Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar: Grüne beschließen Urwahl
Klarheit über die Rangfolge
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN
Geschrieben am 02-09-2012 |
Bielefeld (ots) - Einen kurzen Moment lang dachte die
Öffentlichkeit, dass sich die Piraten in der deutschen
Parteienlandschaft als Großmeister von Transparenz und Mitsprache
profilieren würden. Aber die Piraten verlieren nicht nur wegen
inhaltlicher Dürftigkeit an Zustimmung. Auch in Sachen Beteiligung
geraten sie ins Hintertreffen. Die Grünen haben die Oberhoheit über
die innerparteiliche Demokratie zurückerobert. Seit gestern ist es
beschlossen: Die grüne Basis ist es, die per Urwahl über die beiden
Spitzenkandidaten für die Bundestagswahl 2013 entscheiden wird. Es
mag sein, dass zwischen den vier Bewerbern die inhaltlichen
Unterschiede nicht so groß sind. Und es mag ebenfalls sein, dass
Jürgen Trittin die besten Chancen hat, weil er gut vernetzt und zudem
für die Abteilung Attacke der geeigneteste Kandidat ist. Spannend
bleibt also nur die Frage, wer den offenen Frauenplatz neben Trittin
ausfüllen wird. Das Schaulaufen innerhalb der Partei schafft da
Klarheit über die interne Rangfolge. Das ist wichtig, weil es bei den
Grünen darüber regelmäßig Streit gibt. Eine Urwahl könnte somit
befreiend wirken. Auch wenn die Gefahr besteht, dass der Wettbewerb
von der Öffentlichkeit als Selbstbeschäftigung interpretiert und mit
geringem Interesse verfolgt wird. Denn die Grünen sind eine
klassische Programmpartei, wo die Inhalte wichtiger sind als die
Personen. Der kleine Parteitag gab erste Auskunft über die
inhaltliche Aufstellung für 2013. Der Kampf um die Energiewende steht
obenan. Das Schwarz-Gelb aufgrund interner Blockaden zu einer echten
Energiewende nicht in der Lage ist, wollen die Grünen entlarven. Und
sie wollen beweisen, dass nicht die Kosten für die Erneuerbaren
Energien den Strompreis in die Höhe treiben. Auf dem ureigenen Feld
der Energieversorgung gibt es offenbar auch nach dem Atomausstieg
noch viel zu tun für die Grünen.
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Neue Westfälische
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