Westdeutsche Zeitung: Spaniens Finanzkrise ist der nächste Prüfstein für die EU - Europa scheitert an der Politik, nicht am Geld
Ein Kommentar von Lothar Leuschen
Geschrieben am 10-06-2012 |
Düsseldorf (ots) - Nun also auch Spanien. Geschätzte 100
Milliarden Euro braucht das Land aus dem Rettungsfonds der EU, um
seine Banken zu stützen. Das alles ist wenig überraschend. Genauso
wenig wie die Erleichterung, die sich in Fachkreisen breitmacht.
Dabei hat Spanien aus gutem Grund gezögert, das Angebot der
Europäischen Union anzunehmen. Denn den Segnungen des Rettungsschirms
haftet wie schon in den Fällen Griechenland, Portugal und Irland ein
fataler Makel an. Die Staaten stellen sich unter die Kuratel der EU.
Und die kennt nur die Rosskur als Heilmittel. Sparen, bis der Arzt
kommt, steht auf dem Rezept. Von gleichzeitigen Investitionen in die
Wirtschaft der Pleitestaaten, von neuen Arbeitsplätzen, von
Perspektiven ist nicht die Rede. Die gibt es unter dem Diktat der EU
einfach nicht. Deshalb wollte Spanien so lange nichts vom
Freundschaftsdienst der Union wissen. Der Blick nach Griechenland
zeigt, wie viel für diese Zurückhaltung spricht. Aber allein bekommt
auch Spanien seine hausgemachte Finanzkrise nicht in den Griff.
Also werden in den nächsten Tagen wieder die altbekannten
Mechanismen greifen. Ein großer Teil der Deutschen wird sich darüber
aufregen, dass die Spanier von den 100 Milliarden Euro, die sie
benötigen, ein Viertel aus Deutschland bekommen werden. Die
Europa-Skeptiker werden nach dem Ende mit Schrecken rufen, den Euro
verteufeln und alle Staaten, die nicht so leistungsfähig sind wie
etwa Deutschland oder Frankreich oder die Niederlande aus der EU
verbannen wollen. Und in die offene Flanke der Politik stoßen
Bestsellerautoren wie Thilo Sarrazin mit viel zu simplen Antworten
auf komplexe Fragen. Dabei sind die allermeisten Deutschen überzeugte
Europäer und außerdem zu Recht als sehr hilfsbereit bekannt. Aber die
politischen Entscheidungsträger haben sich von ihrem Wahlvolk
abgekoppelt. Sie entscheiden, ohne zu erklären. Sie ignorieren die
Bedenken der Bürger. Sie sind nicht in der Lage oder nicht willens,
einen offensichtlich erfolglosen Kurs zu korrigieren.
Wenn Europa scheitert, dann nicht an Bürgschaften und Krediten für
Spanien oder Griechenland, sondern an Staaten und Politikern, denen
es auch in Zeiten größter Not nicht um Europa geht, sondern nur um
sich selbst.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
400352
weitere Artikel:
- Neues Deutschland: zu Rettung für Spaniens Banken Berlin (ots) - Dass Spanien und Italien am gestrigen Abend das
erste Highlight der Fußball-EM liefern würden, war natürlich reiner
Auslosungszufall. Aber dies hatte große Symbolkraft: In diesen beiden
Ländern wird sich nämlich, wie das Wochenende ebenfalls zeigte, die
vielleicht unwichtigste Hauptsache der Welt - das Schicksal der
EU-Währungsunion - entscheiden. Das weiß man natürlich auch in den
Hauptstädten der anderen europäischen Länder. Doch wie nach den
Hilfsanträgen Griechenlands, Irlands, Portugals und wieder
Griechenlands mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu kommunalen Finanzausgleich Halle (ots) - Bullerjahn arbeitet an einem neuen kommunalen
Finanzausgleich. Was er davon nun gucken lässt, stimmt optimistisch.
Die Investitionspauschale stabil zu halten ist gut - viele Kommunen
könnten ohne gar nicht investieren. Langfristig noch charmanter
könnte die Idee sein, die Kommunen an der Steuerschwankungsreserve zu
beteiligen. Gerade kleine Städte hängen extrem von der Gewerbesteuer
ab. Und die ist tatsächlich unberechenbar wie ein Diva.
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Händelfestspielen Halle (ots) - Bemerkenswert ist auch, dass sich die Festspiele mit
Ausflügen in den Botanischen Garten, die Neue Residenz und in die
Region weiter nach Mitteldeutschland geöffnet und auch an die
Jüngsten gedacht worden ist: Händels Musik bereits Kindern nahe zu
bringen, ist eine schöne Form des Eigennutzes. Und sonst? Freuen wir
uns schon auf den nächsten Jahrgang.
Pressekontakt:
Mitteldeutsche Zeitung
Hartmut Augustin
Telefon: 0345 565 4200 mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Spanien Halle (ots) - Es ist eine 100 Milliarden Euro teure
Beruhigungsspritze. Nicht mehr. Aber auch nicht weniger. Europa zahlt
für das Versagen der spanischen Banker, deren leere Kassen nun wieder
aufgefüllt werden. Den Millionen Arbeitslosen auf der iberischen
Halbinsel bringt das Geld höchstens mittelbar eine neue Zukunft, wenn
die Geldinstitute nämlich tatsächlich wieder zum normalen
Kreditgeschäft zurückkehren. Nur dann können Unternehmen investieren
und Leute einstellen. So die Theorie. In der Praxis wird es nicht
reichen. Denn um mehr...
- DER STANDARD - Kommentar "Der Countdown läuft" von Michael Völker Ausgabe vom 11.6.2012
Wien (ots) - Im parlamentarischen Untersuchungsausschuss kamen
die politischen Schweinereien unter reger Beteiligung der FPÖ und
ihrer Proponenten zur Sprache. In der Zeit der gemeinsamen Regierung
mit Wolfgang Schüssels ÖVP haben sich freiheitliche Freibeuter
ungeniert die Taschen vollgeräumt. Das Wort "Privatisierung" wurde
von manchem blauen Funktionär wortwörtlich genommen. Das alles hat
der FPÖ politisch kaum geschadet.
Die Abspaltung des BZÖ und die späte Wiedervereinigung mit einem Teil
dieser Truppe machte mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|