Schwäbische Zeitung: Erdogan ist nicht unser Mann - Leitartikel
Geschrieben am 02-06-2013 |
Ravensburg (ots) - Türkische Demonstranten haben am Wochenende in
Stuttgart, Mannheim und Hamburg auf die dramatischen Ereignisse in
Istanbul und anderen Orten der Türkei aufmerksam gemacht. Der
Ministerpräsident der regionalen Supermacht verliert das Augenmaß,
lässt verhaften und verhöhnt auch noch jene, die ihn kritisieren.
Recep Tayyip Erdogan erinnert immer mehr an den früheren ägyptischen
Präsidenten Hosni Mubarak. Dessen Gegner sammelten sich auf dem
Tahrir-Platz. In Istanbul heißt der Ort der Proteste Taksin-Platz.
Erdogan, der Mann der Modernisierung, steht genau dieser jetzt im
Wege. Für viele Türken ist der cholerische Regierungschef nicht mehr
tragbar. Sie wissen, wie schnell der gute Ruf der Türkei als einem
modernen Staat durch Aktionen wie die Polizeieinsätze am Taksin-Platz
zunichte gemacht wird.
Die Urangst der seit zwölf Jahren herrschenden Islamisten von der
Partei für Gerechtigkeit und Fortschritt (AKP) ist die Sorge, dass
ihr Umbau der Türkei in einen sehr islamischen Staat wieder
rückgängig gemacht werden könnte. Der AKP-Star Erdogan, Sohn
anatolischer Zuzügler aus einem Istanbuler Armenviertel, versucht dem
entgegenzusteuern: der öffentliche Konsum von Alkohol soll so
erschwert werden, dass sich irgendwann niemand in einer Kneipe mehr
traut ein Bier zu bestellen. Erdogan lässt gewachsene Istanbuler
Quartiere schleifen, um moderne Stadtentwicklung zu betreiben. Weil
er sich für unentbehrlich hält, würde er gerne die Verfassung ändern,
um seinem Land noch eine dritte Amtszeit dienen zu können.
Erdogan hat nie akzeptiert, dass eine Modernisierung, wie er sie
so erfolgreich betrieben hat, eben auch eine entwickelte
Zivilgesellschaft bedeutet. Vom Tierschützer-Verein bis zur
Schwulen-Initiative hat zumindest die Metropole Istanbul eine
Vielfalt an Bürgergruppen zu bieten, wie keine andere islamische
Großstadt im Nahen Osten. Stattdessen schreckt Erdogan seine Bürger
und brüskiert ausländische Alliierte. Ein geschätzter Partner wird er
nach diesem Wochenende nicht mehr sein.
Pressekontakt:
Schwäbische Zeitung
Redaktion
Telefon: 0751/2955 1500
redaktion@schwaebische-zeitung.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
467066
weitere Artikel:
- Badische Neueste Nachrichten: Erdogans Schiffbruch Karlsruhe (ots) - Er lässt friedliche Demonstranten in einem
Istanbuler Park von der Polizei zusammenknüppeln, er erklärt seine
Moralvorstellungen zum Maß aller Dinge: Der türkische
Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan war in letzter Zeit immer
weniger gewillt, auf Kritik oder Einwände Andersdenkender einzugehen.
Jetzt hat er die Rechnung dafür erhalten - in Form der schwersten
regierungsfeindlichen Unruhen in der Türkei seit seinem Amtsantritt
vor zehn Jahren. Erdogans Regierungsstil, der bisher im Wesentlichen
in dem Prinzip mehr...
- Rheinische Post: SPD will Bundestagswahl zur Abstimmung über "Kopfpauschale" umfunktionieren Düsseldorf (ots) - Die SPD will die Bundestagswahl zur Abstimmung
über die zukünftige Finanzierung der Krankenversicherung
umfunktionieren. Das geht aus einem internen Strategiepapier der
Bundesparteizentrale hervor, das der in Düsseldorf erscheinenden
"Rheinischen Post" (Montagausgabe) vorliegt. Das Eintreten der
Ärzteverbände für das von Schwarz-Gelb favorisierte Modell einer
"Kopfpauschale" rücke die Systemfrage zwischen Gesetzlicher und
Privater Krankenversicherung wieder in den Vordergrund, heißt es
darin. "Diese Polarisierung mehr...
- Rheinische Post: CDU will Computer-Tablets an allen Schulen Düsseldorf (ots) - Die CDU will alle Schulen in Deutschland mit
moderner Computertechnologie und Internetanschluss ausstatten. Das
geht aus dem Entwurf für das Regierungsprogramm hervor, aus dem die
in Düsseldorf erscheinende "Rheinische Post" (Montagausgabe) zitiert.
"Die rasante Entwicklung der Informationstechnologien bietet neue
Chancen auch in der Bildung", heißt es darin unter dem Stichwort
"Schule 2.0". In allen Schulen sollte digitale Technik bereitstehen,
etwa "Tablets" für alle Schüler. Diese sollen nach Auffassung der CDU mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zu Bradley Manning: Ein politischer Prozess - von Christian Kucznierz Regensburg (ots) - Noch bevor der Prozess gegen Bradley Manning
überhaupt begonnen hat, steht fest, dass das Urteil immer umstritten
sein wird. Manning ist für die einen ein Held, weil er Missstände in
der US-Außenpolitik offengelegt hat; sie dürften nichts anderes
erwarten als den Freispruch. Für die anderen ist der junge Soldat ein
Verräter, der eine hohe Haftstrafe verdient hat. An dieser
Argumentation ist zumindest richtig, dass ein Militärangehöriger sehr
wohl weiß, was ihm blüht, wenn er geheime Informationen nach außen
weitergibt, mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Unfreiheit, Ungleichheit, Unbrüderlichkeit - Frankreich ist wegen der Homo-Ehe gespalten. Die Republik bekommt die Grenzen des Laizismus zu spüren. Von Christine Strasser Regensburg (ots) - Die Bürgermeisterin mit blau-weiß-roter
Schärpe, das Bekenntnis zur Treue "in guten wie in schlechten
Zeiten", Musik und ein Kuss: Als sich vergangene Woche in Frankreich
das erste homosexuelle Paar das Jawort gab, war es eine Feier ganz
nach Regeln und Ritus der V. Republik. Dennoch kommt diese
Eheschließung im Land von Freiheit, Einheit und Brüderlichkeit einer
kleinen Revolution gleich. Selten ist in Frankreich über ein Thema so
erbittert gestritten worden wie über das Gesetz zur Homo-Ehe. 136
Stunden und 46 mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|