(Registrieren)

Westdeutsche Zeitung: Der EU-Gipfel weist den Weg in die richtige Richtung - Ein Europa der zwei Geschwindigkeiten Ein Kommentar von Lothar Leuschen

Geschrieben am 09-12-2011

Düsseldorf (ots) - Der Gipfel von Brüssel ist Erfolg und
Niederlage zugleich. Er ist ein Erfolg, weil die Euro-Staaten erkannt
haben, dass sie ihre Währung retten müssen, auch wenn das mit noch so
großen Schmerzen verbunden ist. Und die Schmerzen werden groß sein,
wenn erst einmal das Ausmaß der Kompetenzen deutlich wird, welche die
Nationalstaaten an Brüssel abtreten müssen.

Der Gipfel von Brüssel ist eine Niederlage, weil sein Ergebnis
unmissverständlich aussagt, dass es die Vereinigten Staaten von
Europa nach US-Vorbild niemals geben wird. Dafür sind die Egoismen
vieler Staaten zu groß.

Großbritannien wird künftig am Katzentisch der Europäischen Union
Platz nehmen. Das Königreich sollte sich ernsthaft fragen, ob Europa
überhaupt noch eine Option ist. Staaten, die nur profitieren, aber
keine Last mittragen wollen, taugen nicht für eine Gemeinschaft.

Insofern ist mit der Niederlage von Brüssel auch eine Art
Heilungsprozess verbunden. Vieles spricht dafür, dass die
Gemeinschaft sich künftig in zwei oder mehr Geschwindigkeiten
entwickeln wird. Da sind einerseits die 17 Euroländer, die sich zu
einer gemeinsamen Geldpolitik durchgerungen haben. Und unter den
restlichen neun wird es außer Großbritannien womöglich auch noch
andere Staaten geben, deren Parlamente dem Beschluss des Euro-Gipfels
nicht folgen wollen. Sie können natürlich dennoch Mitglied der Union
bleiben, aber eben nur im Nebenraum, während am Konferenztisch die
wirklich wichtigen Entscheidungen fallen.

Es ist wahr, dass Frankreich und Deutschland auf dem Weg zu diesem
"Gipfel der letzten Chance" nicht immer geschickt aufgetreten sind.
Ebenso wahr ist aber auch, dass die Entscheidungen von Brüssel im
Kern die Handschrift Deutschlands tragen: keine Eurobonds,
Schuldenbremsen für alle Staaten, schärfere Sanktionen für
Defizitsünder, stärkere Kontrolle der nationalen Haushalte durch die
Europäische Union. Das sind Schritte in die richtige Richtung.

Die Finanzmarkt- und Eurokrise ist damit gleichwohl nicht
erledigt. Aber wenn alle Staaten nun ihre Hausaufgaben machen, gehen
den Ratingagenturen die Argumente aus, mit denen sie die EU in den
vergangenen Wochen beinahe sturmreif geschossen haben.



Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

368179

weitere Artikel:
  • DER STANDARD-Kommentar "Von der Euro- zur Europa-Krise" von Andreas Schnauder "Merkozy" und Cameron riskieren die Spaltung, ohne eine Alternative anzubieten /// Ausgabe vom 10./11.12.2011 Wien (ots) - Die Geschichte vom ungehorsamen Schüler, seiner Zuchtmeisterin und ihrem Dackel konnte nicht gut ausgehen. David Cameron hat seine Aufmüpfigkeit mit einer weitgehenden Isolation Großbritanniens bezahlt. Angela Merkel hat ihr Ziel einer EU-Vertragsänderung nicht erreicht und steht vor einem europapolitischen Scherbenhaufen. Nicolas Sarkozy hat auftragsgemäß für das Frauchen gebellt, ansonsten spielt die Grande Nation mehr...

  • Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum erneuten Versuch, die NPD zu verbieten Bielefeld (ots) - Der Druck auf die Innenminister war groß. »Verbietet endlich die NPD«, wurde von allen Seiten gerufen. Bei dieser Wucht der Entrüstung einen kühlen Kopf zu bewahren, ist schwer. Die Innenminister haben einem Schnellschuss eine Absage erteilt und so dem Druck standgehalten - alle Achtung! Zweifel daran, dass die rechtsextreme NPD verboten und nicht mehr durch Steuergelder finanziert werden darf, hatten die wenigsten Innenminister. Nur bei der Frage nach der Geschwindigkeit eines neuen Verfahrens drifteten sie auseinander. mehr...

  • Rheinische Post: Rechtsstaat kriecht Von REINHOLD MICHELS Düsseldorf (ots) - Auch wenn nun die für die Innere Sicherheit verantwortlichen Bundes- und Länderminister in Wiesbaden den Eindruck von Geschlossenheit, Entschlossenheit und Schneid im Kampf gegen die rechtsextremen Feinde der Demokratie machen - es wird noch eine ganze Weile dauern, bis wir Taten sehen, sprich: die NPD verboten ist. Der demokratische Rechtsstaat ist eine Schnecke. Man darf sich freuen, wenn er vorankriecht und sich am Ende als wehrhaft gegen seine Feinde erweist. Erfreulich ist noch etwas anderes: dass Bundes- und mehr...

  • Mitteldeutsche Zeitung: zum Eurogipfel Halle (ots) - Die Briten machten weder beim Euro mit noch beim gemeinsamen Grenzregime des Schengener Vertrages. Daher wäre in historischer Perspektive ein "Ja" David Camerons die Überraschung gewesen. Mit der (möglichen) Spaltung des eigenen Landes über die Europafrage muss der geistige Sohn de "Eisernen Lady" nun selbst fertig werden. Die Mehrheit Europas hat, pardon liebe Briten, Wichtigeres zu tun. Denn der Weg zur "Stabilitätsunion" ist noch weit und steinig. Das gilt für die Änderung der Regelungen auf Gemeinschaftsebene ebenso mehr...

  • Rheinische Post: Kern-Europa geht voran Von MICHAEL BRÖCKER Düsseldorf (ots) - Der 8. Dezember 2011 dürfte in die Geschichte der europäischen Integration eingehen wie wohl nur der 9. Mai 1950, als Jean Monnet und Robert Schumann den Plan für eine Kohle- und Stahlgemeinschaft in Westeuropa entwarfen, und der 7. Februar 1992, als in Maastricht die Verträge für eine gemeinsame Währung unterzeichnet wurden. Die Brüsseler Beschlüsse sind eine Zäsur in der Europäischen Union. Aus mehreren Gründen. Der Gipfel beendet die über Jahrzehnte gepflegte Strategie der schrittweisen, im Konsens betriebenen mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht