DER STANDARD-KOMMENTAR "Europas Spiel mit verdeckten Karten" von András Szigetvari
Geschrieben am 13-11-2012 |
Griechen-Kredite kommen nicht zurück - zu sagen traut sich das
nur der IWF - Ausgabe vom 14.11.2012
Wien (ots) - Der Umgang zwischen dem Internationalen Währungsfonds
(IWF) und der Eurozone erinnert an das Gehabe an einem Stammtisch.
Solange der Abend andauert, zieht man einander auf und stichelt
herum, bleibt aber im Grunde freundlich. Wer aber den Fehler macht
und als Letzter heimgeht, zahlt die Zeche.
IWF-Chefin Christine Lagarde und Eurogruppenchef Jean-Claude Juncker
lieferten sich am Montagabend einen Schlagabtausch darüber, wann
Griechenland seine vorgegebenen Reformziele erfüllen soll. Die Sache
wäre an sich läppisch, drehte sich der Streit nicht um die Frage, ob
Athen einen zweiten Schuldenerlass braucht: Der IWF ist dafür, die
Eurozone dagegen.
Seit dem Ausbruch der Krise gerieten Währungsfonds und die Eurozone
öfter aneinander. Im Falle Lettlands wollte der IWF 2009, dass der
baltische Staat seine an den Euro gekoppelte Währung abwertet. Die
Europäer wehrten sich erfolgreich. Zu Beginn des Hilfsprogramms für
Irland ein Jahr später versuchte der Fonds einen Schuldenschnitt für
die Gläubiger der irischen Banken durchzusetzen. Der IWF wollte damit
den Staat entlasten, scheiterte jedoch mit dem Vorstoß.
Während Konflikte also nichts Neues sind, wurden sie bisher diskret
ausgetragen. Damit ist Schluss. Vor allem der Währungsfonds streute
in den vergangenen Wochen medial geschickt seine Forderung nach einem
zweiten griechischen Haircut. Es kann gut sein, dass Lagarde
politischem Kalkül und nicht einem spontanen Reflex folgte, als sie
Junckers Darstellung zu Griechenland öffentlich widersprach.
Denn in den kommenden Monaten, allerspätestens aber nach der
deutschen Bundestagswahl 2013 wird der Verteilungskampf rund um die
Überreste der Griechenland-Milliarden beginnen. Wer sich rechtzeitig
in Stellung bringt, ist im Vorteil. Fest steht, dass Griechenland
ohne weiteren Schuldenschnitt - diesmal bei den öffentlichen Krediten
- nicht auf die Beine kommen wird. Die Staatsverschuldung des
Mittelmeerlandes wird bis 2014 auf 190 Prozent der
Wirtschaftsleistung steigen. Eine solche Dimension wäre selbst für
ein prosperierendes Land kaum tragbar. Für Griechenland, das im
fünften Jahr in einer Rezession versinkt, ist die Last jedenfalls zu
groß, und zwar ganz gleich, ob das Land aus dem Euroraum austritt
oder nicht. Daran werden auch kosmetische Eingriffe wie die Senkung
der Zinsen für die Kredite nichts ändern.
Es geht also inzwischen vor allem darum, wann und wie der zweite
Haircut durchgezogen wird. Wird sich die Europäische Zentralbank
beteiligen, wer verzichtet auf wie viel? Das alles ist auch den
Euro-Finanzministern bewusst. Doch der IWF tut sich leichter,
Wahrheiten offen auszusprechen. Das hat weniger mit einer moralischen
Überlegenheit als mit den Rechenschaftspflichten zu tun:
IWF-Entscheidungen werden hinter verschlossenen Türen gefällt. Die
Politiker der Eurozone sind hingegen ihrem Wahlvolk verantwortlich
und müssen den Umgang mit Steuergeldern rechtfertigen. Noch
wichtiger: Der IWF hat leicht reden, denn er trägt nie Verluste aus
Programmen. Über diese gängige, aber nirgendwo festgeschriebene
Praxis ließe sich durchaus diskutieren.
Aber dafür müssten die Europäer erst das Terrain aufbereiten, indem
sie die Karten auf den Tisch legen und beginnen, der Öffentlichkeit
zu erklären, dass die an Athen ausbezahlten Kredite nie voll
zurückgezahlt werden. Die Zeit drängt. Der Letzte zahlt die Zeche.
Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70 DW 445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
428920
weitere Artikel:
- Air China setzt auf Flügen zwischen China und Deutschland höherwertiges Flugzeug vom Typ B777-300ER ein Peking (ots/PRNewswire) - Ab dem 22. November wird
Air China auf der Strecke zwischen Peking und Frankfurt
Langstrecken-Großraumflugzeuge vom Typ B777-300ER einsetzen.
(Foto: http://photos.prnewswire.com/prnh/20121113/CN11772
[http://photos.prnewswire.com/prnh/20121113/CN11772]) (Logo:
http://photos.prnewswire.com/prnh/20080625/CNW017LOGO
[http://photos.prnewswire.com/prnh/20080625/CNW017LOGO])
Weil die Route Peking-Frankfurt als ausgesprochen wichtig erachtet
wird, bietet Air China nun zweimal täglich Verbindungen zwischen den
beiden mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Eon Bielefeld (ots) - Man hat den Eindruck, da jammert ein Konzernboss
auf hohem Niveau: Der Gewinn von Eon, so dessen Chef Johannes
Teyssen, werde im nächsten Jahr wohl nicht die ursprünglich
anvisierten 3,2 bis 3,7 Milliarden Euro erreichen. Peng! macht es an
der Börse und das Eon-Papier rauscht in die Tiefe. Minus elf Prozent!
Es ist der größte Tagesverlust in der Geschichte des Versorgers. Es
interessierte die Investoren kein bisschen, dass Eon bisher gut
verdient hat. Um sagenhafte 150 Prozent kletterte der Überschuss von
Januar mehr...
- RPS ernennt Dr. med. Jonathan M. Fishbein zum Executive Vice President und Chief Medical Officer Fort Washington, Pennsylvania (ots/PRNewswire) -
ReSearch Pharmaceutical Services, Inc. (RPS) teilte heute mit, es
habe Dr. med. Jonathan M. Fishbein zum Executive Vice President und
Chief Medical Officer ernannt. RPS ist ein modernes Institut für
Auftragsforschung, das umfassende globale Lösungen für klinische
Studien der Phasen I bis IV für die Biopharmaindustrie und Hersteller
medizinischer Geräte anbietet,
In seiner neuen Rolle wird Dr. Fishbein die Verantwortung für die
Leitung und strategische Ausrichtung der Abteilungen für Medizin, mehr...
- Happy Birthday, Crysis! Crytek's Shooter Franchise feiert Fünfjähriges Jubiläum / Ein halbes Jahrzehnt nach Veröffentlichung inspiriert und begeistert Crysis seine Fans noch immer Frankfurt (ots) - Die Crytek GmbH feiert diese Woche das
fünfjährige Jubiläum seines damals wie heute technisch
anspruchsvollen Action-Shooters Crysis. Erstmals am 13. November 2007
veröffentlicht, sammelte Crysis viel Lob und viele internationale
Auszeichnungen für seine neuartige, offene Spielwelt und seine
unvergleichliche Grafikpracht ein.
Fünf Jahre danach ist Crysis zu einem Franchise heran gewachsen,
aus dem mit Crysis Warhead - das die Originalstory aus Crysis
erweitert - und Crysis 2 zwei weitere Spiele entstanden sind. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Positive Lage in der Bauwirtschaft
Wie aus einer Krise Gutes erwächst
MATTHIAS BUNGEROTH Bielefeld (ots) - So paradox es klingt: Die wirtschaftliche Krise
einiger europäischer Staaten ist letztlich für die deutsche
Bauwirtschaft ein Konjunkturprogramm erster Ordnung. Ein nachhaltig
positiver Trend ist für die Baubetriebe aber längst kein
Automatismus. Die Politik muss hier endlich Handlungsfähigkeit
beweisen, damit die Bauwirtschaft auch in den kommenden Jahren ihre
Rolle als Konjunkturlokomotive erfüllen kann. Hier bietet speziell
die von der schwarz-gelben Koalition in Berlin beschlossene
Energiewende eine Steilvorlage. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|