Lausitzer Rundschau: 40 Jahre nach dem Kniefall von Willy Brandt in Warschau: Eine große Tat
Geschrieben am 05-12-2010 |
Cottbus (ots) - Er gehört noch zur Geschichte der alten, der
westlichen Bundesrepublik, dieser Kniefall vor 40 Jahren von Willy
Brandt in Warschau. Aber in dieser Geschichte der alten BRD hat er
solch herausragende Bedeutung, dass es gut tut, ihn auch in
Ostdeutschland etwas näher zu betrachten. 25 lange Jahre waren 1970
vergangen, in denen die junge Generation des Westens vergeblich
gehofft hatte, dass die Eltern sich endlich der geschichtlichen
Verantwortung stellen, die aus den Verbrechen der Nazi-Herrschaft
herrührt. Spät, fast schon zu spät und stellvertretend von dem
Emigranten Willy Brandt kam sie an jenem Dezembertag - als Geste der
Demut gegenüber den Millionen polnischer Juden, die ermordet worden
waren. Endlich und für viele junge Menschen so lange erwartet, kam
diese Tat, mit der sich Deutschland der Wahrheit näherte. Bei den
Älteren war sie freilich hoch umstritten und wurde mehrheitlich
abgelehnt. Abgelehnt wurde sie auch deshalb, weil sie von einem Mann
kam, der seiner frühen Flucht aus Nazi-Deutschland wegen umstritten
war. Er habe ja keine Ahnung gehabt im Exil, was es bedeutete, in der
Diktatur zu leben. Dabei war der Kniefall von Warschau nur
glaubwürdig von einem, der selbst nicht verstrickt war. Bundeskanzler
Willy Brandt, der sich weder Hitler noch Stalin unterwerfen mochte,
der immer die Freiheit als oberstes Ziel jeder Politik verstand, war
genau deswegen einer der wenigen seiner Generation, der das Knie in
Würde beugen konnte und sich dafür weltweit Respekt erwarb. Sein
exemplarischer Umgang mit dem Grauen der Vergangenheit soll auch
heute Vorbild sein für das inzwischen wieder vereinte Deutschland.
Originaltext: Lausitzer Rundschau
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