Weser-Kurier: Über den SPD-Politiker Kurt Beck schreibt der "Weser-Kurier" in seiner Ausgabe vom 1. August:
Geschrieben am 31-07-2012 |
Bremen (ots) - Nein, das ist nicht Mainz wie es singt und lacht.
In der rheinland-pfälzischen Landeshauptstadt spielt sich derzeit ein
Drama ab, wie man es alle paar Jahre wieder in der deutschen Politik
erlebt: Ein lange Jahre hoch geschätzter Politiker verliert Zug um
Zug an Anerkennung, Respekt und Würde, weil er den richtigen
Zeitpunkt für seinen Abgang verpasst hat. Kurt Biedenkopf in Sachsen,
Dieter Althaus in Thüringen, Edmund Stoiber in Bayern oder auch
Helmut Kohl, der nicht rechtzeitig für Wolfgang Schäuble Platz
machte, stehen für solch verunglückte Stabwechsel. Nun also Kurt
Beck, der mit seiner SPD seit 18 Jahren die einstige konservative
Hochburg Rheinland-Pfalz regiert und der einmal so populär war, dass
sie ihn König Kurt nannten. Beck hat sich zweifellos Verdienste
erworben, sonst hätte er nicht so lange mit der FDP, mit absoluter
Mehrheit oder wie nunmehr mit den Grünen regieren können. Nach seinem
verunglückten Ausflug an die Spitze der Bundes-SPD hat er sich im
Bundesrat als geschickter Verhandler und Vermittler von Kompromissen
wie bei Hartz IV erwiesen. Diese Meriten setzt Kurt Beck nun aufs
Spiel, weil er zwar Fehler bei der Nürburgring-Pleite einräumt, dafür
aber nicht die Verantwortung übernehmen und einem Nachfolger oder -
besser gesagt - einer Nachfolgerin Platz machen will. Denn mit
Bildungspolitikerin Doris Ahnen und Sozialministerin Malu Dreyer
stehen Kandidatinnen bereit, die anders als ihre Konkurrenten,
Infrastrukturminister Roger Lewentz und Fraktionschef Hendrik Hering,
nicht in das Nürburgring-Desaster verwickelt sind. Ihnen bliebe noch
genügend Zeit, um bei der nächsten Wahl eine Chance gegen
CDU-Herausforderin Julia Klöckner zu haben. So aber wird Beck
folgerichtig ebenso wie sein Berliner SPD-Kollege Klaus Wowereit, dem
die Flughafen-Eröffnungspleite wie Blei an der Jacke hängt, den
Prozess einer schleichenden Entfremdung von Wahlvolk und eigener
Partei erleben. Dann werden am Ende alle anderen froh sein, dass die
Ära der einst Erfolgsverwöhnten vorbei ist. Beide sind objektiv
bereits für ihre Partei zur Last geworden, wie der deutliche Absturz
in den Meinungsumfragen zeigt. Es kommt die Zeit, da wird nur das
lange Kleben am Amt in Erinnerung bleiben.
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Produzierender Chefredakteur
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