(Registrieren)

BERLINER MORGENPOST: Tokio 2020 bringt Berlin ins Spiel - Leitartikel von Jens Hungermann

Geschrieben am 08-09-2013

Berlin (ots) - Tokio darf 2020 die Olympischen Spiele ausrichten.
Erstaunlich deutlich votierten die Mitglieder des Internationalen
Olympischen Komitees (IOC) auf ihrer Session in Buenos Aires für
Japans Kapitale. Auch wenn als Bonmot kursiert: "Auf hoher See und im
IOC ist alles möglich" - diese Entscheidung war nicht unbedingt zu
erwarten gewesen. Zuletzt galt Madrid als Favorit. Trotz hoher
Arbeitslosenquote und unübersehbarer ökonomischer Schwierigkeiten
schienen die Spanier sportpolitisch doch eine solide Lösung. Die
meisten Wettkampfstätten wären ohne enorme Investitionen startklar
gemacht worden.

Die boomende türkische Metropole Istanbul war zuvor lange Zeit
favorisiert gewesen. Die Spiele erstmals in ein muslimisches Land an
der Schwelle zwischen Europa und Asien zu vergeben wäre die mutigste,
wegweisendste, ja, die spannendste Wahl gewesen. Wiewohl die
innenpolitischen Proteste gegen die Regierung von Premier Erdogan und
die geografische Nähe zum Krieg in Syrien viel Kredit gekostet haben.

So aber haben sich die Herren der Ringe zu einer konservativen
Lösung entschlossen. Japan ist politisch wie ökonomisch ein stabiles
Land, Tokio war schon 1964 Gastgeber der Spiele. Effizient und
verlässlich in der Organisation und Finanzierung von Großereignissen,
schien Tokio den steinreichen Hütern der olympischen Bewegung
offenkundig die sicherste Variante. Zudem ist die Vergabe ein Hinweis
auf den wachsenden asiatischen Einfluss im Milliardenbusiness
Olympia. Dabei gewann Tokio die Wahl nicht wegen Fukushima - sondern
trotz Fukushima. Die jüngst abermals zugespitzte Lage im havarierten
Atomkraftwerk ist weltweit nicht nur medial ein Thema. Sondern auch
im IOC.

Indem die Olympier ihre Spiele nun zum zweiten Mal in Folge nach
2018 (Pyeongchang/Südkorea) nach Asien vergeben haben, eröffnen sich
Europa neue Möglichkeiten - und Deutschland ebenfalls. Das gilt für
eine neuerliche Bewerbung Münchens für die Winterspiele 2022, aber
auch für eine denkbare Kampagne pro Berlin. Flugs preschte der
Landessportbundpräsident und frühere Sportsenator Klaus Böger (SPD)
am Wochenende vor: Berlin stünde ab 2024 bereit - "wenn der deutsche
Sport es will". Nur steht das derzeit noch sehr infrage. Dabei ist
unzweifelhaft: Winterspiele in München wären der kleine Wurf -
Sommerspiele in Berlin der große. Welcher Katalysator die Spiele für
eine Region sein können, wird Tokio im Laufe der nächsten sieben
Jahre spüren können.

Tokios Wahl indes gereicht Deutschland auf anderem Felde zum
Nachteil. 2020 findet erstmals europaweit die Fußball-EM statt. Der
Deutsche Fußball-Bund erwog eine Bewerbung mit München als Finalstadt
zunächst nur für den Fall, dass Istanbul die Spiele erhält. Nun wird
er wohl auf eine Kampfkandidatur verzichten - und das Endspiel
wahrscheinlich Istanbul zugeteilt. Allerdings hält sich der DFB einen
Trumpf offen: Verzichtet er generös für 2020, hat er für eine EM 2024
in Deutschland ein gutes Argument geschaffen. Sportpolitik ist eben
ein Geben und Nehmen.



Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST

Telefon: 030/2591-73650
bmcvd@axelspringer.de


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

484187

weitere Artikel:
  • Westdeutsche Zeitung: Olympische Spiele = Von Lothar Leuschen Düsseldorf (ots) - Tokio jubelt, Madrid und Istanbul tragen Trauer. Auf den ersten Blick hat sich gestern abgespielt, was immer geschieht, wenn das Internationale Olympische Komitee (IOC) das größte Ereignis der Welt an einen Austragungsort vergibt. Aber auf den zweiten Blick ist alles anders. Denn diesmal hat nicht der beste Kandidat das Rennen gemacht, sondern der Finanzoptimierer des IOC. Zwar ist Tokio schon heute, sieben Jahre vor Eröffnung der Spiele, in der Lage, wichtige Kriterien des IOC zu erfüllen. So sind die meisten Sportstätten mehr...

  • neues deutschland: Zur Olympia-Entscheidung für Tokio Berlin (ots) - Fukushima, war da was? Südkorea verbietet den Import von Fisch aus acht japanischen Präfekturen, weil das verseuchte Kühlwasser aus der lecken Atomruine den Verzehr zu risikoreich erscheinen lässt. Und Dale Klein, einst Chef der US-Atomaufsichtsbehörde NRC, prophezeit, dass es noch mindestens ein Jahrzehnt dauern werde, bis das Problem mit dem kontaminierten Wasser unter Kontrolle ist. Er rät den Japanern dringend, sich endlich von internationalen Experten helfen zu lassen. Noch ein Jahrzehnt strahlt Fukushima - die mehr...

  • Märkische Oderzeitung: Zur Wahl Tokios aus Olympia-Austragungsort 2020 Frankfurt/Oder (ots) - Wieder einmal zeigt sich: Das IOC zieht es dorthin, wo das meiste Geld zu erwarten ist - allen Risiken zum Trotz. Madrid in einem krisengeschüttelten Land und Istanbul als olympischer Novize in einer politisch unruhigen Region hatten da von vornherein keine Chance. Der Gang nach Japan verspricht den Olympiern größtmöglichen Gewinn - nur das zählt. Pressekontakt: Märkische Oderzeitung CvD Telefon: 0335/5530 563 cvd@moz.de mehr...

  • Rheinische Post: Olympia-Entscheidung: Europa ist der Verlierer = Kommentar von Martin Beils Düsseldorf (ots) - Als der Brite Bernie Ecclestone, der erste Mann der Formel 1, mal über globale Entwicklungen sprach, watschte er seine Heimat ab: "Ich glaube, dass Europa in jeder Hinsicht am Ende ist. Der Kontinent wird ein guter Platz für den Tourismus sein, aber nicht viel mehr. Europa gehört der Vergangenheit an." Die jüngsten Entscheidungen des olympischen Sports stützen "Big Bernies" zugespitzte These. Es war zwar keine große Überraschung, dass Tokio bei der Wahl als Ausrichter der Spiele 2020 zum Zug kam, verblüffend war mehr...

  • Mittelbayerische Zeitung: Kommentar zur Olymlpia-Entscheidung: Auf Nummer sicher - von Claus Gehr Regensburg (ots) - Nun ist sie also gefallen, die Entscheidung, wo 2020 die Olympischen Sommerspiele ausgetragen werden. Tokio feiert, Madrid und Istanbul trauern. Überraschend war es letztlich nicht, dass sich das Internationale Olympische Komitee (IOC) für die japanische Hauptstadt entschieden hat. Schließlich ist die asiatische Millionenmetropole in mehrfacher Hinsicht die sichere Wahl. Es ist schade, dass sich die Olympier nicht für Istanbul und damit für Spiele in der muslimischen Welt und an der Grenze zweier Kontinente entscheiden mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Sport-News

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

HSV-Presseservice: Neue Ausrüstung für die Saison 2006/2007 - HSV und PUMA stellen neue HSV-Trikots vor

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht