Neue OZ: Kommentar zu Schweden / Schönheitsoperationen
Geschrieben am 08-12-2010 |
Osnabrück (ots) - Folge statt Ursache
Welch edles Motiv! In Schweden sollen Schönheitsoperationen auf
Staatskosten das Selbstvertrauen Minderjähriger steigern. Da stellt
sich die Frage: Welches Bild wird den Jugendlichen dadurch
vermittelt, dass der Mensch schön sein muss, um glücklich zu werden?
Sind unglückliche Menschen einfach zu hässlich? Das dürfte sich nur
schwer nachweisen lassen.
Viel schlimmer ist jedoch, dass der Staat die Folgen menschlichen
Fehlverhaltens angeht, nicht aber die Ursachen. Wenn die Operation
auf Staatskosten wieder schön und gesund macht, muss sich niemand
mehr um gesunde Ernährung, Sport oder Hygiene scheren. Es ist das
Ende der Eigenverantwortung beim Ursprünglichsten: dem eigenen
Körper. Wer so aufwächst, lernt nicht, dass es eine Verantwortung
gibt, die eigene Gemeinschaft nicht unnötig zu belasten. Denn die
Folgekosten von Übergewicht sind oft höher als ein solch frühzeitiger
Eingriff.
Wer krank und verletzt ist, dem soll geholfen werden - von allen.
So gehört es sich, und so funktionieren die Sozialsysteme. Ein
kleiner Busen oder selbst verschuldeter Hüftspeck Jugendlicher sind
hingegen kein Grund, öffentliche Kassen zu belasten. Es ist für
gesund lebende Beitragszahler schlimm genug, dass sie schon jetzt die
Folgen von Zigaretten- und Fast-Food-Konsum zahlen müssen.
Originaltext: Neue Osnabrücker Zeitung
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