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Deutsche Wirtschaft trotzt 2012 europäischer Wirtschaftskrise Staat erzielt erstmals seit 2007 Finanzierungsüberschuss

Geschrieben am 15-01-2013

Wiesbaden (ots) - Die deutsche Wirtschaft ist im
Jahresdurchschnitt 2012 weiter gewachsen: Um 0,7 % war das
preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt (BIP) höher als im Vorjahr. Dies
ergaben erste Berechnungen des Statistischen Bundesamtes (Destatis).
In den beiden vorangegangenen Jahren war das BIP sehr viel kräftiger
gestiegen (2010 um 4,2 % und 2011 um 3,0 %). Dabei handelte es sich
aber um Aufholprozesse nach der weltweiten Wirtschaftskrise 2009. "Im
Jahr 2012 erwies sich die deutsche Wirtschaft dagegen in einem
schwierigen wirtschaftlichen Umfeld als widerstandsfähig und trotzte
der europäischen Rezession", sagte Roderich Egeler, Präsident des
Statistischen Bundesamtes, heute auf einer Pressekonferenz zum
Bruttoinlandsprodukt 2012 in Wiesbaden. Allerdings habe sich die
deutsche Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte deutlich abgekühlt.

Bruttoinlandsprodukt, preisbereinigt, verkettet
Veränderung gegenüber dem Vorjahr (in Prozent):

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
0,0 - 0,4 1,2 0,7 3,7 3,3 1,1

2009 2010 2011 2012
- 5,1 4,2 3,0 0,7

Kalenderbereinigt errechnet sich eine höhere BIP-Wachstumsrate von
0,9 %, da 2012 - unter anderem aufgrund der arbeitnehmerfreundlichen
Lage der Weihnachtsfeiertage - drei Arbeitstage weniger zur Verfügung
standen als 2011.

Bruttoinlandsprodukt, preis- und kalenderbereinigt, verkettet
Veränderung gegenüber dem Vorjahr (in Prozent):

2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008
0,0 - 0,4 0,7 0,8 3,9 3,4 0,8

2009 2010 2011 2012
- 5,1 4,0 3,1 0,9

Auf der Verwendungsseite des Bruttoinlandsprodukts erwies sich der
Außenhandel angesichts eines schwierigen außenwirtschaftlichen
Umfelds als sehr robust: Deutschland exportierte im Jahr 2012
preisbereinigt insgesamt 4,1 % mehr Waren und Dienstleistungen als
ein Jahr zuvor. Gleichzeitig stiegen die Importe lediglich um 2,3 %.
Die Differenz zwischen Exporten und Importen - der Außenbeitrag -
steuerte 1,1 Prozentpunkte zum BIP-Wachstum 2012 bei und war damit
einmal mehr wichtigster Wachstumsmotor der deutschen Wirtschaft.

Die Binnennachfrage entwickelte sich unterschiedlich: Zwar wurde
im Inland mehr konsumiert (+ 0,8 % bei den privaten und + 1,0 % bei
den staatlichen Konsumausgaben). Die Investitionen konnten aber
erstmals seit der Wirtschaftskrise 2009 keinen positiven Beitrag zum
BIP-Wachstum liefern. Sie gingen zum Teil deutlich zurück: Die
Bauinvestitionen um 1,1 % und die Ausrüstungsinvestitionen sogar um
4,4 %.

Charakteristisch für die Entstehung des Bruttoinlandsprodukts im
Jahr 2012 ist eine Zweiteilung der Wirtschaft: In den
Dienstleistungsbereichen legte die preisbereinigte
Bruttowertschöpfung gegenüber 2011 zum Teil kräftig zu. Dagegen
rutschten sowohl das Produzierende Gewerbe ohne Baugewerbe (- 0,8 %)
als auch das Baugewerbe (- 1,7 %) ins Minus. Insgesamt stieg die
preisbereinigte Bruttowertschöpfung aller Wirtschaftsbereiche genau
wie das BIP um 0,7 %. Die Zahl der Erwerbstätigen erreichte 2012 mit
41,6 Millionen das sechste Jahr in Folge einen neuen Höchststand. Die
Arbeitsproduktivität, gemessen als preisbereinigtes
Bruttoinlandsprodukt je Erwerbstätigen, ging 2012 um 0,3 % zurück. Je
Erwerbstätigenstunde gerechnet nahm die Arbeitsproduktivität dagegen
um 0,4 % zu, weil das Arbeitsvolumen der Erwerbstätigen weniger stark
gestiegen ist als das Bruttoinlandsprodukt.

Die Staatshaushalte waren im Jahr 2012 weiter auf
Konsolidierungskurs: Der Staatssektor - dazu gehören Bund, Länder,
Gemeinden und Sozialversicherungen - beendete das Jahr nach noch
vorläufigen Berechnungen mit einem Finanzierungsüberschuss in Höhe
von 2,2 Milliarden Euro. Dabei reduzierte der Bund sein Defizit im
Vergleich zum Vorjahr noch einmal deutlich, während die Gemeinden und
vor allem die Sozialversicherungen wie schon im Jahr 2011 einen
kräftigen Überschuss erwirtschafteten. Gemessen am
Bruttoinlandsprodukt in jeweiligen Preisen errechnet sich daraus für
den Staat eine Überschussquote von 0,1 %. Damit kann der Staat für
2012 erstmals seit 2007 wieder einen ausgeglichenen Haushalt
vorweisen.

Ausführlichere Informationen zu den Ergebnissen der
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechungen für das Jahr 2012 enthält das
Statement von Präsident Roderich Egeler auf der heutigen
Pressekonferenz sowie das zusätzliche Begleitmaterial
"Bruttoinlandsprodukt 2012 für Deutschland", das unter
www.destatis.de --> Presse & Service --> Presse --> Pressekonferenzen
verfügbar ist.

Am 14. Februar 2013 wird das Statistische Bundesamt erste
Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen für das vierte
Quartal 2012 sowie die überarbeiteten Ergebnisse für das Jahr 2012
veröffentlichen (nur BIP). Detaillierte Ergebnisse folgen am 22.
Februar 2013.

Die im August 2012 veröffentlichten Ergebnisse für die Jahre 1991
bis 2011 wurden - wie immer zum jetzigen Zeitpunkt - nicht
überarbeitet.

Ergebnisse der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen können auf
den Internetseiten von Destatis abgerufen werden. In der Fachserie 18
"Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen", Reihe 1.1 "Erste
Jahresergebnisse" stehen tiefer gegliederte Ergebnisse zur Verfügung.
Diese und weitere Veröffentlichungen sind unter www.destatis.de -->
Publikationen erhältlich. Ein ausführlicher Qualitätsbericht für die
Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen findet sich unter
www.destatis.de --> Publikationen --> Qualitätsberichte -->
Volkswirtschaftliche Gesamtrechnungen.

Eine methodische Kurzbeschreibung zum Bruttoinlandsprodukt bietet
die Online-Fassung dieser Pressemitteilung unter www.destatis.de.

Weitere Auskünfte gibt:

VGR-Infoteam, Telefon: (0611) 75-2626, E-Mail:
bip-info@destatis.de

Bruttoinlandsprodukt, Bruttonationaleinkommen und Volkseinkommen

2009 2010 2011 2012

Veränderung gegenüber dem Vorjahr in %


In jeweiligen Preisen
Private Konsumausgaben 0,1 3,0 3,8 2,4
Konsumausgaben des Staates 5,2 2,6 2,5 2,7
Bruttoanlageinvestitionen - 11,1 6,5 7,9 - 0,8
darunter:
Ausrüstungsinvestitionen - 22,6 10,3 7,3 - 4,1
Bauinvestitionen - 2,0 4,4 9,0 1,3
I n l ä n d i s c h e
V e r w e n d u n g - 2,6 4,4 4,4 1,3
Exporte - 15,5 16,6 10,9 5,2
Importe - 14,1 16,3 13,0 4,0
B r u t t o i n l a n d s-
p r o d u k t (BIP) - 4,0 5,1 3,9 2,0

Bruttonationaleinkommen - 2,8 4,7 3,7 2,2
Volkseinkommen - 4,1 5,9 3,4 1,9
Arbeitnehmerentgelt 0,3 3,0 4,5 3,6
Unternehmens- und
Vermögenseinkommen - 12,4 12,0 1,3 - 1,4
Verfügbares Einkommen der
privaten Haushalte - 0,5 3,0 3,2 2,3

Preisbereinigt, verkettet
Private Konsumausgaben 0,1 0,9 1,7 0,8
Konsumausgaben des Staates 3,0 1,7 1,0 1,0
Bruttoanlageinvestitionen - 11,6 5,9 6,2 - 2,1
darunter:
Ausrüstungsinvestitionen - 22,5 10,3 7,0 - 4,4
Bauinvestitionen - 3,2 3,2 5,8 - 1,1
I n l ä n d i s c h e
V e r w e n d u n g - 2,5 2,6 2,6 - 0,3
Exporte - 12,8 13,7 7,8 4,1
Importe - 8,0 11,1 7,4 2,3
B r u t t o i n l a n d s-
p r o d u k t (BIP) - 5,1 4,2 3,0 0,7
Nachrichtlich:
BIP je Erwerbstätigen - 5,2 3,6 1,6 - 0,3
BIP je Erwerbstätigen-
stunde - 2,5 1,8 1,6 0,4

Bruttowertschöpfung insgesamt - 5,6 4,6 3,0 0,7
darunter:
Produzierendes Gewerbe ohne
Bau - 17,7 15,8 6,2 - 0,8
Baugewerbe - 6,5 6,9 4,6 - 1,7


Wachstumsbeiträge zum preisbereinigten BIP in %-Punkten

Private Konsumausgaben 0,1 0,5 1,0 0,4
Konsumausgaben des Staates 0,5 0,3 0,2 0,2
Bruttoanlageinvestitionen - 2,2 1,0 1,1 - 0,4
darunter: Ausrüstungs-
investitionen - 1,8 0,7 0,5 - 0,3
Bauinvestitionen - 0,3 0,3 0,6 - 0,1
Vorratsveränderungen u.Ä. - 0,7 0,6 0,2 - 0,5
Inländische Verwendung - 2,3 2,5 2,4 - 0,3
Außenbeitrag - 2,9 1,7 0,6 1,1



Rückfragen an obigen Ansprechpartner oder an:
Statistisches Bundesamt
Telefon: (0611) 75-3444
E-Mail: presse@destatis.de


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