WAZ: Der Umgang mit Behinderten - Kommentar von Katja Sponholz
Geschrieben am 11-09-2011 |
Essen (ots) - Das Lied von Udo Jürgens über das "Ehrenwerte Haus",
in dem ein Paar ausziehen soll, weil es nicht verheiratet ist,
scheint längst überholt. Mag sein, dass ein fehlender Trauschein
heute kein Grund mehr ist, einem Paar keinen Mietvertrag zu geben -
das heißt jedoch nicht, dass die Zeit der "ehrenwerten" Vermieter
vorbei ist. Das Beispiel aus Wuppertal zeigt, dass noch immer
diejenigen Probleme haben, die nicht in die Norm passen. In diesem
Fall ist es die Behinderung - sonst mag es die falsche Religion, die
falsche Nationalität oder die falsche sexuelle Identität sein.
Wuppertal ist sicher kein Einzelfall. Ungewöhnlich ist nur, dass
jemand aus seiner diskriminierenden Meinung keinen Hehl macht. Man
könnte das als mutig bezeichnen oder als ehrlich. Tatsächlich zeigt
es jedoch nur auf erschreckende Weise, dass sich diese Menschen
tatsächlich im Recht fühlen. Und dafür noch um Verständnis buhlen!
Darauf darf es nur eine Reaktion geben: Empörung. Weil ein solches
Verhalten eben nicht verständlich ist, sondern behindertenfeindlich
und menschenverachtend. Und weil es gegen die Grundsätze unserer
Gesellschaft verstößt. Es ist gut, wenn sich Angehörige wehren und
solche Fälle an die Öffentlichkeit kommen. Noch besser wäre es, wenn
eine Anzeige wegen Diskriminierung auch Erfolg hätte. Das wäre ein
wohltuendes Zeichen gegen Ausgrenzung - und für mehr Menschenwürde.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion@waz.de
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