Frankfurter Neue Presse: Air Berlin: Fliegender Wechsel überzeugt nicht
Kommentar von Panagiotis Koutoumanos
Geschrieben am 18-08-2011 |
Frankfurt am Main (ots) - Jetzt, wo die Air Berlin nach ihrem
langem Sinkflug einen Sturzflug erlebt, aktiviert Vorstandschef
Joachim Hunold also doch noch den Schleudersitz. Endlich, ist man
geneigt zu sagen. Jahrelang hat der Selfmade-Man die Anleger mit
großen Versprechungen gelockt und bei der Stange gehalten. Wahr
geworden sind diese Versprechungen so gut wie nie. 2011 wird die
Airline im vierten Jahr in Folge in der Verlustzone landen; die
Aktie, die 2006 zu einem Ausgabepreis von zwölf Euro in den Handel
kam, ist nur noch 2,46 Euro wert; und ein Trostpflaster in Form einer
Dividende haben die Anleger auch noch nie erhalten.
Hätte, wäre, könnte, hat es immer bei Hunold geheißen. Mal war das
Wetter schuld, die Vulkanasche oder die Luftverkehrssteuer, mal waren
es die hohen Ölpreise, Streiks oder politische Unruhen. Nun ist zwar
unstrittig, dass all diese Faktoren Deutschlands zweitgrößte Airline
belastet haben. Aber andere Fluggesellschaften sind auch nicht davon
verschont geblieben und haben trotzdem Gewinne eingeflogen. Air
Berlin gelingt es dagegen nicht einmal in Zeiten kräftigen
konjunkturellen Aufschwungs, den Sinkflug zu stoppen.
Schuld daran ist zum einen das fragwürdige Geschäftsmodell: Nach
den zahlreichen Übernahmen ist das Unternehmen heute eine Mischung
aus Ferienflieger, Billig-Airline und Netzwerk-Airline. Ein komplexes
Gebilde, das sich nicht rechnet. Selbst wenn Passagier- und
Umsatzzahlen kräftig steigen, ist die Ertragskraft zu gering, um
negative externe Faktoren einigermaßen schadlos überstehen zu können.
Hinzu kommt, dass die Führungsstrukturen nicht mit dem Wachstum des
Unternehmens Schritt gehalten haben. Air-Berlin-Gründer Hunold hat
den börsennotierten Konzern bis zum Ende wie ein mittelständischer
Allgewaltiger geführt, obwohl er längst den Überblick verloren zu
haben scheint. Und die Lufthansa tut der Air Berlin auch nicht mehr
den Gefallen, sie zu unterschätzen. Sogar an den
Air-Berlin-Drehkreuzen Düsseldorf und Berlin hat Europas
Branchenprimus längst zum Angriff geblasen.
Zu grundlegenden Veränderungen ist der sperrige Patron gleichwohl
nicht bereit gewesen. Und so gerät auch noch der längst überfällig
Rücktritt zum Desaster, weil Hunold allem Anschein nach diese
Entscheidung ebenfalls nur mit sich selbst ausgemacht hat. Der
fliegende Wechsel auf seinen Freund Hartmut Mehdorn ist jedenfalls
alles andere als überzeugend.
Ist Mehdorn der Mann, der Air Berlin noch retten kann? Zweifel
müssen erlaubt sein. Als Verwaltungsrat hat auch Mehdorn zwei Jahre
lang dem Treiben Hunolds tatenlos zugeschaut. Und so verwundert es
nicht, dass jetzt nur von den Strecken-Streichungen die Rede ist, die
Hunold ohnehin schon auf den Weg gebracht hatte. Um Air Berlin wieder
flügge zu machen, werden diese Streichungen aber nicht reichen. Ein
Kurswechsel ist nötig. Die Unternehmensspitze muss sich entscheiden,
ob sie die Airline wieder auf ihren Nukleus des Ferienfliegers
zurechtstutzt oder sich auf den geplanten Beitritt zum
Luftfahrt-Bündnis Oneworld konzentrieren will. Für beide
Entscheidungen müsste sich Mehdorn von seinem Freund Hunold
emanzipieren. Das dürfte dem 69-Jährigen aber nicht leicht fallen,
zumal ihm Hunold als Verwaltungsratsmitglied auch noch
dazwischenfunken kann.
Pressekontakt:
Frankfurter Neue Presse
Chef vom Dienst
Peter Schmitt
Telefon: 069-7501 4407
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