NRZ: Schlichte Weltbilder - ein Kommentar von WINFRIED DOLDERER
Geschrieben am 18-12-2012 |
Essen (ots) - Da haben wir es schwarz auf weiß: Altersarmut? Halb
so wild. "Lebensleistungsrente"? "Solidarrente"? "Grüne
Garantierente"? Überhaupt sämtliche Modelle, die darauf hinauslaufen
sollen, Mini-Einkünfte im Alter durch Umverteilung von Steuer- oder
Beitragsmitteln auf ein halbwegs erträgliches Niveau anzuheben?
Überflüssiges, sogar schädliches Brimborium. Das hat jetzt mit
mathematischer Präzision der Wissenschaftliche Beirat des
Wirtschaftsministeriums festgestellt. Ein Wunder wäre es auch
gewesen, wären die Rechenkünstler zum gegenteiligen Ergebnis gelangt.
Ihr Auftraggeber heißt schließlich Philipp Rösler, und dem
Bundeswirtschaftsminister passt seit Monaten die ganze Richtung
nicht, die die Rentendebatte nicht allein bei SPD und Grünen, sondern
auch in der Union genommen hat. Den Auftakt dazu hat im Frühherbst
die Arbeitsministerin gemacht, als sie das Getrommel für ihre Idee
einer "Zuschussrente" mit der schrillen Warnung untermalte, demnächst
werde schon jeder Facharbeiter im Alter dem Elend verfallen. Kollege
Rösler hält jetzt dagegen. Mit der Botschaft, dass sich vor
Altersarmut kaum jemand ernsthaft ängstigen müsse. Theoretisch
zumindest. Wenn alles gut geht. Denn wie das so ist mit Prognosen,
vor allem wenn sie die Zukunft betreffen: Auch diese ist extrem
voraussetzungsreich. Röslers Optimal-Szenario hat zur Bedingung, dass
jeder Arbeitnehmer fleißig in die Riester-Kasse einzahlt, bis 67
durcharbeitet und eine bruchlose Erwerbsbiographie hinter sich
bringt. Dass mit anderen Worten der Arbeitsmarkt eine
Wünschdirwas-Veranstaltung ist, Aber ist er das? Graue Theorie. Nicht
weniger freilich als die Thesen jener Soziallobbyisten, die noch
immer meinen, man müsste nur alle Reformen des vergangenen Jahrzehnts
zurückdrehen und alles wäre wieder gut. Armut sei "politisch
gewollt", lautet ihre Formel. Wo man hinschaut: Schlichte Weltbilder.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
437868
weitere Artikel:
- Schwäbische Zeitung: Und kein bisschen weise - Kommentar Leutkirch (ots) - Nach der Zulassung eines Volksbegehrens gegen
die Studiengebühren droht der Staatsregierung womöglich eine weitere
Niederlage vor Bayerns höchstem Gericht: Im Fall der Altersgrenze für
hauptberufliche Kommunalpolitiker wäre der CSU eine solche Klatsche
nur zu gönnen.
Die Halsstarrigkeit, mit der sich die Regierungskoalition gegen
die Wahrheit wehrt, dass immer mehr Senioren topfit sind, ist nicht
zu fassen - und dazu ein schlechtes Beispiel für die
Privatwirtschaft, die sich nur zaghaft vom unsinnigen Jugendwahn mehr...
- Schwäbische Zeitung: Armut lässt sich nicht schönfärben - Kommentar Leutkirch (ots) - Nein, in Deutschland liegen keine frierenden
Rentner unter den Brücken, und hungern muss auch niemand. Doch ist
das Grund genug zur Entwarnung? Das Schönreden der sozialen
Verhältnisse, wie es der wissenschaftliche Beirat beim
Bundeswirtschaftsministerium macht, hilft jedenfalls nicht weiter.
Das Augen-fest-zumachen ist schon einmal passiert, bei der Frage der
Einwanderung. In den 70er- und 80er-Jahren hat man so lange
bestritten, dass Deutschland ein Einwanderungsland ist, bis sich eine
"verlorene Generation" etabliert mehr...
- Schwäbische Zeitung: Ramaphosas Wahl ist blanker Hohn - Kommentar Leutkirch (ots) - Die Wahl von Jacob Zuma zum ANC-Chef war keine
Überraschung mehr. Der wahre Genickschlag für die innerparteilichen
Gegner des südafrikanischen Staatschefs war aber die Wahl zu seinem
Vize. Der Geschäftsmann Cyril Ramaphosa hat nun gute Chancen, Zuma an
der Staatsspitze nachzufolgen. Seine Wahl ist eine Absage an den
zuletzt tonangebenden linken Parteiflügel, der allzu gern Südafrikas
Schlüsselindustrien - vor allem den Bergbau - verstaatlichen würde
und damit ausländische Investoren zunehmend nervös gemacht hat.
mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTARE
Wirtschaft wendet sich von Steinbrück ab
Die Rote Karte
ALEXANDRA JACOBSON, BERLIN Bielefeld (ots) - Die Herausforderungen für den
SPD-Kanzlerkandidaten Peer Steinbrück reißen nicht ab. Kaum hat er
das Herz seiner Genossen erobert, zeigt ihm die Wirtschaft die kalte
Schulter. Gleich zwei Umfragen belegen, dass die Mehrheit der
Entscheider in den Konzernetagen und im Mittelstand weiter auf Angela
Merkel als Kanzlerin setzt. Für Steinbrück sind das trübe
Nachrichten. Er gilt als geborener Kandidat der Mitte, der durch
finanzpolitischen Sachverstand potenzielle Unionswähler an sich
binden kann. So ganz verwunderlich mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR
Armutsbericht
Schönrechner
WOLFGANG MULKE Bielefeld (ots) - Für die Bundesregierung ist die Welt noch in
Ordnung. Altersarmut ist kein Problem, also ist auch keine Strategie
dagegen vonnöten. Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften schauen auf
die arbeitende Bevölkerung und entdecken Schattenseiten des
Wohlstands. Fast jeder Sechste ist danach arm und Hartz IV schuld
daran. So einfach kann die Welt sein, je nach Sicht der Dinge. Vor
allem die Bundesregierung muss sich den Vorwurf der Schönrechnerei
gefallen lassen. Vielleicht treffen die Hochrechnungen der Regierung
sogar mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|