Westdeutsche Zeitung: Griechenland =
von Wolfgang Radau
Geschrieben am 03-11-2011 |
Düsseldorf (ots) - Griechenlands Premier Papandreou sagt also die
Volksbefragung ab, mit deren Ankündigung er sein Land und die
Währungsunion in eine neue schwere Krise gestürzt hatte. Was nun
kommt, wird eine Große Koalition von Experten sein, mit einem
ehemaligen Vize der Europäischen Zentralbank an der Spitze. Auch wenn
Papandreou das noch nicht einsehen will: Er hat sich unmöglich
gemacht mit seinem inakzeptablen Versuch, einerseits Abermilliarden
an Hilfe entgegenzunehmen, andererseits aber abstimmen zu lassen, ob
die Sparauflagen der Geldgeber zumutbar sind. Papandreou hat sein
Spiel überreizt. Regierungskunst geht anders. Griechenland verschafft
sich in letzter Minute Luft. Jetzt kommt es darauf an, zum
Rettungsschirm tendierende Sozialisten und zur Fundamentalopposition
neigende Konservative unter einen Hut zu bringen. Bis Mitte Dezember
muss das Parlament in Athen das europäische Hilfspaket 2 akzeptiert
haben, sonst gibt es nicht einmal die dringend nötigen acht
Milliarden aus dem ersten Hilfspaket von IWF und Eurostaaten. Dann
kann die Regierung keine Gehälter und Pensionen mehr zahlen - dann
sind die Hellenen pleite. Wer jetzt sagt, sie sollen doch zu ihrer
alten Drachme zurückkehren, die Griechen, und in Gottes Namen auch
die Europäische Union verlassen, der redet gefährlich leichtfertig.
Die Lage ist ernst, sehr ernst. Denn das ganze europäische Konstrukt
steht auf dem Spiel. Wackelt der erste Dominostein, ist die Gefahr
der Kettenreaktion unausweichlich. Nicht umsonst setzen sich
Deutschland und Frankreich an die Spitze der Rettungs-Bewegung. Beide
profitieren schließlich auch am meisten von einem gesunden Euro und
einer funktionierenden europäischen Gemeinschaft. Die politische
Union, wie sie einst Helmut Kohl vernünftigerweise als Basis für die
Währungsunion schaffen wollte, hat in diesen Zeiten des Hauens und
Stechens der gesunden und der kranken Staaten keine Aussicht mehr auf
Verwirklichung. Dennoch sollte Europa zumindest eine Minimallösung
nicht aus den Augen verlieren - eine zentrale Führung der
Währungsunion, die unseren gemeinsamen Euro davor bewahrt, vollends
zum Spielball nationaler Eigenmächtigkeiten zu werden.
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Westdeutsche Zeitung
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