Weser-Kurier: Der Bremer WESER-KURIER schreibt über Brüsseler Pläne zur Professionalisierung der Pflege
Geschrieben am 26-12-2011 |
Bremen (ots) - So, so - da wollen die bösen Eurokraten in Brüssel
also wieder mal überflüssige, bevormundende Vorschriften in die Welt
setzen, um der ohnehin unter Personalmangel leidenden deutschen
Pflegebranche das Leben noch zusätzlich schwer zu machen? Da soll
also durch schnöde bürokratische Regulierung jungen, idealistischen
Menschen mit hoher sozialer, aber angeblich nur geringer
Bildungskompetenz der Einstieg in den geliebten Traumberuf verwehrt
werden? Derartigen Blödsinn könnte man glatt zu glauben beginnen,
wenn man die Reaktionen deutscher Politiker und der Arbeitgeberseite
unter den Berufsverbänden auf die neuesten EU-Pläne denn so richtig
ernst nehmen würde. Das kann man aber schon deshalb nicht, weil dabei
das eigentliche Dilemma der Pflege in diesem Land komplett
ausgeblendet wird. Die Arbeit dort ist nämlich physisch wie psychisch
ausgesprochen hart, findet unter zum Teil katastrophalen Bedingungen
statt (zu denen, das soll nicht verschwiegen werden, auch manch
übertriebene bürokratische Vorschrift zählt) - und wird dann häufig
auch noch ziemlich mies bezahlt. Genau an dieser Stelle, beim lieben
Geld, liegt denn auch tatsächlich der Patient auf der
Intensivstation. Die Qualifikation der Pflegenden hat sich in den
vergangenen Jahren nämlich schon stetig verbessert - wobei
Deutschland allerdings fatalerweise wieder einmal am unteren Ende der
europäischen Skala rangiert. Auch hat die Verwissenschaftlichung des
gesamten Bereichs bereits große Fortschritte gemacht. Aber neben
allen noch so gut gemeinten Plänen aus Brüssel, diese Entwicklung
jetzt noch zu fördern und auszubauen, gibt es leider etwas, das nach
wie vor extrem unterentwickelt ist - das eigentlich ziemlich profane
Bewusstsein, dass es Qualität eben nicht zum Billigtarif gibt. An
dieser Stelle liegt die Aufgabe der Politik, da sollten sich auch die
Arbeitgeber einbringen, und hier wird sich letztlich entscheiden, ob
die Zukunftsbranche Pflege überhaupt zukunftsfähig gestaltet werden
kann.
Pressekontakt:
Weser-Kurier
Produzierender Chefredakteur
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chefredaktion@Weser-Kurier.de
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