BERLINER MORGENPOST: Bewerbung als Kanzlerkandidat
Jochim Stoltenberg über den ehemaligen Finanzminister und dessen Banken-Papier
Geschrieben am 26-09-2012 |
Berlin (ots) - Auch wenn Peer Steinbrück es nicht zugeben will:
Natürlich ist sein Banken-Papier eine Bewerbungsmappe als
Kanzlerkandidat der SPD. Ein Jahr vor der Bundestagswahl nimmt es die
Partei mit der Wahrheit ohnehin nicht so genau. Noch Anfang des
Jahres wurde heftigst dementiert, dass eine Anti-Banken-Kampagne Teil
ihres Wahlkampfkonzepts 2013 sein werde. Steinbrück belegt nun das
Gegenteil. Das ist ja auch nicht unbedingt verwerflich. Die
Euro-Krise samt der schweren Verwerfungen auf den Finanzmärkten
ängstigt die Bürger nach wie vor. Wenn tief bis in das bürgerliche
Lager eine große Skepsis hinsichtlich der Rolle und des
Missmanagements einzelner Banken und Bankmanager herrscht, wenn es
also letztlich um das Geld der Bürger geht, müssen diese Besorgnisse
im Wahlkampf zu einem der großen Themen werden.
Und wer könnte da für die SPD besser punkten als Peer Steinbrück?
Keiner! Der populärste der mittlerweile zum Zauder-Trio geschrumpften
Kanzlerkandidaten ist er ohnehin. Noch muss er sich ein bisschen
zieren. Aber alle Erfahrung zeigt, dass, wenn es um die Macht geht,
die SPD den voranschickt, der die größte Siegeschance verspricht. Und
das ist eben Peer Steinbrück. Auch wenn ihn die Linken in der Partei
nur schwer mittragen können. Aber sie werden es tun, um der erneuten
Regierungsperspektive wegen. Und der ehemaligen Finanzminister ist
ihnen ja auch ein Stück weit entgegengekommen.
Inhaltlich ist manch Vernünftiges in Steinbrücks Papier
nachzulesen. Wer will noch bestreiten, dass die Bonus-Zahlungen an
manche Banker in keinem Verhältnis zu deren realer Leistung stehen
oder Spekulationsgeschäfte mit Rohstoffen und Nahrungsmittel ziemlich
skrupellos sind? Höchst bedenklich andererseits etwa die Aufspaltung
der Deutschen Bank - das letztes nationale Geldinstitut von
internationaler Bedeutung - in einen Geschäfts- und einen
Investmentbereich.
So nachvollziehbar und auch populär viele Forderungen sind, sie
alle haben einen Haken. National sind sie wirkungslos. Sie müssen
zumindest europaweit durchgesetzt werden. Als ehemaliger
Bundesfinanzminister weiß Peer Steinbrück, wie schwer EU-weite
Lösungen zu erkämpfen sind. Deshalb ist es ziemlich unredlich, wenn
er seinem Nachfolger und der Bundeskanzlerin "Untätigkeit" etwa bei
der Besteuerung der Finanzmärkte vorwirft. Und falsch ist es auch.
Die Bundesregierung hat sich beispielsweise die
Finanztransaktionssteuer auf die Fahne geschrieben. Die Partner
wollen sie allerdings noch immer nicht hissen. Steinbrück kennt das
alles. Aber was zählt in Wahlkampfzeiten schon die ganze Wahrheit?
An der Glaubwürdigkeit des Möchtegern-Banken- Dompteurs Steinbrück
nagt noch etwas anderes: sein Hang zum großen, gut bezahlten
Auftritt. Wie jüngst im Zürcher Luxushotel "Dolder", gesponsert von
großen internationalen Finanzanbietern und Versicherungen samt einem
Vortragshonorar - über dessen Höhe sich der ehemalige Finanzsenator
dann aber lieber ausschweigt.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
419838
weitere Artikel:
- Stuttgarter Nachrichten: Messerattacke im Jobcenter Stuttgart (ots) - Jenseits spektakulärer Einzelfälle lässt sich
feststellen: Diener des Staates, Hüter des Gesetzes sehen sich im
Alltag häufig mit Aggressionen konfrontiert. Das Phänomen physischer
wie verbaler Übergriffe existiert nicht nur "gefühlt", wie es
neudeutsch heißt. Es ist real. Belege finden sich in den Krankenakten
von Polizeibeamten zur Genüge. Woher kommt das? Tatsache ist: Die
wirtschaftlich gute Situation vieler täuscht über die missliche
Situation anderer hinweg. Es gibt sie reichlich, die sogenannten
Verlierer. mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Harz und Skigebiete Halle (ots) - Es ist gerade mal gut eine Woche her, dass der Bund
der Steuerzahler sein neues Schwarzbuch vorgelegt hat. Besondere
Erwähnung findet darin die üppige Landesförderung für den Bau einer
Therme in Thale im Harz - obwohl es mindestens drei vergleichbare
Einrichtungen in der Umgebung gibt. Gestern nun hat die
Landesregierung einen gewichtigen Baustein dafür gelegt, auch in
einer der kommenden Ausgaben des Schwarzbuchs aufzutauchen - mit der
millionenschweren Förderung eines Parkhauses in einem
Phantom-Skigebiet. Doch mehr...
- NRZ: Das Spitzel-Dilemma des Staates - ein Kommentar von WINFRIED DOLDERER Essen (ots) - Gut möglich, dass nichts dran ist an der neuesten
Skandalgeschichte rund um das Zwickauer Terrortrio. Viel mehr als der
Hinweis eines Bundesanwalts, der sich zu erinnern meint, vor zehn
Jahren einen Namen auf einer Liste gesehen zu haben, liegt bislang ja
auch nicht vor. Und der Betroffene lässt aus der Haft dementieren.
Gut möglich also, dass die Affäre um die Mordtaten des
"Nationalsozialistischen Untergrunds" für die Sicherheitsbehörden
nicht noch peinlicher wird als sie ohnehin schon ist. Noch
peinlicher, das hieße: mehr...
- WAZ: Wenn die schwarze Troika sich feiert
- Leitartikel von Ulrich Reitz Essen (ots) - Merkel, Kohl, Schäuble - die schwarze Troika
inszeniert sich, Geburtstage und Jubiläen feiernd, so, wie der
Altkanzler seine CDU immer sehen wollte: als harmonische "Familje".
Wobei ein Dreieck vielleicht in der Physik eine stabile Veranstaltung
ist, in der Politik ist es das nicht. Kohl hat Schäuble nicht zum
Kanzler gemacht, Merkel ihn nicht zum Präsidenten. Kohl hat in der
Spendenaffäre erst sich selbst erledigt, bevor er von Merkel vom
Thron geschubst wurde, um hernach Schäuble mit in diesen Sumpf zu
ziehen. Alles mehr...
- NRZ: Salomonisch - ein Kommentar von JAN JESSEN Essen (ots) - Wenn man es positiv bewerten will, dann ist der
Gesetzentwurf zu den Beschneidungen von Jungen ein salomonischer. Die
operative Entfernung der Vorhaut bleibt zwar eine Körperverletzung,
wird aber auch dann nicht bestraft, wenn sie nicht aus medizinischen
Gründen geboten ist - kurz: Beschneidungen aus religiösen Gründen
bleiben weiterhin erlaubt. Juden und Muslime können das ihnen
wichtige Ritual also künftig weiter bei Ärzten durchführen lassen,
die für die im Gesetzentwurf geforderte "gebotene und wirkungsvolle
Schmerzbehandlung" mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|