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KfW/ZEW CO2 Barometer 2012: EU-Emissionshandel in tiefer Krise

Geschrieben am 22-08-2012

Frankfurt (ots) -

- Europäisches Emissionshandelssystem (EU-EHS) setzt nur sehr
geringe Anreize zur CO2-Vermeidung
- Kosten des Emissionshandels haben bislang kaum Einfluss auf die
Standortplanungen der Unternehmen
- Möglichkeiten einer strengeren Ausgestaltung des
Emissionshandels sollten geprüft werden

Das aktuelle CO2 Barometer von KfW/ZEW zeigt, dass die befragten
Unternehmen den Kostenbelastungen durch das Europäische
Emissionshandelssystem (EU-EHS) bei ihren Standortentscheidungen
einen deutlich geringeren Stellenwert beimessen als weithin
angenommen. Zwar investieren die emissionshandelsverpflichteten
deutschen Unternehmen zunehmend auch außerhalb Europas, suchen aber
vor allem die Nähe zu den dortigen Absatzmärkten.

"Die direkten Kosten der klimapolitischen Regulierung wirken sich
derzeit kaum auf Produktions- und Investitionsentscheidungen aus, da
die CO2-Preise niedrig sind und eine hohe Zuteilung freier
Zertifikate stattgefunden hat. Der Emissionshandel hat bisher die
Unternehmen nicht aus Europa vertrieben. Die Thematik wird jedoch in
Zukunft vor dem Hintergrund des erwarteten Preisanstiegs und der
geplanten Auktionierung der Zertifikate wieder an Bedeutung
gewinnen", sagt Prof. Dr. Andreas Löschel, Leiter des
Forschungsbereichs "Umwelt- und Ressourcenökonomik, Umweltmanagement"
beim ZEW.

Zwar haben bisher 71 % der befragten Unternehmen Investitionen
getätigt oder Eingriffe in den Produktionsprozess vorgenommen, die zu
einer Reduktion ihres CO2-Ausstoßes geführt haben. Die eigentlichen
Ziele dieser Maßnahmen waren jedoch die Senkung der Energie- und
Rohstoffkosten sowie die Erschließung allgemeiner
Effizienzpotenziale. Nur 9% der Unternehmen haben Maßnahmen
durchgeführt mit dem expliziten Ziel, den CO2-Ausstoß zu mindern.
Dies ist insbesondere dem derzeit historisch niedrigen Preisniveau
bei den Emissionsrechten geschuldet. Erst zum Ende der dritten
Handelsperiode im Jahr 2020 steigen die Zertifikatepreise nach
Ansicht der befragten Experten wieder über 20 EUR.

"Nach heutigem Stand sind die vom Emissionshandel ausgehenden
Vermeidungsanreize kurz- bis mittelfristig völlig unzureichend. Daran
würde auch die von der EU-Kommission vorgeschlagene Verschiebung
bereits geplanter Zertifikateversteigerungen nichts ändern. Wichtig
ist eine angemessene dauerhafte zusätzliche Reduzierung der
zulässigen Emissionsobergrenze. Anderenfalls besteht die Gefahr, dass
das Instrument Emissionshandel in der EU auf absehbare Zeit
weitgehend wirkungslos bleibt", sagt Dr. Norbert Irsch, Chefvolkswirt
der KfW Bankengruppe.

Um die Energieintensität ihrer Produktion zu vermindern, haben 16
% der befragten Unternehmen über eigene Anstrengungen im Bereich
Forschung und Entwicklung Technologien zur Senkung ihrer
CO2-Emissionen entwickelt, und 40 % der Unternehmen neue
Vermeidungstechnologien am Markt erworben. Damit unterstreicht das
KfW/ZEW CO2 Barometer: Dem Maschinen- und Anlagenbau kommt bei
Entwicklung und Verbreitung "grüner Innovationen" eine zentrale Rolle
zu.

Trotz der eingebrochenen CO2-Preiserwartungen für die dritte
Handelsperiode planen weiterhin 66 % der Unternehmen,
Verminderungsmaßnahmen ab 2013 durchzuführen, davon immerhin ein
Sechstel (17 %) explizit mit dem Ziel der CO2-Minderung. Gleichzeitig
wollen etwa 30 % der Unternehmen, die in den kommenden fünf Jahren
Kapazitätserweiterungen planen, auch ihre CO2-Emissionen senken -
trotz des derzeit niedrigen Preisniveaus für Emissionsrechte.
Verantwortlich hierfür sind vor allem steigende Energiepreise. Der
Emissionshandel spielt faktisch derzeit nur eine nachgeordnete Rolle.

Kontakt:

Dr. Charis Pöthig, Stellv. Pressesprecherin KfW Bankengruppe,
Tel.: 069/7431-4683, E-Mail: charis.poethig@kfw.de

Prof. Dr. Andreas Löschel, Tel.: 0621/1235-200, E-Mail:
loeschel@zew.de

Benjamin Lutz, ZEW, Tel.: 0621/1235-204, E-Mail: lutz@zew.de

Hintergrundinformationen: Im Rahmen des KfW/ZEW CO2 Barometers
werden seit 2009 alle emissionshandelspflichtigen Unternehmen in
Deutschland und zusätzlich eine große Zahl internationaler
Emissionshandelsexperten jährlich zu ihren Aktivitäten und Strategien
befragt. Das EU-EHS ist das zentrale europäische
Klimaschutzinstrument und deckt rund 40 % der Treibhausgasemissionen
der EU ab. Der Schwerpunkt des diesjährigen KfW/ZEW CO2 Barometers
liegt neben der Anreizwirkung des EU-EHS und der Vermeidungstätigkeit
der regulierten Unternehmen vor allem auf der Frage, wie stark sich
die Kosten der klimapolitischen Regulierung auf die Produktions- und
Investitionsentscheidungen der Unternehmen auswirken.

Das KfW/ZEW CO2 Barometer 2012 ist im Internet verfügbar unter
http://www.kfw.de im Bereich Konzern/Research. Für weitere
Informationen zum EU-Emissionshandel empfehlen wir:
http://de.wikipedia.org/wiki/EU-Emissionshandel



Pressekontakt:
KfW, Palmengartenstraße 5-9, 60325 Frankfurt
Kommunikation (KOM), Dr. Charis Pöthig,
Tel. 069 7431-4683, Fax: 069 7431-3266,
E-Mail: charis.poethig@kfw.de, Internet: http://www.kfw.de/newsroom


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