Westdeutsche Zeitung: Merkel konnte Schavan nicht halten =
Von Lothar Leuschen
Geschrieben am 10-02-2013 |
Düsseldorf (ots) - Die Kanzlerin traurig, die Union betroffen, und
selbst die Opposition quittiert den Rücktritt von
Bundesbildungsministerin Annette Schavan mit einem bedauernden
"schade, aber . . .". Mit dem jüngsten Opfer der Plagiatsjäger tut
sich die Öffentlichkeit sehr schwer. Zu undurchsichtig das Verfahren,
zu lange her die Verfehlungen. Kein "Markieren und Einfügen", wie
beispielsweise bei Karl-Theodor zu Guttenberg hat Schavans
Doktorarbeit in Misskredit gebracht, sondern womöglich nur unsauberes
Zitieren. Damit werden sich nun Gerichte beschäftigen müssen, weil
die Universität Düsseldorf keine restlos überzeugende Begründung für
den Entzug der Doktorwürde präsentieren konnte. Es dürfte Monate
dauern, bis Schavan weiß, ob sie wieder Doktorin ist oder weiter gar
keinen akademischen Abschluss hat.
In der Zwischenzeit fragen sich immer mehr Menschen, was
eigentlich los ist in der bundesdeutschen Politik. Kanzlerkandidaten
tapsen von einem Fettnäpfchen ins nächste, Mandatsträger müssen sich
reihenweise vorwerfen lassen, ihre Meriten mit Pfusch und Schummelei
verdient zu haben. Gleichzeitig verpulvert die öffentliche Hand in
Berlin, Hamburg und Stuttgart Milliarden über Milliarden mit schlecht
geplanten und noch schlechter kontrollierten Großprojekten. Und im
September wird ein neuer Bundestag gewählt.
Aus genau diesem Grund wird abgewiegelt, wegdiskutiert, ignoriert,
ausgesessen oder sehr schnell gehandelt. Angela Merkel müsste eine
gute Schauspielerin sein, wenn ihre Betroffenheit im Fall Schavan
gekünstelt gewesen wäre. Viel wahrscheinlicher ist, dass die
Kanzlerin wirklich bedauert, eine besonnene und loyale Mitstreiterin
für ihre Politik zu verlieren. Dass sie ihre Vertraute dennoch
fallenließ, ist ihrem Pragmatismus geschuldet. Sie kann sich eine
Dauerdiskussion über die Dissertation einer Ministerin im Wahljahr
einfach nicht leisten. Also muss Schavan gehen. So ist das in der
Politik.
Und an irgendwelchen Computern mit Internetzugang laden die
Plagiatsjäger schon nach für ihre Hatz um der Hatz und des Kopfgeldes
willen. Sehr sympathisch ist das nicht. Es trägt seit dem Fall
Schavan vielmehr dazu bei, dass sich ob des Bildes, das die Politik
und deren Beobachter abgeben, zunehmend Unbehagen breitmacht.
Pressekontakt:
Westdeutsche Zeitung
Nachrichtenredaktion
Telefon: 0211/ 8382-2370
redaktion.nachrichten@westdeutsche-zeitung.de
www.wz-newsline.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
446088
weitere Artikel:
- WAZ: NRW-CDU geht wieder leer aus
- Kommentar von Tobias Blasius Essen (ots) - Der NRW-CDU ergeht es bei der Schavan-Nachfolge wie
einem statusbewussten Abteilungsleiter mit vielen Untergebenen,
Eckbüro und jeder Menge Berufserfahrung, dem in der Beförderungsrunde
dennoch die qualifizierte Seiteneinsteigerin vorgezogen wird. Selbst
nach dem kalten Rauswurf von Umweltminister Röttgen denkt Kanzlerin
Merkel offenbar gar nicht daran, den mitgliederstärksten
CDU-Landesverband nach Regionalproporz zu bedienen. Das sagt einiges
über den schwindenden Bundeseinfluss der Christdemokraten von Rhein
und mehr...
- WAZ: Gabriel kritisiert Berlin-Glamour
- Kommentar von Wilhelm Klümper Essen (ots) - Gabriel überrascht. Statt auf Merkel und Schavan
einzudreschen, lobt der SPD-Chef: "Frau Schavan ist eine
hochanständige und kompetente Kollegin, um die es mir außerordentlich
leidtut." Der lange Zeit als politischer Leichtfuß und Hallodri
geschmähte Siggi Pop legt in letzter Zeit eine neue Nachdenklichkeit
an den Tag. Erst kürzlich hat er preisgegeben, wie er in seiner
verkorksten Kindheit unter seinem Nazivater gelitten hat. Jetzt
bekennt Gabriel, dass er versuche, jeden Abend von Berlin zu Baby,
Frau und pflegebedürftiger mehr...
- Märkische Oderzeitung: zur Ankündigung der Tänzerin Sasha Waltz, Berlin zu verlassen: Frankfurt/Oder (ots) - Das die Taschen zuhaltende Berlin hat über
solche verwunschenen Aufführungen wie "Dido & Äneas" und darüber
gestaunt, wie die Compagnie durch auswärtige Produktionen jenes Geld
erwirtschaftet, um in der Hauptstadt überleben zu können. Wegen
dieses kulturpolitischen Treppenwitzes denkt Sasha Waltz nun darüber
nach, Berlin zu verlassen. Käme es dazu, würde das nicht nur
beweisen, welche Fantasie- und Mutlosigkeit dort regieren. Es wäre
auch ein aktueller Beitrag zum Thema, wie Vielfalt beschnitten wird.
mehr...
- Märkische Oderzeitung: zur Koalition in Niedersachsen: Frankfurt/Oder (ots) - Insgesamt will die neue Regierung die
Politik der Vorgänger weitgehend fortsetzen, aber dabei Akzente
setzen. So soll Gorleben als Atommüll-Endlager ausgeschlossen und
Straßenbauprojekte vorerst nicht weiter forciert werden - "dicke
Bretter" sind das nicht gerade, die Weil bohren will. Aber genau das
hat er angekündigt. Doch das dürfte schwierig werden angesichts der
Mehrheit von nur einem Sitz im Parlament.
Pressekontakt:
Märkische Oderzeitung
CvD
Telefon: 0335/5530 563
cvd@moz.de mehr...
- Märkische Oderzeitung: zu Schavan: Frankfurt/Oder (ots) - Egal, ob hierzulande bis auf Mord alles
nach 30 Jahren verjährt ist - eine Politikerin, deren Universität ihr
nicht nur fehlerhaftes wissenschaftliches Arbeiten, sondern
systematische und vorsätzliche Täuschung attestiert hat, kann in
diesem sensiblen Bereich nicht mehr als eine Ministerin tätig sein,
die auch Vorbild für den Wissenschaftsbetrieb sein muss. Am Ende hat
Annette Schavan der Kanzlerin noch einen Freundschaftsdienst
geleistet. Mit jedem Tag, den sie länger gewartet hätte, wäre sie zu
einer Belastung mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|