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WAZ: Westerwelle wird 50 . . . - . . . und Seehofer lobt die FDP. Ein Irrtum. Leitartikel von Ulrich Reitz

Geschrieben am 26-12-2011

Essen (ots) - In diesem Jahr versuchte sich Horst Seehofer als
Weihnachtsmann. Er legte der FDP die Vorhersage auf den Gabentisch,
das kommende Jahr werde das ihrer Rückkehr sein. Das werden die
Liberalen zunächst als ausgesprochen freundlich empfinden und dann
werden sie sich wundern, sind sie doch verantwortlich für das Ende
der CSU-Alleinherrschaft in Bayern. Wer Horst Seehofer auch nur ein
wenig kennt, der weiß, dass es der Bayer anders gemeint haben muss
als freundlich. Als ausgesprochene Boshaftigkeit nämlich. Ein
Versprechen, für dessen Einlösung man selbst nicht verantwortlich
gemacht werden kann und das nach aller Wahrscheinlichkeit auch nicht
eintreffen wird, ist einfach nur sehr, sehr gemein.

Guido Westerwelle feiert heute mit 100 Gästen in seinem
Mallorca-Haus mit seinem Mann Stefan Mronz seinen 50. Geburtstag.
Herzlichen Glückwunsch! Als Westerwelle noch davon träumte, mit
Angela Merkel zu regieren, war die liberale Welt noch strahlend blau
und leuchtend gelb. Als dieser Wunsch in Erfüllung ging, trübte sich
sehr schnell alles ins Graue. Heute ist Außenpolitik Innenpolitik und
ohnehin fast immer Chefinnensache. Der Außenminister von gestern ist
der Staatssekretär von heute. Kennt jemand einen Staatssekretär?
Außerdem lebte der viel beschworene Hans-Dietrich Genscher vor allem
davon, dass sich Franz Josef Strauß über ihn aufregte und der
konservative Teil der Union. Heute wird, siehe oben, Westerwelles
Partei vom Strauß-Erben gelobt und der konservative Teil der Union
ist noch machtloser als früher. Es fehlen Freunde und Feinde von
Gewicht.

Heute will kaum noch jemand überhaupt verdächtigt werden, liberal
zu sein. Dahin hat es die FDP gebracht. Sie hätte den
Casino-Kapitalismus niemals stützen dürfen. Sie hätte sich in Zeiten,
in denen das Volk nicht nach Aufbruch, sondern Sicherheit ruft, nicht
eine derart junge Führung geben dürfen. Sie müsste sich um Städte,
Straßen und Schulen kümmern. Anstatt nur um Steuern. Sie hätte das
Internet als Thema nicht an die Piratenpartei verschlafen dürfen. Der
Euro? Merkel. Die Energiewende: Röttgen. Die beiden wichtigsten
Themen sind in der Koalition fest in schwarzen Händen. Und weil es
viel gibt, was die FDP besser unterlassen hätte, wird es vorerst
nichts mit ihrer Rückkehr.

Fazit: Liberales Denken und Handeln ist wichtig. Die Partei der
Liberalen ist es nicht mehr. Auf der Suche nach den Gründen werden
Historiker eines Tages beinahe nur auf Selbstgemachtes stoßen.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
zentralredaktion@waz.de


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