WAZ: Ratlosigkeit nach dem Blutbad. Leitartikel von Martin Gehlen
Geschrieben am 02-08-2011 |
Essen (ots) - Assad und Gaddafi führen Krieg gegen ihre eigenen
Völker, Libyens Aufständische schießen aufeinander, Jemens Staat
kollabiert - der arabische Frühling erlebt seine ersten Tragödien.
Drei arabische Nationen werden zerrissen von dem Versuch ihrer
Völker, die jahrzehntelangen Dauerdiktatoren abzuschütteln. Die
Regime wehren sich mit allen Mitteln, ihre Profiteure kennen keine
Skrupel. Von Woche zu Woche steigt die Zahl der Toten. Libyen könnte
enden als ein von Warlords und islamistischen Gangs zerfetztes Land.
Jemen drohen Hunger, Zerfall und El Kaida-Emirate. Syrien könnte wie
sein unglücklicher Nachbar Irak abstürzen in Anarchie und chronische
religiöse Gewalt.
Zu Syrien ist in New York der UN-Sicherheitsrat erneut
zusammengetreten. Das Entsetzen über Assads Blutbad vom Wochenende
ist groß - in den westlichen Staaten. China dagegen schweigt,
Russland als Hauptverbündeter von Damaskus meldete sich immerhin
erstmals mahnend zu Wort. Trotzdem bleiben die Möglichkeiten, von
außen in den Machtkampf einzugreifen, begrenzt. Ein paar Sanktionen
hier, ein paar Presseerklärungen dort, ein paar ausgewiesene
Diplomaten - das alles beeindruckt Assad nicht. Das syrische Regime
ist gegen äußeren Druck weitgehend immun. Seine Machtzirkel im
Inneren haben so viel zu verlieren, dass sie nur Sieg oder Untergang
kennen.
Die internationale Gemeinschaft kann kaum verbergen, wie ratlos
sie vor der syrischen Eskalation steht. Zwar zeigt der Fall Libyen,
dass man militärisch auf Seiten der Aufständischen eingreifen kann,
um die Zivilbevölkerung gegen Massaker des Regimes zu schützen. In
Syrien aber ist die Lage anders. Razzien im Land, Scharfschützen auf
den Dächern und Panzer vor Moscheen lassen sich nicht aus der Luft
bekämpfen. Die Aktivisten wünschen ausdrücklich keine militärische
Einmischung. Ein Regimewechsel in Tripolis oder Damaskus ist nicht
Sache der Nato. Das bleibt Aufgabe der libyschen und syrischen
Bevölkerung. "Euer Schweigen tötet uns", gaben die Organisatoren in
Syrien für die Demonstration am letzten Freitag als Motto aus. Der
Appell richtete sich vor allem an die eigenen Landsleute, die zögern,
gegen das Regime mitzukämpfen.
Fazit: Nur wenn sich noch viel mehr Landsleute an den Aufständen
beteiligen, werden Assad und Gaddafi stürzen. Hier liegt der
Schlüssel für die Zukunft. Nur dann werden sich die Menschen am Ende
als Meister ihres Schicksals fühlen und für die Folgen ihrer
Revolutionen einstehen.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
345375
weitere Artikel:
- WAZ: Ende des Schweigens. Kommentar von Dietmar Seher Essen (ots) - Der Jesuit Klaus Mertes hat 2010 die weit
zurückliegenden Missbrauchsfälle an seinem Berliner Kolleg öffentlich
gemacht. Die dann folgende Lawine der Offenbarungen lange
zurückliegenden Unrechts an Kindern und Jugendlichen riss nicht nur
die katholische Kirche mit, sondern auch zahlreiche protestantische,
staatliche und private Institutionen.
Die Gesellschaft mag die Welle der Geständnisse als bedrückend
empfunden haben. Für viele der Opfer aber war das Ende des Schweigens
wie ein Aufbruch in die Freiheit.
mehr...
- WAZ: Lustloses Arbeiten bedeutet Abstieg. Kommentar von Wilhelm Klümper Essen (ots) - Der Standort Deutschland hat ein handfestes
Arbeitsmarktproblem. Durch den demografischen Wandel müssen wir
allesamt länger arbeiten, damit auch morgen die Renten noch sicher
sind. Für einige Arbeitsmarktexperten ist das beschlossene
Renteneintrittsalter mit 67 Jahren nur ein Zwischenschritt zur
überfälligen Rente mit 70. Denn weiterhin bekommen wir Deutschen zu
wenig Kinder.
Überdies drängeln sich keineswegs Massen von Fachkräften an
unseren Grenzen, die hierzulande arbeiten wollen. Selbst die jüngst
befürchtete mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Charité könnte zum Vorbild werden
Joachim Fahrun über die Pläne, mit dem Bund ein Berliner Zentrum für Spitzenforschung zu etablieren Berlin (ots) - Normalerweise neigen Organisationen dazu, ihre
Eigenständigkeit mit aller Macht zu verteidigen. Umso bemerkenswerter
ist, dass zwei Leuchttürme der deutschen Forschungslandschaft sich
ernsthaft auf den Weg begeben haben, zum Wohle eines besseren Ganzen
zu verschmelzen und dabei natürlich auch eigene Kompetenzen
abzugeben. Was die Universitätsklinik Charité und das
Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Biologie vorhaben, ist deshalb
bahnbrechend für die immer noch zersplitterte deutsche
Forschungsstruktur. Überzeugend mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Pflege Bielefeld (ots) - Deutschland altert. Diese Erkenntnis ist nicht
neu, wird von der Politik aber gerne verdrängt. Die bereits im
vergangenen Dezember vom Gesundheitsministerium vorausgesagte
Erhöhung des Pflegebeitragssatzes von 1,95 auf 2,1 Prozent bis zum
Jahr 2014 reicht dauerhaft keinesfalls aus. Abermals schreibt die
Politik einen Wechsel auf die Zukunft, für den die Jungen von heute
zahlen müssen. Die Einrichtung eines Kapitalstocks für die
Pflegeversicherung mag die Lasten für die Zukunft mindern. Doch das
Geld dafür muss mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Syrien Bielefeld (ots) - Syrien ist nicht Libyen. Muammar al-Gaddafi war
und ist ein simpler gewalttätiger Tyrann. Wenn der Kopf fällt, fällt
das Regime. In Damaskus sind die Verhältnisse komplizierter. Hafiz al
Assad, der Vater des jetzigen Diktators Baschar al-Assad, hatte über
die Jahre ein System von Geheimdiensten aufgebaut, deren Kompetenzen
sich überlappten, so dass sie sich vor lauter Misstrauen gegenseitig
kontrollierten - und Assad über alles Bescheid wusste. Sein Sohn hat
das System noch verfeinert und außer einigen zusätzlichen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|