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Zahlungsmoral überraschend gut - Inkasso-Frühjahrsumfrage: Jugendliche mit Schuldenproblemen / BDIU und Projekt Schulschwein wollen bessere Schuldenprävention

Geschrieben am 14-05-2013

Berlin (ots) - Die Zahlungsmoral in diesem Frühjahr ist
überraschend gut. In ihrer Trendumfrage melden 78 Prozent der
Mitglieder des Bundesverbandes Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.
(BDIU), dass Rechnungen jetzt genauso gut oder sogar besser als im
Herbst 2012 bezahlt werden. Gründe sind die niedrige Arbeitslosigkeit
und die stabile Binnennachfrage. Der positive Trend erfährt aber
einen Dämpfer. Wegen der Konjunktureintrübung werden die
Unternehmensinsolvenzen 2013 voraussichtlich auf etwa 29.000 Fälle
steigen (2012: 28.304). 41 Prozent der Inkassounternehmen erwarten,
dass die Zahlungsmoral nachlassen wird.

"Das bedeutet: Ein besseres Forderungsmanagement gehört auf die
Tagesordnung der Unternehmen", so BDIU-Präsident Wolfgang Spitz.
Bereits jetzt berichten 76 Prozent der Inkassounternehmen, dass hohe
Zahlungsausfälle bei eigenen Kunden der Grund sind, warum Unternehmen
Rechnungen nicht wie vereinbart begleichen.

Viele Gläubiger vertrauen auf die Zusammenarbeit mit seriösen
Inkassodienstleistern. Dieser Weg könnte sich bald als schwieriger
erweisen. Grund ist das sogenannte "Gesetz gegen unseriöse
Geschäftspraktiken", über das der Bundestag derzeit berät. Es sieht
unter anderem eine Inkassoregulierung vor. Spitz: "Wir begrüßen alle
Maßnahmen, die zum Ziel haben, Verbraucher und Auftraggeber vor
Abzockern zu schützen." Dies erreiche das Gesetz aber nicht. Im
Gegenteil: Seriöse Inkassounternehmen müssten um ihre Existenz
bangen.

Um schwarze Schafe zu bekämpfen, fordert der BDIU eine
Zentralisierung der behördlichen Inkasso-Aufsicht, Berufspflichten
für Inkassounternehmen und die Definition von verbindlichen
Formulierungen für Inkassoschreiben. Verstöße sollten mit Sanktionen
geahndet werden.

Bei den Gebühren regt der BDIU eine eindeutige Anknüpfung, auch
bei den Nebenforderungen, an das Rechtsanwaltsvergütungsgesetz an. In
strittigen Fragen solle eine unabhängige "Schiedskommission
Inkassogebühren" entscheiden. Die BDIU-Mitglieder würden sich deren
Schiedsspruch unterwerfen.

Spitz: "Auswüchse bei Inkassogebühren lassen sich so wirkungsvoll
unterbinden. Das schützt Verbraucher, bekämpft schwarze Schafe und
stärkt gleichzeitig die seriöse Inkassowirtschaft."

Überschuldung Hauptgrund für schlechte Zahlungsmoral

Hauptgrund, warum Verbraucher ihren Zahlungsverpflichtungen nicht
nachkommen, ist Überschuldung. 90 Prozent der Inkassounternehmen
bestätigen das. Weitere Gründe: Arbeitslosigkeit (66 Prozent),
vorsätzliches Nichtbezahlen (57 Prozent) und ein momentaner
Liquiditätsengpass (50 Prozent). Wegen der hohen Überschuldung -
jeder zehnte Erwachsene ist betroffen - wird es in diesem Jahr
voraussichtlich wieder rund 100.000 Verbraucherinsolvenzen geben
(2012: 97.635). Ein weiterer Grund ist die Reform des
Verbraucherinsolvenzverfahrens. Unter bestimmten Voraussetzungen
können Überschuldete künftig schon nach drei statt wie bisher sechs
Jahren von ihren Schulden befreit werden. "Viele insolvenzreif
Verschuldete warten derzeit mit einem Insolvenzantrag, um von einer
schuldnerfreundlicheren Gesetzgebung zu profitieren", so
BDIU-Präsident Spitz.

Junge Verbraucher mit Konsumschulden

Auch immer mehr Jugendliche sind verschuldet. Gründe: zu hohe
Konsumausgaben (83 Prozent der Inkassounternehmen bestätigen das),
ein schlechtes Vorbild des Elternhauses (72 Prozent) und zu wenige
Informationen zur Gelderziehung im Schulunterricht (ebenfalls 72
Prozent).

Marion Kremer, Vizepräsidentin des BDIU: "Es ist auch Aufgabe
unserer Bildungseinrichtungen, junge Menschen auf das
Wirtschaftsleben und den verantwortungsvollen Umgang mit Geld
vorzubereiten."

Hier setzt das private "Projekt Schulschwein" aus München an. Es
stellt Unterrichtsmaterialien zur Verfügung, mit denen
Grundschulkinder ab der ersten Klasse lernen, wie sie Geld sparen und
eigenverantwortlich ausgeben können. Die "Schulschweine" sind
transparente Sparschweine mit vier Fächern, die bestimmten Bereichen
zugeordnet sind: "Sparen", "Ausgeben", "Investieren" und "Gute Tat".
Lehrer erfahren, wie sie die "Schulschweine" direkt in den Unterricht
der Fächer Deutsch, Mathematik, Sachunterricht sowie Religion
beziehungsweise Ethik einbinden können. "Wir wollen damit ein neues
Bewusstsein für Werte und einen verantwortungsvollen Konsum
schaffen", erläutert Stephanie Schmid vom "Projekt Schulschwein" ihr
Engagement. Die 37-jährige Rechtsanwältin betreut in ihrer Praxis
überschuldete Mandanten und weiß, dass die Basis für manche
"Schuldnerkarriere" in frühen Lebensabschnitten gelegt wird.
Ko-Initiatorin Diana Bartl: "Auch die Eltern werden mit eingebunden.
Wir diskutieren mit ihnen über ganz praktische Dinge, zum Beispiel ob
man mit Taschengeld bestrafen darf." Diana Bartl, Mutter einer
10-jährigen Tochter, hält das für falsch. "Kinder sollten Taschengeld
als eine regelmäßige Einnahmequelle kennenlernen. Wenn Eltern mit
Taschengeld bestrafen, riskieren sie, dass Kinder ein gestörtes
Verhältnis zum Thema Geld entwickeln."

Der BDIU unterstützt das Projekt und empfiehlt Grundschulen, mit
den angebotenen Materialien zu arbeiten. "Wir brauchen genau solche
Initiativen, damit nicht immer mehr Menschen in Verschuldung
geraten", sagt BDIU-Vize Marion Kremer.

Alle Informationen unter:
http://www.inkasso.de/presse/frhjahrsumfrage/index.html



Pressekontakt:
Bundesverband Deutscher Inkasso-Unternehmen e.V.
Friedrichstr. 50-55 - 10117 Berlin

Pressesprecher: Marco Weber

Tel.: +49 (0) 30 / 206 07 36 40
Fax: +49 (0) 30 / 206 07 36 33
Mobil: +49 (0) 170 / 201 54 75

Mail: weber@inkasso.de Web: www.inkasso.de


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