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China fordert Höchstgeschwindigkeit - höchste Zeit für westliche Unternehmen, auf den Zug aufzuspringen

Geschrieben am 30-11-2011

München/Zürich (ots) -

- Wachstumsmotor: 80 Prozent der Unternehmen berichten über
steigende Umsätze in China
- Wachstumsfalle: Gleichzeitig verlieren viele Unternehmen
Marktanteile im Reich der Mitte
- Nur jeder 3. Entscheider räumt der Expansion in China die
gebotene Priorität ein
- Industrieunternehmen müssen deutlich mehr in China investieren
und das Land als zweiten Heimatmarkt begreifen

Während Europa hauptsächlich mit der Rettung des Euros beschäftigt
ist, wächst die chinesische Volkswirtschaft weiter in großen
Schritten: Prognosen gehen davon aus, dass das chinesische
Bruttoinlandsprodukt bis 2015 um durchschnittlich 9 Prozent jährlich
wächst. Die aktuelle Studie der Managementberatung Bain & Company
"Die Quánsù-Strategie - China fordert Höchstgeschwindigkeit" zeigt,
welche Konsequenzen sich aus dieser anhaltenden Dynamik für deutsche
und Schweizer Unternehmen ergeben und wie sie ihr Geschäftsmodell und
ihre Strategie an die neuen Realitäten auf dem Weltmarkt anpassen
müssen.

Deutsche Unternehmen profitieren seit Jahren vom Aufstieg Chinas
zu einer der größten Volkswirtschaften der Welt. In einer exklusiven
Umfrage von Bain & Company erklärten 81 Prozent der 800 befragten
Entscheider, dass ihr Unternehmen seinen Umsatz im Reich der Mitte in
den vergangenen fünf Jahren gesteigert habe. Ein ähnliches Bild
eröffnet sich beim Blick auf die Geschäftsentwicklung der im DAX und
im Schweizer SMI notierten Konzerne: Im Durchschnitt steigerten sie
ihre Umsätze in Asien von 2006 bis 2010 um elf Prozent pro Jahr und
erwirtschafteten 2010 in China bereits 17 Prozent ihres
Gesamtumsatzes.

Viele deutsche und Schweizer Industrieunternehmen haben sich
frühzeitig in China engagiert und profitieren jetzt von der hohen
Nachfrage nach Investitionsgütern. China-Experte Michael Füllemann,
Partner bei Bain & Company, warnt Unternehmen jedoch davor, sich auf
ihren hohen Wachstumsraten auszuruhen: "Ein Industriekonzern hat
seinen Umsatz in China während der vergangenen Wirtschaftskrise um
rund 25 Prozent gesteigert. Der Marktanteil des Unternehmens fiel im
gleichen Zeitraum jedoch von 19 auf 13 Prozent." Es gibt mittlerweile
zahlreiche Beispiele für diese Wachstumsfalle, also der Illusion, der
Erfolg in China ließe sich allein durch Umsatzsteigerung messen. "Der
chinesische Markt entwickelt sich ungeachtet der globalen Turbulenzen
mit einer beispiellosen Dynamik und viele hiesige Manager
unterschätzen die Konsequenzen", so Füllemann.

Neben der beschriebenen Wachstumsfalle hat Bain & Company vier
weitere Fallstricke identifiziert, die dazu führen, dass Unternehmen
ihre Erfolge in China falsch einschätzen:

1) Blindflugfalle: Bei allen Fortschritten darf man nie vergessen,
dass China ein Schwellenland ist, in manchen Teilen sogar noch
ein Entwicklungsland. Das bedeutet, Marktdaten sind
unvollständig und unterschätzen oft die hohe Dynamik in diesem
Land.

2) Marktabgrenzungsfalle: Viele internationale Unternehmen
adressieren in China nur einen Bruchteil des tatsächlichen
Marktes, vor allem wenn sie sich auf ihr westlich geprägtes
Premiumgeschäft beschränken. Erheblich größere Absatzchancen
bestehen im so genannten "Gut-Genug-Segment", das die
Kundschaft mit Basisprodukten zu einem guten
Preis-Leistungsverhältnis bedient.

3) Konkurrenzfalle: Oft unbemerkt wachsen gerade im
Gut-Genug-Segment lokale Anbieter für viele westliche
Unternehmen zu ernstzunehmenden Konkurrenten heran, die
mittelfristig auch die starke Stellung westlicher Firmen im
Premiumsegment gefährden.

4) Dynamikfalle: Angesichts der hohen Dynamik in China müssen
westliche Unternehmen in einem Ausmaß und einer Geschwindigkeit
investieren, wie sie es seit Jahrzehnten nicht mehr getan
haben. Den chinesischen Markt in gewohnter Manier Schritt für
Schritt zu erschließen, kann für westliche Firmen bedeuten,
schnell ins Hintertreffen zu geraten.

Für jeden zweiten Entscheider ist China nur ein weiterer
Absatzmarkt

In welchem Ausmaß Manager die Dynamik in China unterschätzen,
belegt auch die Bain-Umfrage: 76 Prozent erklärten zwar, dass die
Bedeutung des chinesischen Marktes für das eigene Unternehmen in den
kommenden Jahren zunehmen werde. Doch nur jeder Dritte sah die
weitere Expansion in China als wichtiges oder sehr wichtiges Thema.
Knapp die Hälfte meinte dagegen, das Land sei nur ein weiterer
Absatzmarkt oder noch nicht einmal das. Dabei ist das Reich der Mitte
heute schon in vielen Branchen der weltgrößte Markt: Das gilt für
Automobile ebenso wie für Mobiltelefone, für Bekleidung oder Chemie.
In vielen Fällen ist China sogar der dominierende Markt: So wurden
2010 mit 300.000 Aufzügen knapp 60 Prozent aller Aufzüge weltweit in
China verbaut. Und der anhaltend hohe Bedarf nach Wohnraum in den
städtischen Ballungszentren führt dazu, dass sich diese Zahl in den
kommenden Jahren auf 500.000 bis 600.000 nahezu verdoppeln soll. Zum
Vergleich: 2010 wurden weltweit insgesamt 515.000 Aufzüge verkauft.

"Westliche Unternehmen haben nicht noch einmal zehn Jahre Zeit,
ihr Geschäftsmodell an die neuen Realitäten auf dem Weltmarkt
anzupassen", so Bain-Experte Füllemann. "Sie müssen akzeptieren, dass
China und die gesamte fernöstliche Region in vielen Produktkategorien
zum größten Markt der Welt heranreifen." Mittlerweile entwickeln
chinesische Unternehmen immer mehr qualitativ hochwertige Produkte
und bedrängen westliche Firmen nicht nur in Asien, sondern auch in
deren angestammten Märkten. "Wenn Unternehmen im globalen Wettbewerb
bestehen wollen, brauchen sie eine starke Stellung nicht nur in
Europa und den USA, sondern auch in China", sagt Füllemann.

Unternehmen müssen in einem beispiellosen Maß investieren

Die Bain-Studie "Die Quánsù-Strategie: China fordert
Höchstgeschwindigkeit" zeigt, wie Unternehmen eine nachhaltige
China-Strategie entwickeln und vor allem umsetzen können. Der
chinesische Begriff Quánsù, zu Deutsch Höchstgeschwindigkeit, steht
für das erforderliche Tempo bei der Anpassung der Geschäftsmodelle
und Strategien. Michael Füllemann betont: "Unternehmen müssen in
einem Maß investieren und expandieren, wie sie es in ihrer Geschichte
wohl noch nie getan haben."

Bain hat zwölf entscheidende Erfolgsfaktoren für die
Fernost-Expansion herausgearbeitet, von der Festlegung Chinas als
strategische Priorität, der Teilnahme sowohl im Premium- als auch im
mittleren Marktsegment, über die Lokalisierung des Geschäfts inkl.
dem Aufbau lokaler Marken bis hin zur Gewinnung und Bindung lokaler
Fach- und Führungskräfte. Denn nur so können sich deutsche und
Schweizer Unternehmen im bevölkerungsreichsten Land der Erde
etablieren und erfolgreich gegen ausländische und chinesische
Wettbewerber konkurrieren. Bain-Partner Füllemann rät: "Wer in China
bestehen will, muss das Land zu seinem zweiten Heimatmarkt machen.
Auf dem Weg zu einem west-östlichen Unternehmen wird sich
Geschäftsmodell, Organisation und Kultur vieler Firmen verändern.
Doch nur so können sie von der Dynamik in der gesamten Region
profitieren."



Pressekontakt:
Leila Kunstmann-Seik
Bain & Company Germany, Karlsplatz 1, 80335 München
Tel: +49 89 5123 1246, E-Mail: leila.kunstmann@bain.com


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