NRZ: Blamage mit Ansage - ein Kommentar von JAN JESSEN
Geschrieben am 06-11-2012 |
Essen (ots) - Im August kommenden Jahres wird es nicht genügend
Ganztagsbetreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geben;
jedenfalls nicht so viele, dass dem Rechtsanspruch auf einen
Kita-Platz Genüge getan werden könnte. Eine Blamage mit Ansage:
Bereits in den vergangenen Jahren hatte es sich abgezeichnet, dass
der 2007 von der Großen Koalition beschlossene Kita-Ausbau unter den
Zielvorgaben bleiben würde. Es war früh klar, dass Kommunen in
Westdeutschland, wo die Betreuung von Kleinkindern keine Tradition
wie in Ostdeutschland hat, mit den gewaltigen Investitionen
überfordert sein würden.
Die Verfehlung der Ausbau-Ziele ist ärgerlich: Weil sie so lange
absehbar war; weil jetzt auf die Städte und Gemeinden eine Klagewelle
zurollt; weil es gerade die klammen Städte sind, die eine
Sozialstruktur haben, die ein flächendeckendes Betreuungsangebot
dringend notwendig macht; vor allem aber, weil die Ausbau-Ziele
richtig erkannten gesellschaftlichen Veränderungen Rechnung getragen
haben. Die traditionellen Familienstrukturen - Vater ist
Alleinverdiener, Mutter betreut die Kinder zu Hause - sind längst
aufgebrochen, auch wenn manche Nostalgiker in konservativen Kreisen
das nicht wahr haben wollen. Das ist nicht nur Ausdruck weiblicher
Emanzipation, sondern allzu oft schlichte ökonomische Notwendigkeit:
Ohne ein doppeltes Einkommen kommen viele Familien einfach nicht mehr
über die Runden. Ganz zu schweigen von den zahlreichen
alleinerziehenden Müttern.
Ein Mangel an Krippenplätzen in Kombination mit dem Betreuungsgeld
wird dazu führen, dass speziell Kinder aus sozial abgehängten und
bildungsfernen Schichten nicht in den Genuss frühkindlicher Bildung
kommen werden. Er zementiert zudem die Chancenungleichheit zwischen
den Geschlechtern. Sprich: Er ist ein gesellschaftspolitischer
Skandal.
Der Kita-Ausbau muss deshalb von Bund, Ländern und Kommunen
deutlich energischer angegangen werden als bisher - das gilt auch für
NRW. Mit der Investition in Steine ist es aber noch lange nicht
getan. In den kommenden Jahren werden Zehntausende Erzieherinnen und
Erzieher fehlen. Wenn die Politik hier nicht Abhilfe schafft, indem
sie den Beruf auch finanziell attraktiver gestaltet, scheitert das
ganze Ausbau-Projekt. Die Kinder sollen schließlich nicht aufbewahrt,
sondern betreut werden.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
427346
weitere Artikel:
- NRZ: Not im Pflegeheim - ein Kommentar von WILFRIED GOEBELS Essen (ots) - Wenig Personal, überlastete Pfleger - da kann der
medizinische Notfall im Pflegeheim vor allem nachts und am Wochenende
schnell zum Problemfall werden. Nicht immer weiß die Pflegekraft, wie
der Patient behandelt wurde, und der Hausarzt in Rufbereitschaft kann
nicht minutenschnell überall sein. Es gibt nur einen Weg: Ärzte,
Kliniken und Heime müssen enger kooperieren, um die medizinische
Versorgung zu verbessern. Dabei geht es auch um Kosten: Wer Nacht-
und Wochenenddienste für Ärzte in Pflegeheimen gesetzlich
vorschreiben mehr...
- WAZ: Der Präsident muss versöhnen
- Kommentar von Gudrun Büscher Essen (ots) - Es ist Zufall, dass in dieser Woche beide
Weltmächte, die USA und China, ihre politische Führung bestimmen. In
den USA hat das Volk entschieden - nach einem langen, lauten, zum
Teil hässlichen Wahlkampf, mit einem komplizierten, antiquierten und
auch ungerechten Wahlsystem, aber frei und demokratisch. In China
wird in der großen Halle des Volkes entschieden, aber unter
Ausschluss desselben. Wer die Inszenierung des Führungswechsels in
Peking betrachtet, lernt die pathosgetränkten US-Wahlkämpfe in ihrer
ganzen Härte mehr...
- Märkische Oderzeitung: Märkische Oderzeitung (Frankfurt/Oder) zu Frankreich Frankfurt/Oder (ots) - François Hollande hat die Krise der
französischen Wirtschaft nicht verursacht. Diese ist vielmehr die
Folge einer Reihe von Fehlentwicklungen über viele Jahre. Daraus
resultieren ein Verlust an Wettbewerbsfähigkeit, ein enormes Defizit
im Außenhandel, eine zweistellige Arbeitslosenrate sowie eine
Staatsverschuldung, die schon an der Kreditwürdigkeit des Landes
zweifeln lässt. Doch mehr als nur zaghafte Korrekturen unterblieben,
weil schon diese auf heftigen Widerstand stießen. Und Hollande, der
Sozialist, mehr...
- Trierischer Volksfreund: Fortsetzung des Nürburgring-Prozesses - Leitartikel Trierischer Volksfreund 07.11.2012 Trier (ots) - Die Nürburgring-Affäre hängt der
rheinland-pfälzischen SPD seit vier Jahren wie ein Klotz am Bein und
hat sie bereits bei der Landtagswahl 2011 etliche Wählerstimmen
gekostet. Und jetzt das: Ministerpräsident Kurt Beck und alle seine
damaligen Minister müssen im Ring-Prozess als Zeugen aussagen.
Zweifellos ein erneuter Tiefschlag.
Wohlgemerkt: Weder Kurt Beck noch seine designierte Nachfolgerin
Malu Dreyer oder die anderen Ressortchefs sitzen wie
Ex-Finanzminister Ingolf Deubel auf der Anklagebank. Aber sie stehen mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Kindergartenplätzen Bielefeld (ots) - Der politische Streit um die richtige
Kitastatistik dürfte den meisten Eltern herzlich egal sein. Für sie
ist nur wichtig: Bekommen wir jetzt im August einen Platz für unser
Kleinkind oder nicht? Deswegen wird das schwarz-rote Hickhack viele
junge Familien befremden. Und deren Suche nach einem Ausweg geht mit
lange bewährten Hilfsmitteln weiter: Großeltern, Nachbarn,
Au-pair-Mädchen, Tagesmutter. Auch ist die Frage müßig, ob nun
eigentlich der SPD-Ministerin der Betreuungsrückstand in NRW
anzulasten ist - oder mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|