Lausitzer Rundschau: Schein und Sein
Wenn Arbeitslose in Hartz IV rutschen
Geschrieben am 29-12-2011 |
Cottbus (ots) - Statistiken können zur Aufklärung beitragen. Sie
können aber auch für Schwarzmalerei sorgen, wo es durchaus
Lichtblicke gibt. So erhitzte am Donnerstag eine Expertise der
Bundesagentur für Arbeit die Gemüter, wonach jeder vierte
Beschäftigte, der seinen Job verliert, sofort auf Hartz IV angewiesen
ist. Das klingt natürlich dramatisch, hat aber zumindest einen
erfreulichen Hintergrund: Dank des Booms am Arbeitsmarkt finden auch
immer mehr Langzeitarbeitslose einen Job. Allerdings nur
vorübergehend, weshalb die Zeit nicht ausreicht, um damit einen
Anspruch auf das reguläre Arbeitslosengeld zu begründen. Daher landen
sie gleich wieder in Hartz IV. Hätten die Betroffenen gar keine
Arbeit gehabt, wären die staatlichen Transfers ohne Unterbrechung
geflossen - und die "dramatische" Statistik hätte es so nicht
gegeben. Schein und Sein klaffen also mitunter weit auseinander. Im
konkreten Fall gibt es freilich auch eine Kehrseite, die die Politik
nicht ignorieren darf: Bei den Betroffenen handelt es sich in erster
Linie um gering Qualifizierte, die in aller Regel auch wenig
verdienen. Bei einer längeren Tätigkeit fällt das Arbeitslosengeld
dann so gering aus, dass eine Aufstockung durch Hartz IV notwendig
wird. Die Antwort darauf ist nicht nur eine allgemeine verbindliche
Lohnuntergrenze, um die schlimmsten Verwerfungen bei der Vergütung zu
beseitigen. Mindestens genauso wichtig wäre eine
Qualifizierungsoffensive, um Menschen mit unzureichender Bildung für
den Arbeitsmarkt fit zu machen. Genau an dieser Stelle hat die
Bundesregierung jedoch den Rotstift angesetzt. Das ist viel
dramatischer als die jüngste Statistik aus Nürnberg.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
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politik@lr-online.de
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