Südwest Presse: Kommentar: Schavan
Geschrieben am 10-02-2013 |
Ulm (ots) - Schweren Herzens" verkündete Bundeskanzlerin Angela
Merkel am vergangenen Samstag das, was die breite Öffentlichkeit für
unvermeidlich und unabweisbar gehalten hatte: Annette Schavan, erst
vier Tage zuvor von der Düsseldorfer Universität zur Ex-Doktorin
degradiert, ist nun auch Ex-Ministerin. So weit, so gut? Ein Zeichen
der gesunden politischen Kultur unseres Landes, für die öffentliche
Kontrolle seiner Führungselite? Mitnichten. Sondern eher Ausdruck
dafür, wie die Skandalisierung der Politik voranschreitet - und dabei
kaum noch zwischen Lappalie und ernsthaftem Fehlverhalten
unterschieden wird. Niemand wird die mit Vorsatz betriebene
Guttenbergsche Plagiatsvariante mit dem Fall Annette Schavans
vergleichen. War im einen Fall fast kriminelle Energie am Werke, mag
man Schavan vielleicht Unachtsamkeit oder Schludrigkeit unterstellen.
Und dennoch: Der Rücktritt der Ministerin war tatsächlich
unvermeidlich. Doch nicht wegen der 33 Jahre zurückliegenden Fehler
beim Verfassen der Doktorarbeit. Wäre dies tatsächlich der Maßstab,
hätte noch manch anderer Politiker in Deutschland ein Problem. Nein,
die Kanzlerin wurde zum Handeln gezwungen, weil sie sich im Wahljahr
nicht einem Oppositions-Dauerfeuer aussetzen konnte und wollte.
Deshalb der schnelle, klare Schnitt, um sich und Schavan aus der
Schusslinie zu nehmen. Selbst im Fall ihrer politischen Freundin und
engsten Vertrauten folgte Angela Merkel damit den gnadenlosen
Spielregeln des atemlosen Berliner Politik-Betriebs. Die von allen
Parteien bescheinigten Verdienste der Bildungsministerin um den
Wissenschaftsstandort Deutschland spielten bei der Entscheidung keine
Rolle mehr. Ist ein vermeintlicher Skandal - und mag die Beweislage
noch so unklar sein - erst einmal in der Welt, bleibt keine Zeit mehr
für ein ausgewogenes Urteil. Doch gerade bei der Bildungsministerin
hätte genauere Aufklärung stattfinden müssen. Wäre ein zweites
Gutachten zum selben Ergebnis wie die Düsseldorfer Universität
gekommen? Und hätte nicht eine grundsätzliche Diskussion über die
Grundlagen wissenschaftlichen Arbeitens stattfinden müssen? Diese
Fragen muss jetzt ein Gericht klären. Kommt es zum Schluss, dass
Annette Schavan durch die Universität zu Unrecht der Täuschung
bezichtigt wird, mag das für die CDU-Politikerin eine persönliche
Genugtuung sein. Ihre politische Karriere als Ministerin oder in
anderen herausragenden Positionen ist nicht mehr zu retten.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
446085
weitere Artikel:
- WAZ: Es steckt viel Bush in Obama
- Kommentar von Dirk Hautkapp Essen (ots) - Seine Anhänger kriegen bei dem Satz Bauchschmerzen.
Stimmen tut er trotzdem. Im Friedensnobelpreisträger Barack Obama
steckt viel George W. Bush. Nirgends wird das deutlicher als im
Drohnen-Krieg gegen islamistische Terrorverdächtige. Fliegende
Exekutionskommandos sprechen "Recht". Obama und seine Top-Berater
spielen dabei Staatsanwälte, Geschworene und Richter in einem; in
diesem Fall Scharfrichter. Unabhängiger Einspruch? Zwecklos.
Gewaltenteilung? Ignoriert. Der Weg zur Todesurteilsfindung? Geheim.
Kollateralschäden mehr...
- WAZ: Ein Gebot der Vernunft
- Kommentar von Klaus Brandt Essen (ots) - Das Wasser aus der Ruhr neu bewerten? Unser
Trinkwasser? Manchem wird schon bei dem Gedanken daran mulmig. Nun,
besser jetzt ein mentales Unwohlsein, als irgendwann krank zu werden
- und nicht zu wissen wovon. Dies ist kein Spiel mit Ängsten. Es ist
ein Gebot der Vernunft. Der Vorstoß des obersten deutschen
Trinkwasserhüters ist richtig und wichtig. Ja, die
Trinkwasserqualität der Ruhr gehört neu auf den Prüfstand. Auf einen
Prüfstand, der besser ist als aktuelle Qualitätskontrollen. Die
Wasserversorger klammern sich mehr...
- Westdeutsche Zeitung: Merkel konnte Schavan nicht halten =
Von Lothar Leuschen Düsseldorf (ots) - Die Kanzlerin traurig, die Union betroffen, und
selbst die Opposition quittiert den Rücktritt von
Bundesbildungsministerin Annette Schavan mit einem bedauernden
"schade, aber . . .". Mit dem jüngsten Opfer der Plagiatsjäger tut
sich die Öffentlichkeit sehr schwer. Zu undurchsichtig das Verfahren,
zu lange her die Verfehlungen. Kein "Markieren und Einfügen", wie
beispielsweise bei Karl-Theodor zu Guttenberg hat Schavans
Doktorarbeit in Misskredit gebracht, sondern womöglich nur unsauberes
Zitieren. Damit werden sich mehr...
- WAZ: NRW-CDU geht wieder leer aus
- Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Der NRW-CDU ergeht es bei der Schavan-Nachfolge wie
einem statusbewussten Abteilungsleiter mit vielen Untergebenen,
Eckbüro und jeder Menge Berufserfahrung, dem in der Beförderungsrunde
dennoch die qualifizierte Seiteneinsteigerin vorgezogen wird. Selbst
nach dem kalten Rauswurf von Umweltminister Röttgen denkt Kanzlerin
Merkel offenbar gar nicht daran, den mitgliederstärksten
CDU-Landesverband nach Regionalproporz zu bedienen. Das sagt einiges
über den schwindenden Bundeseinfluss der Christdemokraten von Rhein
und mehr...
- WAZ: Gabriel kritisiert Berlin-Glamour
- Kommentar von Wilhelm Klümper Essen (ots) - Gabriel überrascht. Statt auf Merkel und Schavan
einzudreschen, lobt der SPD-Chef: "Frau Schavan ist eine
hochanständige und kompetente Kollegin, um die es mir außerordentlich
leidtut." Der lange Zeit als politischer Leichtfuß und Hallodri
geschmähte Siggi Pop legt in letzter Zeit eine neue Nachdenklichkeit
an den Tag. Erst kürzlich hat er preisgegeben, wie er in seiner
verkorksten Kindheit unter seinem Nazivater gelitten hat. Jetzt
bekennt Gabriel, dass er versuche, jeden Abend von Berlin zu Baby,
Frau und pflegebedürftiger mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|