DER STANDARD - Kommentar "Kultur ist billiger als Unkultur" von Alexandra Föderl-Schmid
Geschrieben am 12-04-2013 |
Österreich muss sich Projekte wie in Linz und einen eigenen
Minister leisten
Wien (ots) - Für ein Musiktheater fast 178 Millionen Euro
auszugeben ist in Zeiten wie diesen keine Selbstverständlichkeit. Und
auch nicht, bei einem Bau die Kosten einzuhalten - bei der Hamburger
Elbphilharmonie explodierten sie von geplanten 77 auf derzeit 575
Millionen. Auch wenn für Feuerwehrdepots und Fußballstadien in diesem
Land in Summe viel mehr ausgegeben wird, so muss man sich für ein
Kulturprojekt dieser Dimension rechtfertigen. Das hat Oberösterreichs
Landeshauptmann Josef Pühringer bei der Eröffnung getan und darauf
verwiesen, dass das neue Linzer Musiktheater ein Signal über die
Landesgrenzen hinaus ist: "Weil deutlich wird, dass letztlich in
Oberösterreich sogar Großprojekte der Kultur noch durchsetzbar sind
und nicht der Populismus am Ende der Sieger ist." Es ist der
ÖVP-dominierten Landes- und der SPÖ-regierten Stadtregierung
anzurechnen, dass sie nicht aufgegeben haben, als 2000 die von der
FPÖ initiierte, erste landesweite Volksbefragung mehrheitliche
Ablehnung des "Theaters im Berg" ergeben hat. Sie sind vor dumpfen
So-viel-Geld-für-Kultur-Populismus nicht eingeknickt. Auch wenn in
Linz die Chance vergeben wurde, mit dem Projekt im Berg einen
spektakulären Kulturbau wie Jorn Utzons Opernhaus in Sydney, Frank
Gehrys Guggenheim-Museum in Bilbao oder Peter Cooks Kunsthaus in Graz
zu errichten. Diese Bauten sind derzeit in der Ausstellung
"Kultur:Stadt" in der Berliner Akademie der Künste zu sehen. Das
Linzer Musiktheater wird international kein Aufsehen erregen: Die
Fassade erinnert eher an ein Parkhaus, innen strahlt das Gebäude den
Charme des von Architekt Terry Pawson intendierten "Wohnzimmers" aus.
Die Öffnung zum Park hin wirkt jedoch einladend. Der vom nunmehrigen
Staatsopern-Generalmusikdirektor Franz Welser-Möst favorisierte
zweite Standort neben Ars Electronica Center, Brucknerhaus und Museum
Lentos hätte eine Kulturmeile an der Donau kreieren können. Jetzt
müssen die Verantwortlichen ein Programm finden, damit sich das Haus
in der österreichischen_ Kulturlandschaft etablieren kann und
tatsächlich ein Grund ist, auf dem Weg zwischen Wien und Salzburg
stehenzubleiben - wie zur Eröffnung vielfach behauptet. Zumal in St.
Pölten mit Brigitte Fürle eine ebenfalls ambitionierte neue
Intendantin werkt. Mit dem Konzerthaus Muth in Wien, dem jüngst
eröffneten Opernhaus in Erl und hochkarätigen Festivals wie in
Grafenegg gibt es im Klassiksegment in anderen Teilen Österreichs
starke Konkurrenz. Dazu kommen noch die Festspiele in Salzburg und
Bregenz. Wettbewerb ist gut, auch im künstlerischen Bereich. Wenn es
aber nur noch darum geht, anderen Besuchern abzuluchsen, dann wird es
für jede einzelne Kulturinstitution schwieriger zu bestehen und sich
finanziell zu tragen. Das gibt Populisten Stoff. Aber auch hier hat
Pühringer recht, wenn er sagt: "Kultur kostet, aber Unkultur noch
viel mehr." Da jedoch in den nächsten Jahren nicht mehr Geld zur
Verfügung stehen wird, ist eine stärkere Koordinierung notwendig: das
ist im Sinne der Kulturinteressierten wie auch der Steuerzahler. Wenn
nur Großprojekte gefördert werden, droht kleineren Initiativen das
Aus. Österreich, das sich selbst als Kulturnation bezeichnet,
braucht eine aktive Kulturpolitik und eine Person im Ministerrang,
die sich ausschließlich dem Bereich widmet und nicht nebenbei - neben
Lehrerdienstrecht und Gesamtschule.
Rückfragehinweis:
Der Standard, Tel.: (01) 531 70/445
Digitale Pressemappe: http://www.ots.at/pressemappe/449/aom
*** OTS-ORIGINALTEXT PRESSEAUSSENDUNG UNTER AUSSCHLIESSLICHER
INHALTLICHER VERANTWORTUNG DES AUSSENDERS - WWW.OTS.AT ***
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
457786
weitere Artikel:
- Rheinische Post: NSU-Prozess: Integrationsbeauftragte Böhmer begrüßt Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts Düsseldorf (ots) - Die Integrationsbeauftragte der
Bundesregierung, Maria Böhmer (CDU), hat die Entscheidung des
Bundesverfassungsgerichts zur Vergabe von Medienplätzen im
NSU-Prozess begrüßt. "Bei diesem Prozess schaut die ganze Welt auf
uns. Das Vertrauen der Migranten in den Rechtsstaat war durch die
Aufdeckung der NSU-Morde erschüttert. Durch Transparenz und Offenheit
kann es wieder hergestellt werden", sagte Böhmer der in Düsseldorf
erscheinenden "Rheinischen Post" (Samstagausgabe). Dazu gehöre auch,
dass türkische und griechische mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): UNICEF-Kinderstudie
Für Glück hab ich grad' keine Zeit
JOHANN VOLLMER Bielefeld (ots) - Das glücklichste Volk der Erde? Schwer zu sagen.
Kommt ganz auf die Sichtweise an. Fragt man wie die Forscher des
"World Happiness Reports" nach Wohlstand, Gesundheitsvorsorge und
sozialer Sicherheit, liegen die Dänen und ihre skandinavischen
Nachbarn ganz vorne. Deutschland landet hier weltweit auf Rang 30. Es
geht uns also gut. Einigermaßen. Wir können nicht klagen. Danke der
Nachfrage. Verändert man die Definition des Glücks, rutschen
sämtliche Industrienationen aus den Top Ten. Im vergangenen Jahr
fragten Forscher mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Paradiesische Zustände / Leitartikel zu Kampf gegen Steueroasen Stuttgart (ots) - Die nun erfolgte Ankündigung Luxemburgs, von
2015 an das Bankgeheimnis zu lockern, ist ein Durchbruch für die
europäische Politik. Jetzt steht nur noch Österreich der
Verabschiedung der wichtigen Zinssteuer-Richtlinie und der Aufnahme
von Verhandlungen mit Nicht-EU-Staaten über Steuerabkommen im Wege.
Es bedarf keiner hellseherischer Fähigkeiten, um vorherzusagen, dass
es spätestens nach den österreichischen Wahlen im Herbst Bewegung auf
diesem Gebiet geben wird.
Es ist gut, dass versucht wird, das Fenster der mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Eine politische Entscheidung / Kommentar zu NSU-Prozess Stuttgart (ots) - Das Verfassungsgericht hat den türkischen
Journalisten nun den Weg in den Gerichtssaal geebnet. Dass es so
kommt, ist aus vielen Gründen wünschenswert. Die Karlsruher Richter
werden für ihre Entscheidung viel Lob bekommen. Das
Verfassungsgericht hat aber nicht über politische Klugheit und auch
nicht über die Weltfremdheit der Richterkollegen zu entscheiden,
sondern allein über die Verfassungswidrigkeit. So gesehen ist die
einstweilige Anordnung problematisch. Und faktisch haben sich die
Richter gebunden, auch wenn mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Flickschuster / Kommentar zu Hochschulen/Finanzhilfen Stuttgart (ots) - Gerade noch rechtzeitig haben sich Bund und
Länder darauf geeinigt, weitere Milliarden in die Hochschulen zu
investieren. Die Studierendenzahlen schießen in die Höhe, mit dem
Andrang konnte keiner rechnen, als 2007 der Hochschulpakt aufgelegt
wurde. Mit ihm wollte man des Ansturms Herr werden, aber jetzt werden
bis 2015 wohl doppelt so viele Studierende die Hörsäle fluten, wie
zuletzt prognostiziert. Die Not war deshalb so groß, dass keine Zeit
blieb für die üblichen politischen Spielchen zwischen Bund und
Ländern. mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|