WAZ: Lebenslänglich ist nicht lebenslang. Kommentar von Frank Preuß
Geschrieben am 23-08-2013 |
Essen (ots) - Die Vorstellung, Dieter Degowski vielleicht in drei
Jahren irgendwo auf der Straße zu begegnen, darf man fürchterlich
finden. Die Bilder von Gladbeck, sie sind unauslöschlich, der von
Zorn und Trauer getriebene Wunsch, den kaltblütigen Mann für immer
hinter Gittern sehen zu wollen, ist nachvollziehbar. Degowski war
grausam, ein Staat, der Humanität und nicht Vergeltung zu den
Grundprinzipien seiner Rechtsprechung macht, darf nicht grausam sein.
Die Verfassungsrichter haben festgelegt, dass jedem Menschen die
Chance eingeräumt werden muss, irgendwann die Freiheit
wiederzuerlangen. Also auch Degowski, der nicht schlechter zu
behandeln ist als jeder andere Mörder, dessen Tat nicht derartige
Aufmerksamkeit erregte. Er hat die Höchststrafe verbüßt; Gutachter
haben nun regelmäßig zu bewerten, ob er noch eine Gefahr ist. Solange
er das ist, muss er in Haft bleiben. Schlampereien bei der
Überwachung haben das Vertrauen in das Prinzip der schrittweisen
Rückkehr in die Gesellschaft allerdings beschädigt. Ihn auf dem Weg
zu begleiten, ist wichtig. Die Vorstellung aber, Degowski könnte bei
einem Freigang flüchten, ist unerträglich.
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 - 804 6519
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