Mindener Tageblatt: Komemntar zur Entwicklung an den Börsen: /
Die Stunde der Spekulanten
Geschrieben am 19-08-2011 |
Minden (ots) - An den Weltbörsen regiert das Fieber. Hemmungslosen
Abstürzen folgen unbeständige Erholungsbewegungen, Nervosität
bestimmt das Geschäft. Jedes noch so absurde Gerücht, jeder noch so
mutmaßende Artikel taugt zum Zünder der nächsten Explosion; jede
Wirkung hat mindestens zwei Ursachen mehr als dazu befragte Experten
benennen können. Viel Geld wird vernichtet (auch wenn es meist nur
Buchwerte sind) - das ist Drama pur. Kein Wunder, dass die Medien es
lieben, sorgfältig mit verzweifelten Maklergesichtern und radikal
kippenden Indexkurven illustrieren sowie natürlich die nächste
Expertenmeinung verbreiten - womit die Akteure im Zweifel den
nächsten Vorwand für den nächsten Lemming-Zug geliefert bekommen.
"Der Unterschied zwischen der Börse und einem Irrenhaus ist, dass die
Börsianer abends nach Hause gehen können", hat mal jemand gesagt, der
offenbar wirklich wusste, wovon er redete. Dabei gab es zu diesem
Zeitpunkt noch gar keine hochgezüchteten Computerprogramme, die sich
und die sie einsetzenden Hedgefonds auch ohne jede menschliche
Einwirkung in den nächsten Mega-Verlust treiben konnten. Was sich
derzeit an den Finanzmärkten abspielt, hat natürlich auch mit
knallharten wirtschaftlichen Fakten zu tun: Die massive Überschuldung
fast aller westlichen Industriestaaten ist ebenso wenig eine Mär wie
die keineswegs robuste Entwicklung der Weltwirtschaft, in der soeben
wieder einigen Lokomotiven Dampf abhanden kommt. Doch ist die
Realwirtschaft nur die Folie für das Geschäft an der Börse, das sich
ansonsten aus Phantasie, Hoffen und Bangen und nicht zuletzt auch aus
einer gehörigen Portion Zockertum speist. Letzteres läuft gerade
Amok, und der eine oder andere verdient daran nicht schlecht. In der
Stunde der Spekulanten hat die Vernunft keine Chance, erst recht
nicht die Politik. Ihre Hausaufgaben muss die dennoch erledigen - im
Interesse der Realwirtschaft. Kaninchenblicke auf die Börsenschlange
helfen dabei ebenso wenig wie dem Anleger Panik.
Pressekontakt:
Mindener Tageblatt
Christoph Pepper
Telefon: (0571) 882-/-248
chp@mt-online.de
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