Westdeutsche Zeitung: Steinbrück =
von Martin Vogler
Geschrieben am 16-01-2013 |
Düsseldorf (ots) - So schnell wie Kanzlerkandidat Peer Steinbrück
derzeit Popularität verliert, können sich neue Spekulationen und
Gerüchte über die Auswirkungen auf die SPD gar nicht entwickeln. Was
passiert da? Niemand hat das Parteiprogramm umgeschrieben, selbst
politische Nuancen haben sich kaum verändert. Der Kandidat hat
lediglich unglückliche Äußerungen getätigt. Wohlwollende könnten das,
was er über Politikergehälter oder den Abzug von Bonner Ministerien
sagte, sogar konsequent und ehrlich finden. Doch - auch wegen des
Trubels um sehr gut bezahlte Vortragsveranstaltungen - gibt es nur
eine Richtung: abwärts. Wenn die SPD am Sonntag in Niedersachsen
nicht die Wahl gewinnt, wird es bitter. Die Sozialdemokraten blieben
zwar im zweitgrößten Flächenland Deutschlands weiter in der
Opposition, doch noch vor wenigen Monaten zweifelte niemand an einer
glanzvollen Wachablösung. Und der Buhmann wird nicht der dortige
Spitzenkandidat, der zurückhaltende und sehr freundliche Stephan Weil
sein. Der war von Anfang an außerhalb Hannovers, wo er
Oberbürgermeister ist, nicht sehr bekannt, hat aber einen sehr
soliden Wahlkampf nah an den Menschen geführt und an Popularität
zugelegt. Weil wird dann eben sein Amt als Stadtoberhaupt aufgeben,
um Oppositionsführer im Landtag zu werden. Schrammen blieben bei ihm
keine zurück. In der SPD wird jedoch die Spekulation um Steinbrücks
Anteil am verpassten Sieg hochkochen. Verbunden mit der Angst,
angesichts der Negativstimmung auch bei der viel wichtigeren
Bundestagswahl im Herbst alle Chancen zu verspielen, wird die
Diskussion um den richtigen Kandidaten mit neuer Heftigkeit eröffnet.
Wenn Machtoptionen in Gefahr scheinen, sind auch Treueschwüre für
Steinbrück nichts mehr wert. Selbst Hannelore Kraft, die eigentlich
gestern wieder ein klares Bekenntnis zu NRW ablegte, könnte wieder
ins Spiel kommen. Wenn die Partei laut genug nach einer Retterin
riefe, könnte sie sich kaum dagegen sperren. Nach der Wahl in
Hannover kann in den Parteien viel passieren. Insider gehen fest
davon aus, dass Philipp Röslers Ende als FDP-Chef dann besiegelt ist.
Doch je nach Wahlausgang kann die SPD noch mit ganz anderen
Personalien überraschen.
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Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
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