber reicht das, um einen internationalen Baukonzern zu
führen? Zugegeben: Als Spitzenmanager muss man nicht zwangsläufig aus
derselben Branche kommen, oft wirken neue Herangehensweisen und Ideen
von außen befruchtend und beflügelnd für ein Unternehmen. Aber ist
Koch ein Spitzenmanager? Bislang jedenfalls noch nicht. Wenn es bei
seinem neuen Job nur darum ginge, die Kommunikationspannen von
Bilfinger-Berger beim U-Bahn-Pfusch von Köln auszubügeln, ansonsten
ein paar Strippen zu ziehen und neue Geschäfte einzufädeln, dann wäre
Koch sicher der richtige Mann. Aber das Alltagsgeschäft an der
Konzernspitze? Oder gar Gespräche mit Geschäftspartnern in China, wo
Koch wegen seiner offenen Tibet-Sympathien für das Regime ein rotes
Tuch ist? Auf jeden Fall kommt der Wechsel Kochs zu früh. Eine
Anstandsfrist, wie sie die Korruptionswächter von Transparency
vorschlagen, hätte dem neuen Engagement mehr Glaubwürdigkeit
verliehen - so liegt der letzte Großauftrag der Landesregierung für
Bilfinger-Berger einfach noch zu kurz zurück. Das ist das Schamlose -
es hat aber auch Politiker wie Gerhard Schröder, Joschka Fischer,
Dieter Althaus, Ole von Beust oder Martin Bangemann nicht gestört,
rasch die Seiten zu wechseln. Prinzipiell muss es eine
Durchlässigkeit von der Politik zur Wirtschaft geben - aber auch in
umgekehrter Richtung. Dass sich Wirtschaftsvertreter indes selten in
politische Ämter verirren, mag an den Offenlegungspflichten für
Parlamentarier liegen, möglicherweise auch an der vergleichsweise
bescheidenen Bezahlung - vielleicht aber auch daran, dass man
inzwischen über wirtschaftliche Lobbygruppen viel schneller Einfluss
auf politische Entscheidungen bekommt als über die "Ochsentour" durch
die Parteigremien.
Originaltext: Fuldaer Zeitung
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Pressekontakt:
Fuldaer Zeitung
Johannes Heller
Telefon: 0661 280-447
Bernd.johannes.heller@fuldaerzeitung.de
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