DER STANDARD-KOMMENTAR "Abgehoben in der Neosphäre" von Michael Völker
Geschrieben am 18-03-2013 |
Selbstbewusst im Establishment: Bürger wollen Politik
gestalten - Ausgabe vom 19.3.2013
Wien (ots) - In vielen Gesprächen politisch interessierter
Menschen werden derzeit die Neos als mögliche Alternative diskutiert
und hinterfragt. Die Unzufriedenheit mit den anderen Parteien ist so
massiv, dass das Antreten einer neuen politischen Gruppe, die auf
den ersten Blick halbwegs ernst zu nehmen ist, grundsätzlich positiv,
fast sehnsüchtig aufgenommen wird. Vor allem jene Bürger, die das
Liberale Forum zwar längst nicht mehr gewählt haben, aber immer noch
vermissen, schauen da genauer hin. Seit Neos und die Überbleibsel des
LIF tatsächlich ein Wahlbündnis geschlossen haben, ist auch
ausreichend öffentliche Aufmerksamkeit vorhanden. Sind die Neos
tatsächlich ernst zu nehmen? Sie vermitteln einen dynamischen
Eindruck, immerhin. Sie berufen sich auf das Unwohlsein so vieler
Bürger, die die Lähmung, die Lethargie, die Oberflächlichkeit und
auch die Niveaulosigkeit des derzeitigen politischen Establishments
satthaben. Ein bisschen Wutbürger ist dabei, ein bisschen Mutbürger.
Parteichef Matthias Strolz kann sich artikulieren, er hat ein
Sendungsbewusstsein, das hart ans Querulative und ans
Wichtigmacher-Syndrom heranreicht. Für die notwendige Beharrlichkeit
und die zu überwindende Frustrationsschwelle im Tagesgeschäft sind
das gute Voraussetzungen. Dass es ein nahezu widerspruchsloses
Zusammengehen mit dem Liberalen Forum gab, spricht für soziale
Intelligenz und eine erwachsene Kommunikationsbefähigung, die nicht
unbedingt selbstverständlich ist. Negatives Gegenbeispiel sind die
Piraten, die zwar über Sendungsbewusstsein verfügen, sich aber
generell in internen Auseinandersetzungen aufreiben, ehe sie ins
Argumentative geraten. Der Begriff liberal ist Auslegungssache, passt
aber in mancher Hinsicht auf die Neos. Eigenverantwortung ist ein
zentraler Begriff. Auch neoliberal ist als Punzierung nicht ganz
falsch. Mit ihrer Positionierung als "Vertreter der Nettozahler"
schmiegt sich die neue Partei an eine recht elitäre und kleine
Bevölkerungsgruppe an. Die Forderungen nach einer kräftigen
Steuersenkung, nach Abschaffung der Pensionsprivilegien, einer
Verschlankung des Staates und weiteren "klugen" Privatisierungen hat
man woanders auch schon gehört. Bei der ÖVP etwa. Bei den Neos mag
manches frischer klingen und aufgrund des aufgeregten Enthusiasmus,
der im Eifer der ersten Bühnenerfahrung an den Tag gelegt wird, mit
mehr Glaubwürdigkeit versehen sein. Hier wird mit Eifer gearbeitet,
nicht mit der gelangweilten Routine der anderen Parteien, die sich
auf dem politischen Parkett personell und inhaltlich verschlissen
haben. Die Neos sind aufgeschlossen, aber auch konservativ, man nennt
das gerne wertekonservativ. Ob man gleichgeschlechtlichen Paaren
gleiche Rechte zugestehen will, muss erst ausdiskutiert werden. Eher
nicht, wie es ausschaut. Da sind die neuen Freunde vom Liberalen
Forum einen Schritt weiter. Damit keine Missverständnisse entstehen:
Mit linkem Gesocks hat man bei den Neos nichts am Hut, man grüßt sich
freundlich, bestenfalls. Es tut der Politik fraglos gut, wenn sich
engagierte und beseelte Menschen einbringen und das System verändern
wollen. Auch die Grünen könnten sich an dieser Konkurrenz erfrischen
- und sympathischer als das Stronach?sche Politikershopping ist der
Auftritt der Neos sowieso. Das Wahlziel von zehn Prozent ist
allerdings - wie einiges im Wahlprogramm - aufgeblasen und abgehoben.
Rückfragehinweis:
Der Standard
Tel.: (01) 531 70 DW 445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
453300
weitere Artikel:
- Westdeutsche Zeitung: Die höheren Beamten in NRW müssen mit Nullrunden leben =
von Frank Uferkamp Düsseldorf (ots) - Der Beschluss der rot-grünen Landesregierung
wird viele Beamte hart treffen: Befinden sie sich in den höheren
Besoldungsgruppen, werden sie in diesem und im nächsten Jahr ebenso
wie die Pensionäre mit Nullrunden leben müssen. Das steht im
Gegensatz zu den Aussagen der SPD im Wahlkampf, die eine Umsetzung
der Tarifsteigerung für alle versprach. Vor allem aber ist die
Kernklientel der Grünen betroffen. Schulministerin Sylvia Löhrmann
musste akzeptieren, dass die allermeisten Lehrer an Gymnasien und
Gesamtschulen mehr...
- NRZ: Schwierige Situation für Beitz - ein Kommentar von LOTHAR PETZOLD Essen (ots) - Er ist zweifelsohne einer der großen Deutschen. Er
war die Lichtgestalt in Zeiten des Wirtschaftswunders nach dem
Zweiten Weltkrieg. Er schaffte zu Zeiten des Kalten Krieges den
Brückenschlag nach Osten. Oft waren es die Politiker, die dem agilen
Manager folgten. Berthold Beitz schaffte es nicht nur, gute Geschäfte
für den Krupp-Konzern einzufahren. Er zeigte ein Bild von der neuen,
demokratischen Bundesrepublik und half damit, neue Freunde zu
gewinnen. Die Leistungen des Mannes, der während der Nazizeit
Hunderten Juden mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Fatal / Kommentar zum NPD-Verbotsverfahren Mainz (ots) - Juristisch gesehen ist es unerheblich, ob nur der
Bundesrat beim Bundesverfassungsgericht einen Antrag auf Verbot der
NPD stellt und nicht auch die Bundesregierung in Karlsruhe vorstellig
wird. Denn die obersten Richter werden sich wie bisher auch allein an
die Faktenlage halten. Beim letzten Mal hat sie nicht nur nicht
ausgereicht, der Antrag war schlicht und einfach schlampig
vorbereitet und der Rechtsstaat bis auf die Knochen blamiert.
Politisch gesehen aber ist das jetzt von der FDP erzwungene Nein ein
fatales Zeichen, mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Zu leicht / Kommentar zur Anti-Fluglärm-Initiative Mainz (ots) - Fluglärm ist ein Thema, das die Menschen der Region
in doppeltem Wortsinn noch lange nicht zur Ruhe kommen lassen wird.
Und der Lärm ist - das lässt sich durch keinen Verweis auf die
positiven wirtschaftlichen Effekte des Flughafens wegdiskutieren -
ungerecht verteilt. Die neuerliche Initiative der
SPD-Oberbürgermeister aus Mainz, Frankfurt,Hanau und Offenbach ist
also berechtigt. Aber trotzdem erst einmal chancenlos. Chancen haben
die Stadt-Chefs nur, wenn sie so viel Gewicht wie möglich in die
Waagschale werfen können. mehr...
- neues deutschland: FDP und NPD-Verbot: Vetomächte Berlin (ots) - Es wird der FDP schmeicheln, von Angela Merkel als
Zünglein an der Waage zum NPD-Verbotsantrag betrachtet zu werden.
Wenigstens das eine Mal Vetomacht ... Ein Veto fürs Ego, die
Versuchung ist sicher immens. Ausgerechnet dieses Mal wäre ein
Verzicht aber wünschenswert gewesen, ein Egoveto wäre pure
Regierungsunfähigkeit. Weil es dann von sträflicher Geringschätzung
eines gesellschaftlichen Missstandes zeugte. Also soll unterstellt
sein, dass ernsthaftes liberales Selbstverständnis zum Beschluss
geführt hat, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|