Gemeinsame Pressemitteilung / Baubegleitende Qualitätskontrolle - Frühwarnsystem am Bau
Geschrieben am 12-07-2012 |
Berlin (ots) -
Neue Gemeinschaftsstudie von Bauherren-Schutzbund e.V. und
Institut für Bauforschung e.V. Hannover zur Bauqualität bei Ein- und
Zweifamilienhäusern
- Mehr als 1.800 Mängel bei 100 Neubauvorhaben dokumentiert und
bewertet
- Mängel in allen Gewerken - besonders hoch bei Rohbau, Statik und
Dachkonstruktion
- Baubegleitende Qualitätskontrollen mit positivem Effekt auf
Bauqualität
- Hohe Bauschadenskosten durch rechtzeitige Mängelbeseitigung
vermieden
Baubegleitende Qualitätskontrollen durch unabhängige Experten
tragen wirksam zur Qualität des Bauwerkes bei und können hohe
Bauschadenskosten vermeiden. Zu dieser Aussage kommt die jetzt
vorgelegte aktuelle Gemeinschaftsstudie vom Bauherren-Schutzbund e.V.
(BSB) und dem Institut für Bauforschung e.V. Hannover (IFB) zur
Bauqualität von Ein- und Zweifamilienhäusern. Für die Studie wurden
800 Baustellenkontrollen von BSB-Bauherrenberatern bei 100
Neubauvorhaben von Ein- und Zweifamilienhäusern aus den Jahren 2009
bis 2011 analysiert. 1.829 Mängel wurden während des Bauablaufs
dokumentiert - das sind durchschnittlich 18 gravierende Baumängel pro
Bauvorhaben. Bei der Bauabnahme lagen im Schnitt noch 14 Mängel vor -
sowohl neu festgestellte als auch bereits während des Bauablaufs
dokumentierte Baumängel.
Rohbau, Statik und Dachkonstruktion besonders mängelanfällig
19 Prozent aller und damit die meisten Mängel entfallen auf
Rohbau, Statik und Dachkonstruktion. Diesen folgen in der Häufigkeit
die Gebäudeabdichtung, der Innenputz und der Innenausbau. Auch in den
Bereichen Wärmedämmung, Schallschutz und Brandschutz besteht eine
hohe Mängelhäufigkeit. Genauso wurden zahlreiche Mängel am Dach und
der Fassade, an Fenstern, Türen und der luftdichten Ebene gefunden.
Auch technische Anlagen - darunter vor allem die Heizungsanlagen, die
Elektroinstallationen und die Sanitäranlagen - waren keinesfalls
mängelfrei.
Bei den 100 dokumentierten Bauvorhaben wurde eine nicht
unbeträchtliche Zahl schwerwiegender Mängel aufgedeckt. So wich eine
ausgeführte Dachkonstruktion von der vorgegebenen Statik ab,
Bewehrungsarbeiten wurden fehlerhaft ausgeführt, Auflager von Wand-
und Treppenelementen waren nicht sachgerecht hergestellt. Typische
Schwachstellen bei Fenstern und Türen waren mangelhafte Anschlüsse
von Fensterbänken und Abdichtungsfehler. Folgen dieser auf
ungenügende Qualität in der Planung, Ausführung und Bauleitung
zurückzuführenden Mängel sind u.a. Rissbildungen, Feuchteschäden und
hohe Energiekosten.
Qualitätskontrolle nach einheitlichen Standards
Die Studie belegt: Als effizientes Frühwarnsystem bewährt sich die
vom BSB entwickelte baubegleitende Qualitätskontrolle. Das
Leistungsspektrum reicht von der baubegleitenden Beratung und
Betreuung privater Bauherren, der Kontrolle der Qualität der
Bauausführung, der Dokumentation des Bautenstands und der
festgestellten Mängel, dem Konfliktmanagement auf der Baustelle bis
zur fachtechnischen Unterstützung bei der Vorbereitung und
Durchführung der Abnahme. Nach bundesweit einheitlichen Standards
kontrollieren die von der Verbraucherschutzorganisation berufenen
unabhängigen Bauherrenberater - erfahrene Architekten, Ingenieure und
Sachverständige - die Qualität des entstehenden Gebäudes. Die
Betreuung beginnt in der Regel vor Vertragsabschluss, orientiert sich
dann am jeweiligen Bauvertrag und der Bau- und Leistungsbeschreibung
und endet mit der Schlussabnahme des Gebäudes. Mit durchschnittlich 8
Baustellenkontrollen wird eine hohe Kontrolldichte gewährleistet.
Bauherrenberater decken bei ihren Kontrollen auf der Baustelle - 2011
geschah das insgesamt bei rund 6.000 Bauvorhaben von BSB-Mitgliedern
- rechtzeitig Mängel auf und geben mit fachlich fundierten
Dokumentationen privaten Bauherren ein Instrument in die Hand,
unverzügliche Beseitigung vom Bauvertragspartner einzufordern.
Hohe Bauschadenskosten durch rechtzeitige Mängelbeseitigung
vermieden
Beispielhaft rechnet die Studie auf Basis von Baupreisdatenbanken
und der Analyse von Versicherungsschäden hoch, welche
Schadenbeseitigungskosten durch rasche Mängelbeseitigung erspart
geblieben sind. Das Spektrum der vermiedenen Schadenskosten reicht
bei den ausgewählten Beispielen von 12.000 bis 40.000 Euro. So wurde
an einem Einfamilienhaus Schimmelpilzbefall durch die fehlerhaft
ausgeführte Wärmedämmung und undichte Fenster festgestellt. Die
Beseitigung von Fehlstellen in der Dämmung und das Nacharbeiten der
Fenster kosteten 3.500 Euro. Erspart blieben 20.000 Euro
Bauschadenskosten.
In einem anderen Fall wurde im Dach einer Doppelhaushälfte eine
stark durchnässte Zwischensparrendämmung eingebaut. Der Austausch
belief sich auf 6.500 Euro, vermieden wurden geschätzte 12.500
Bauschadenskosten.
Wichtig: In solchen Kostenschätzungen sind auch Kosten zu
berücksichtigen, die entstanden wären, wenn Fördermittel aufgrund
verfehlter KfW-Auflagen nicht gewährt worden wären, eine
Wertminderung des Gebäudes verursacht wird oder
Heizkostensteigerungen entstehen.
Baubegleitende Qualitätskontrollen mit positivem Effekt auf
Bauqualität
Werden Mängel rechtzeitig aufgespürt und beseitigt - während der
Bauphase und vor allem bevor sie von Folgegewerken verdeckt werden -
bleiben kosten- und arbeitsaufwändige Nachbesserungen und große
Schadenssummen erspart. "Die frühzeitige Beseitigung der jeweiligen
Mängel im Bauablauf lässt sich mit deutlich geringeren Kosten und
ohne weitreichenden Folgen für die Bauqualität durchführen", folgert
Dipl.-Ing. Heike Böhmer, Direktorin des IFB. Gravierende Folgeschäden
aufgrund nicht rechtzeitig entdeckter Mängel könnten beispielsweise
später eine umfangreiche Sanierung erforderlich machen, im
schlimmsten Falle sogar den Rückbau und Neubau von Gebäudeteilen.
"Baubegleitende Qualitätskontrollen dienen als Frühwarnsystem auf dem
Bau und haben einen positiven Effekt auf die Bauqualität", zieht
Böhmer ein Fazit.
Umfassende Beratung und aktiver Verbraucherschutz
Als Kernangebot des Bauherren-Schutzbund e.V. zielen
baubegleitende Qualitätskontrollen nicht nur auf technische
Kontrollen durch fachlich versierte Berater, sondern gleichermaßen
auf umfassende Beratung und Betreuung. Sie sind "ein adäquates
Mittel, um die Interessen des Bauherrn gegenüber seinem
Vertragspartner zu vertreten und bieten die Möglichkeit, Mängel im
Rahmen des Baufortschritts zu erkennen, um sie frühzeitig - vor dem
Entstehen eines Schadens - beseitigen zu können", heißt es in der
Studie.
"Risiken und Konfliktpotenzial auf dem Bau werden durch unsere
Beratungs- und Betreuungsangebote deutlich gemindert und die
Bauqualität steigt", konstatiert Peter Mauel, 1. Vorsitzender des
BSB. "Von den regelmäßigen Qualitätskontrollen auf hohem fachlichen
Niveau durch unsere Bauherrenberater und den Gesprächen auf der
Baustelle profitieren nicht nur private Bauherren als
Vereinsmitglieder, sondern alle am Bau Beteiligten. So wird
gleichermaßen die Chance zum Interessenausgleich genutzt. Das mit
Qualitätsmängeln verbundene wirtschaftliche Risiko sinkt auch für
Bauunternehmen. Nachbesserungen, Ärger und möglicherweise ein
gerichtliches Nachspiel werden vermieden." Durch die jüngste Studie
sieht sich der BSB bestätigt, Ausbau und Profilierung der
baubegleitenden Qualitätskontrolle fortzusetzen. "Im Dialog mit allen
am Bau Beteiligten werden wir weiter das Thema Bauqualität fördern
und unseren Beitrag für aktiven Verbraucherschutz leisten",
konstatiert Mauel.
Der Forschungsbericht steht im Internet unter www.bsb-ev.de als
Download zur Verfügung. Berlin / Hannover, 12.07.2012
Pressekontakt:
Bauherren-Schutzbund e.V
Bundesbüro
Kleine Alexanderstr. 9-10
10178 Berlin
Tel.: 030-3128001
E-Mail: office@bsb-ev.de
www.bsb-ev.de
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