Lausitzer Rundschau: Ärztin am Athener Krankenbett
Zum Besuch von Bundeskanzlerin Merkel in Griechenland
Geschrieben am 09-10-2012 |
Cottbus (ots) - Spät, aber noch nicht zu spät ist Angela Merkel
nach Athen gereist. Es war bisher, als ob die Chefärztin den
Patienten nicht besuchen wollte, weil sie wusste, dass sie mit
Vorwürfen über die höllischen Schmerzen der von ihr verordneten
radikalen Therapie konfrontiert werden würde. Es war, als kneife sie.
Ihre schwere Krankheit, diesen Verfall durch chronische Überdosierung
mit Krediten, haben sich die Griechen selbst zuzuschreiben. Die
Schuldzuweisungen an Berlin sind im Kern falsch. Auch dass die
Krankheit so schwer verläuft, ist Sache Athens. Kein deutscher
Politiker kann dafür, wenn die Reichen dort nicht wenigstens jetzt
zum Steuerzahlen gebracht werden, wenn es nur die Armen und die
Jungen trifft. Es ist beschämend, dass sich am Dienstag mit dem
Linken Bernd Riexinger ein deutscher Parteivorsitzender im Ausland
der Demagogie gegen sein eigenes Land anschloss. Mit den einfachen
Menschen Griechenlands ist hingegen Solidarität angebracht. Und wer
sie hierzulande nicht aufbringt, auch weil er täglich über den
angeblichen Griechen-Schlendrian aufgehetzt wird, der sollte sich an
das Schicksal der vielen Ostdeutschen erinnern, denen Sozialismus und
Wende ebenfalls ihre Lebensplanung zerriss, ohne dass sie individuell
etwas dafür konnten. So wie Ostdeutschland ein Teil Deutschlands ist
und war und deshalb geholfen werden musste, so ist Griechenland ein
Teil Europas. Die Schuldenkrise ist ein Stresstest für die
europäische Solidarität. Merkels Zögern hatte auch damit zu tun, dass
sie lange glaubte, ihren Wählern daheim diese Solidarität nicht
abverlangen zu können. Dass es mit der Solidarität also in Wahrheit
nicht weit her ist. Lange nahm die Kanzlerin Rücksicht auf die
"Griechenland-Raus"-Strategen, die es in ihrer Partei und noch mehr
bei ihren Partnern CSU und FDP zuhauf gibt. Merkel hat den Kranken
deshalb länger leiden lassen als nötig. Und sie hat dann strikt auf
Zuckerbrot und Peitsche bestanden, Leistung und Gegenleistung, Kredit
gegen Reform. Jetzt freilich droht der Patient an einer Überdosis
dieser harten Medikation zu sterben. Jetzt braucht er vorübergehend
mehr Zuckerbrot - mehr Vertrauen, mehr Zeit, mehr Investitionen und
sehr bald noch mehr Geld. Merkel muss das nun den Deutschen erklären.
Denn die Kanzlerin hat dem griechischen Patienten gestern Mut
gemacht. Und ein solches Versprechen am Krankenbett verpflichtet auch
die Ärztin.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
422090
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Merkels teure Symbolpolitik
Sebastian Jost über die Finanztransaktionssteuer Berlin (ots) - Es sind keine schönen Botschaften, mit denen Angela
Merkel nach Griechenland gereist ist. Weitere schmerzliche Reformen
verlangt die Kanzlerin von dem Krisenland. Doch zeitgleich
signalisierte die Bundesregierung im fernen Luxemburg, dass sie die
Südländer nicht alleinlassen will mit den Lasten der Krise. Auch ihre
Verursacher sollen zahlen - über eine Finanztransaktionssteuer. Die
neue Abgabe ist die eierlegende Wollmilchsau der Fiskalpolitik -
zumindest für die EU-Kommission, die Bundesregierung und einige
andere mehr...
- Weser-Kurier: Zu Merkels Besuch in Athen schreibt der Bremer "Weser-Kurier" in seiner Ausgabe vom 10. Oktober: Bremen (ots) - Herausgekommen ist beim Besuch in Athen ein
Balanceakt. Nette Sätze wie "Wir sind Freunde" beim Treffen mit
Regierungschef Antonis Samaras. Die Ankündigung, dass zwei unter
deutscher Betreuung stehende EU-Projekte mit einem Volumen von 30
Millionen Euro starten können. Und natürlich die Mahnung an die
Gastgeber, beim Sparen nicht nachzulassen. Merkel hatte keine
Geschenke im Gepäck, aber auch keine Daumenschrauben. Sie will
Griechenlands Finanzen nicht gegen die Wand fahren lassen, sie will
aber auch keine Rettung mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu USA / Wahlen / Romney / Obama Osnabrück (ots) - Fehlerhaft
Für Mitt Romney ist die Rechnung voll aufgegangen. Zwar ist sein
Umfrage-Vorsprung hauchdünn und wird außerdem von einem konservativen
Meinungsforschungsinstitut verbreitet. Dass Romney gegen den
favorisierten Amtsinhaber Obama überhaupt einmal die Nase vorn hat,
überrascht aber.
Seine zahlreichen Patzer, meinte das Obama-Lager wohl, überlebt
Romney politisch nicht. Im schillernden US-Wahlkampf ist ein
verfrühtes Frohlocken jedoch gefährlich. Obamas Team hat sich diesen
schweren Fehler geleistet mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Europa / Finanzkrise / Finanztransaktionssteuer Osnabrück (ots) - Überfällig
Die Kosten der Finanzkrise summieren sich weltweit auf
Billionenbeträge. Das heißt, auf Tausende von Milliarden Euro. Die
Verursacher, also den Finanzsektor, daran zu beteiligen ist
selbstverständlich. Theoretisch. In der Praxis haben selbst die
Stürme und Turbulenzen der jüngsten Vergangenheit noch nicht alle
Regierungen wachgerüttelt.
Es ist deshalb gut, wenn elf EU-Staaten jetzt vorangehen und eine
Finanztransaktionssteuer einführen. Wer es ernst meint mit der
Bändigung der Finanzwelt und mehr...
- Neue OZ: Kommentar zu Energie / Strom / Preise Osnabrück (ots) - Merkels teurer Energiemurks
Was sich die Bundesregierung bei der Energiewende leistet, ist
finster. Noch 2011 hatte Kanzlerin Angela Merkel versprochen, die
Ökostrom-Umlage dürfe nicht über rund 3,5 Cent pro Kilowattstunde
steigen. Die Realität ist eine andere: Die Bundesnetzagentur erwartet
einen Anstieg der Zwangsabgabe zur Subventionierung erneuerbarer
Energien auf über fünf Cent. Das heißt: Strom wird für immer mehr
Haushalte zu einem kaum noch bezahlbaren Gut. Davor warnen
Verbraucherschützer und Sozialverbände mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|