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Schwäbische Zeitung: Es geht gegen Kretschmann - Leitartikel

Geschrieben am 11-06-2012

Leutkirch (ots) - Bilkay Öney redet nicht nur viel. Sondern sie
denkt auch manchmal zu wenig nach, bevor sie spricht. Die SPD-Frau
und Stuttgarter Integrationsministerin versteht es, Freund und Feind
mit politisch inkorrekten Sprüchen vor den Kopf zu stoßen. Doch
diesmal ist es schlimmer: Sie hat einem Vergleich nicht
widersprochen, bei dem der deutsche Sicherheitsapparat mit den
düsteren Parallelmächten in der Türkei in Verbindung gebracht wurde.
Nun ist die Deutsche mit den türkischen Eltern offenbar über sich
selbst sehr erschrocken.

Ob Öney zurücktritt oder nicht, sollte nichts damit zu tun haben,
dass sie einen Migrationshintergrund hat. Die Ministerin steht nicht
unter Artenschutz. Aber die Aufregung um sie zeigt, dass wir von
einer Normalität im Umgang mit Minderheiten weit entfernt sind. Es
scheint für viele eben nicht normal, dass wir eine Landesministerin
mit türkischen Wurzeln haben - schon gar nicht, wenn sie dumme Fehler
macht. Ist jemand Kind von Einwanderern, schwingt hierzulande in der
Beurteilung oft Zweifel an der Loyalität gegenüber dem eigenen Staat
mit. Anders zu sein, wird gleichgesetzt mit mangelndem Patriotismus.
US-Präsident Obama, Sohn eines Muslims aus Kenia, hat bis heute mit
diesem Stigma zu kämpfen. Auch Lukas Podolski und Miroslav Klose, die
deutschen Fußballnationalspieler, die in Polen geboren wurden,
mussten sich schon nach ihrer Einstellung zu Deutschland fragen
lassen.

Dass der CDU-Fraktionschef im Stuttgarter Landtag sich über Frau
Öney empört, mag taktisch nachvollziehbar sein. Aber es ist eben auch
durchschaubar. Denn da wird nicht eigentlich auf die SPD-Politikerin
mit ihrem nicht besonders bedeutsamen Portfolio gezielt. Sondern es
geht gegen deren populären Kabinettschef. Ministerpräsident Winfried
Kretschmann wird sich in der Affäre Öney irgendwann äußern müssen.
Gerade so, wie ein Regierungschef das eben zu tun hat, wenn einer
seiner Minister Mist gebaut hat, ganz gleich woher dessen Vorfahren
kommen.



Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 07561-80 100
redaktion@schwaebische-zeitung.de


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