Lausitzer Rundschau: Der NSU-Ausschuss hat seinen Abschlussbericht vorgelegt
Geschrieben am 22-08-2013 |
Cottbus (ots) - Auch wenn der NSU-Untersuchungsausschuss gestern
nach eineinhalb Jahren einen beeindruckenden Abschlussbericht
vorgelegt hat, heißt das nicht, dass die Arbeit nun eingestellt
werden kann. Das Gegenteil ist der Fall. So einzigartig die
Mordserie und die Vielzahl der damit verbundenen Pannen aufseiten der
Ermittlungsbehörden auch gewesen sind, so allgegenwärtig ist die
rechte Gewalt in Deutschland. 2012 gab es laut Bundesinnenministerium
17600 politisch rechts motivierte Straftaten bundesweit, fast
50 am Tag. Tendenz steigend. Der Terror des NSU ist die extremste
Form des braunen Treibens gewesen. Er muss aber unbedingt in
Verbindung mit dem täglichen Ausmaß des Rechtsextremismus gesehen
werden. Denn ohne ihn wären die Morde, Banküberfälle und
Bombenanschläge der drei Täter nicht möglich gewesen.
Rechtsterroristen werden nicht geboren, wie der Ausschussvorsitzende
Sebastian Edathy richtig angemerkt hat. Sie werden dazu gemacht.
Dafür gibt es in Deutschland einen Nährboden. Es ist also die Aufgabe
des Staates und der Gesellschaft, sich nach Kräften gegen die
Entwicklung zu stemmen. Zumal nach wie vor die Gefahr besteht, dass
sich aus der alltäglichen Gewalt erneut irgendwo rechtsterroristische
Strukturen bilden. Kaum einer hatte damit gerechnet, dass der
Ausschuss so viele erschütternde Erkenntnisse ans Tageslicht bringen
würde, gerade was das unglaubliche Versagen von Polizei,
Verfassungsschutz und politisch Verantwortlichen angeht. Dafür
gebührt den Mitgliedern ein großes Kompliment. Angesichts der
Dimension der Taten war es wichtig, das Gremium nicht parteipolitisch
zu instrumentalisieren. Darauf ist zum Glück verzichtet worden.
Deshalb ist der nun vorgelegte Abschlussbericht auch mehr als nur die
Aufarbeitung dessen, was passiert ist und wodurch es geschehen
konnte. Das Papier mit seinen klugen Empfehlungen ist eine
unverhohlene Aufforderung, die Funktionsfähigkeit der deutschen
Sicherheitsbehörden gerade mit Blick auf den Rechtsextremismus
endlich zu verbessern, wenn nicht sogar wiederherzustellen. Und das
gesellschaftliche Bewusstsein hinsichtlich der Gefahren
rechtsextremen Gedankenguts zu schärfen. Gerade jetzt, wo in einigen
Kommunen bedrohlich vor Asylbewerber- und Flüchtlingsheimen
protestiert wird, scheint dies besonders wichtig zu sein. Diese
Aufgabe kommt nicht nur, aber auch auf die Politik zu. Der nächste
Deutsche Bundestag hat die Pflicht, die Arbeit des Ausschusses
fortzusetzen und den Abschlussbericht nicht einfach in der Schublade
verschwinden zu lassen. Dazu gibt es genügend parlamentarische
Möglichkeiten: von einer Enquete-Kommission über einen eigenen
Ausschuss bis hin zu einem ans Parlament angegliederten Runden Tisch.
Ein solches Gremium müsste dann die Aufgabe haben, die Entwicklung
des Rechtsextremismus in Deutschland stetig zu beobachten, bei der
Prävention Verbesserungen anzustoßen und die Förderung von
zivilgesellschaftlichem Engagement zu forcieren. Ähnlich dem
Petitionsausschuss sollten auch Bürger, Organisationen, vor allem
Opfer der Rechten die Möglichkeit haben, dieses Gremium als eine Art
Anlaufstelle zu nutzen. So würde der Rechtsstaat tatsächlich zeigen,
dass er fähig ist, aus den Fehlern im Umgang mit den NSU-Taten zu
lernen. Nach der Wahl ist der neue Bundestagspräsident gefordert.
Pressekontakt:
Lausitzer Rundschau
Telefon: 0355/481232
Fax: 0355/481275
politik@lr-online.de
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
481334
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Risiko Sucht
= Von Reinhard Kowalewsky Düsseldorf (ots) - Die Untersuchung der AOK zum Suchtverhalten der
Deutschen beinhaltet zwei gute Nachrichten: Junge Leute trinken
weniger Alkohol als oft vermutet. Und: Es sind eher wenige Frauen,
die täglich ein Glas Wein oder Bier trinken. Trotzdem hat die Studie
einige ernüchternde Ergebnisse: Wenn in einem Jahr allein bei den 11
Millionen AOK-Mitgliedern 2,4 Millionen Arbeitstage direkt wegen
Suchtproblemen ausfallen, dann deutet dies auf Hunderttausende
schwierige Schicksale hin: Denn es gehört einiges dazu, bis ein Arzt
einen mehr...
- Rheinische Post: Lehren für die Fahnder
= Von Rena Lehmann Düsseldorf (ots) - Für die Familien der Opfer wird der
Abschlussbericht des NSU-Ausschusses kaum befriedigend sein. Die
verpatzten Ermittlungen um die Morde an Ehemännern, Brüdern oder
Vätern werden dort mit Schlampereien und Eifersüchteleien zwischen
Behörden erklärt. Nachgewiesen wird überdies, dass Ermittler aufgrund
von Vorurteilen gegen Ausländer die Täter in der organisierten
Kriminalität statt unter Rechtsextremen suchten. Zu spät stieß man
auf die Spur der Thüringer Neonazis. Das Vertrauen, dass in einem
Rechtsstaat für jeden mehr...
- Rheinische Post: Gesamtschulen haben Fairness verdient
= Von Gerhard Voogt Düsseldorf (ots) - Gesamtschüler in NRW scheitern häufiger am
Zentralabitur und erzielen in den einzelnen Fächern schlechtere
Durchschnittsnoten als Gymnasiasten. Das belegt die Statistik, die
NRW-Schulministerin Sylvia Löhrmann (Grüne) jetzt vorgelegt hat. Ein
Beleg dafür, dass das Gymnasium die überlegene Schulform ist? Dieser
Schluss wäre unfair. Viele Schüler, die an der Gesamtschule Abitur
machen, hatten keine Empfehlung, zum Gymnasium zu gehen. Das Abitur
dennoch zu schaffen, ist für viele ein persönlicher Erfolg, der
weitere mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar zur Entwicklung der Mietpreise Bremen (ots) - Die jetzt schon mögliche "kleine Mietpreisbremse"
kann die Preistreiberei nicht stoppen. Insofern macht eine
Zehn-Prozent-Deckelung bei Neuvermietungen dort einen Sinn, wo der
Markt aus den Fugen geraten ist - in Hamburg-Blankenese etwa oder den
schicken Vierteln Berlins. Ein Allheilmittel für alle Probleme auf
dem Wohnungsmarkt ist die Deckelung indes nicht, auch wenn uns das
die Parteien - mit Ausnahme der FDP - momentan vorgaukeln wollen. Die
Probleme sind von Ort zu Ort verschieden. In Teilen Berlins sind
jetzt mehr...
- Weser-Kurier: Kommentar zum AOK-Fehlzeiten-Report Bremen (ots) - Es scheint kühn, aus dem Fehltage-Report die
Einschätzung zu gewinnen, dass das Leben ein Jammertal ist. Es ist
noch nicht lange her, da war es nicht weiter ungewöhnlich, dass am
Arbeitsplatz getrunken wurde: Cognac in den Chefetagen, Burgunder bei
den Kreativen und Bier auf der Baustelle. Hoch die Tassen, so jung
kommen wir nie wieder... Wie viele Mitarbeiter jedweden Berufs waren
wohl so gut wie jeden Tag betäubt? Wie viele waren suchtkrank, auch
wenn sie keine Fehltage anhäuften, weil man über ihre Fahne
hinwegging? mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|